Gesamtschule Beuel Schulplatz in der Lostrommel

BONN/BEUEL · Losverfahren. Das klingt nach Kirmes, ist aber für viele Eltern und ihre Kinder in den vergangenen Tagen eine ernste Sache. Jetzt bekommen die Familien Post von der weiterführenden Schule, werden darüber informiert, ob ihr Kind angenommen ist oder nicht.

 Abgeschottet: Traudel Gebing-Sommersberg und Thomas Wingenroth verlosen die Plätze.

Abgeschottet: Traudel Gebing-Sommersberg und Thomas Wingenroth verlosen die Plätze.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die integrierte Gesamtschule Beuel (IGS) ist ein Beispiel dafür, wo es weniger Plätze als Anmeldungen gibt. Die Bewerber werden nach einem komplizierten System, das möglichst gerecht sein soll, ausgelost.

Die stellvertretende Schulleiterin Traudel Gebing-Sommersberg und der didaktische Leiter Thomas Wingenroth sind seit dem Anmeldeschluss vergangenen Freitag damit beschäftigt, die 162 Plätze zu verteilen. Die erste Regel richtet sich nach Härtefällen, wovon es etwa ein bis zwei pro Jahrgang gibt.

Die zweite Regel betrifft Geschwisterkinder: Wenn bereits ein Familienmitglied die IGS besucht, wird auch automatisch das nächste angenommen. So fallen schon viele freie Plätze weg, bevor überhaupt das Losverfahren beginnt.

Vom Schulamt der Stadt Bonn wurde ein Aufnahmestopp für Kinder von außerhalb verhängt. War es bisher möglich, dass in Beuel auch Sankt Augustiner die Schulbank drücken, weil es die mit Abstand nächste Gesamtschule ist, geht das nun nicht mehr. "Das sorgt dafür, dass die Kinder jetzt einen weiteren Schulweg haben", sagt Wingenroth. Schlimmer ist, dass dieser Stopp auch für die Geschwister gilt. Ist also ein Mädchen aus Hangelar bereits auf der Schule und der Bruder möchte nun ebenfalls nach Beuel, muss er abgelehnt werden.

Damit niemand die Losung verfälschen kann, ist sie Sache der Schulleitung und anonym. Wingenroth und Gebing-Sommersberg sind dabei abgeschieden von ihren Kollegen. Das Sekretariat packt alle Bewerber in Umschläge, durch die die Namen nicht erkannt werden können. Vorher wird allerdings noch nach Leistungsklassen und Geschlecht sortiert. "Durch diese Aufteilung schaffen wir eine Mischung", sagt Gebing-Sommersberg.

Es gibt drei Leistungsgruppen: Nummer eins sind die besten Schüler, die eine Durchschnittsnote von 1,0 bis 2,2 haben, Nummer zwei von 2,3 bis 2,9 und Nummer drei von 3,0 bis 3,9. Diesen Numerus Clausus hat die Gesamtschule selbst errechnet. Er besteht nicht aus allen Noten der Grundschule und richtet sich auch nicht nach den Empfehlungen der Grundschullehrer. "Wir haben zum Beispiel die Rechtschreibung herausgenommen. Das macht es für die Schüler fairer", sagt Wingenroth.

Darüber, wie viele Schüler aus welcher Gruppe gezogen werden, entscheidet ein Schlüssel, der sich an den Bonner Gesamtschulen nach den prozentualen Anteilen der vergangenen Schuljahre orientiert. Derzeit beträgt er 40 Prozent für Gruppe eins, 40 Prozent für Gruppe zwei und 20 Prozent für Gruppe drei. Jede Gruppe ist im Losverfahren noch einmal in zwei Teile aufgespalten, in einen oberen und einen unteren Bereich.

Das ist notwendig, um die jeweils darunter- oder darüberliegende Gruppe mit Schülern differenzierter aufzufüllen. Dass es blaue Markierungen für Jungen und rosa Markierungen für Mädchen gibt, hängt mit dem idealen 50/50-Mischungsverhältnis in den 27 Schüler starken Klassen zusammen.

Waren vorher bei den Geschwisterkindern etwa mehr Mädchen, wird das nun durch die Ziehung von mehr Jungen ausgeglichen. Vom Schulamt ist auch festgelegt, dass pro Klasse drei Plätze an Kinder mit Förderbedarf vergeben werden müssen. Für sie gibt es eine eigene Losung, die wiederum auf die gleichmäßige Verteilung verschiedener Förderbedarfe abzielt.

Die Termine für Anmeldung, Losung und Information der Eltern sind festgelegt und liegen vor dem Verfahren an Gymnasien oder Sekundarschulen, das kommende Woche startet. So können sich die Schüler auf anderen weiterführenden Schulen bewerben, wenn sie nicht auf der Gesamtschule angenommen wurden.

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