Neuntklässler der Anne-Frank-Schule Schüler betreiben "Breakfast Lounge"

Vilich · Morgens um 5 Uhr aufstehen, um ab 6 Uhr in der Anne-Frank-Schule auf der Matte zu stehen - Piroska (14) hat da kein Problem mit. "Nach einiger Zeit gewöhnt man sich dran."

 Käse-Obst-Spieße und belegte Brötchen zum Frühstück: Caritas-Stiftung, Bonner Unternehmer und IHK unterstützen das Pilotprojekt der Anne-Frank-Schüler.

Käse-Obst-Spieße und belegte Brötchen zum Frühstück: Caritas-Stiftung, Bonner Unternehmer und IHK unterstützen das Pilotprojekt der Anne-Frank-Schüler.

Foto: Max Malsch

Sie gehört zum 15-köpfigen "Breakfast Lounge"-Team, das seit Anfang des Jahres Mitschülern, die mit leeren Mägen zum Unterricht kommen, zweimal in der Woche ein Frühstück anbietet. Montags und mittwochs werden Obstspieße zusammengestellt und Brötchen geschmiert.

Beim gemeinsamen Frühstück konnten sich am Mittwoch die Initiatoren und Unterstützer dieses Projektes davon überzeugen, dass es gut läuft. Die Idee hatte Wilfried Thünker, Chef des Büroservice-Unternehmens Der Thünker, zusammen mit Hildegard Dietz-Wallot des Soroptimistenclubs Bonn-Siebengebirge. Sie wollten etwas im Sinne der "Corporal Social Responsibility" (CSR) umsetzen.

Mit der Bonner Caritas fanden sie eine Stiftung, die sich dafür schnell begeistern ließ. Thünker tat mit Werner Vendel auch einen Getränkelieferanten auf, und nachdem zunächst eine andere Bonner Hauptschule im letzten Augenblick abgesprungen war, fand man mit der Anne-Frank-Schule willige Ansprechpartner.

Die Caritas Stiftung wollte laut Helmut Stahl und Jean-Pierre Schneider vom Kuratoriumsvorstand etwas unterstützen, bei dem es nicht nur um das schlichte Finanzieren geht, sondern um eine handfeste und nachhaltige Maßnahme. "Wer mit knurrendem Magen in der Schule sitzt, hat es schwer, dem Unterricht zu folgen", so Stahl. Das bürgerliche Engagement der Unternehmen, um den Kindern zu helfen, sei deshalb als unterstützenswert befunden worden. Die Beteiligten hoffen, dass die Idee auch an anderen Schulen Schule macht.

Die Schüler, die von Lehrer André Schossier betreut werden, waren von Anfang an mit im Boot. "Wir sind erst mal durch die Klassen gegangen und haben eine Liste derer erstellt, die morgens frühstücken wollen", sagte Schülersprecherin Melissa (17). Nach Helfern habe man nicht lange suchen müssen, sagte Schülersprecherkollege Issa (17), und an Nachwuchs wird es wohl auch künftig nicht mangeln: "Schüler aus der siebten Klasse fragen jetzt schon an, ob sie in der neunten mithelfen können."

Wer mithilft, bekommt laut Projektkoordinator André Schossier dafür ein Zertifikat von der Hauptschule. Sie lernen nicht nur Brötchenschmieren, sondern auch ein Kassenbuch zu führen, mit Geld zu arbeiten und andere Dinge, die sie für das Arbeitsleben brauchen.

Inzwischen habe es sich eingespielt, dass frühmorgens nur wenige Schüler frühstücken. "Aber in der ersten Pause ist die Mensa voll", sagte er. Für Melissa ein großer Erfolg: "Es fühlt sich besser an. Jetzt muss man nicht immer in der Pause zum Kiosk rennen." Wenn die Schüler gerne zum Frühstück kommen, sei das auch Ansporn, sagte Helfer Maurice. Er ziehe aus der Arbeit in der "Breakfast Lounge" auch etwas für sich selber : "Es ist auch eine Möglichkeit, Selbstbewusstsein zu bekommen." Und: Das Frühstück kostet nur ein Euro.

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