Kriche in Schwarzrheindorf Sanierung der Doppelkirche wird teurer als gedacht

Schwarzrheindorf · Unvorhergesehene Maßnahmen haben die Kosten für die Sanierung der Doppelkirche um 300.000 Euro erhöht. Ende des Jahres soll das Gerüst an der Kirche verschwunden sein.

Die schmale Eisentür in der Wand fällt kaum auf. Obgleich manche Besucher der Doppelkirche in Schwarzrheindorf wegen der wunderschönen Fresken und anderer Kostbarkeiten jeden Meter genau in Augenschein nehmen. Diese mittelalterliche Eisentür mit dem Rundbogensturz in der Oberkirche ist immer verschlossen. Bei einer Ortsbesichtigung lüftet Manfred Fischer das Geheimnis. Er ist Projektleiter beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) und zuständig für die Sanierungsarbeiten an der romanischen Kirche.

Hinter der Tür verbirgt sich schlicht der Aufgang in den Turm. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn zunächst muss man eine herausgeklappte, wackelige Sprossenleiter hinaufklettern, um überhaupt in den Türrahmen zu gelangen. Eine steile, enge Wendeltreppe öffnet sich zur ersten Plattform des 46 Meter hohen Vierungsturms. Dort blickt man auf den gewölbten Rücken der Kuppel in der Oberkirche. Auffällig ist, dass die mittelalterlichen Baumeister das Gemäuer vor rund 900 Jahren nicht einfach hochgezogen haben. Vielmehr sind Rundbögen und sogar eine Säule mit geschmücktem Kapitell eingezogen. Das sieht schön aus, ist aber verwunderlich.

Denn es offenbart sich nur den wenigen, die jemals dort hinaufkommen. Was hatten die Baumeister im Sinn? „Möglicherweise haben sie kalkuliert, dass eine glatte Wand von dieser Dicke viel schwerer wiegt als eine Stabilisierung des Turms mit Bögen“, vermutet Fischer. „Außerdem konnten sie dadurch Material sparen.“ Verwendet haben sie den leichten Tuffstein aus Weibern in der Eifel und Trachyt vom Drachenfels.

Nun führen kurze, in die Wand eingelassene Stiegen, gesichert durch ein dünnes Eisengeländer, weiter hinauf in den Glockenstuhl. Insgesamt sieben Glocken sind es. Gabriel ist mit beeindruckenden 1,1 Tonnen die schwerste. Weil im Gemäuer schon immer Falken und Eulen genistet haben, hängen im Glockenstuhl nagelneue Kästen. „Das Geläut stört sie überhaupt nicht“, sagt Fischer. Im Gegenzug für die schön gelegene Wohnung sollen sie Tauben fernhalten. Allerdings ist noch kein Greifer eingezogen. Durch die Baustelle ist ihnen zu viel Trubel.

Vom Turm zweigt ein gerade mal schulterbreiter Durchgang zum Dachstuhl des Kirchenschiffs ab. Nur gebückt kann man auf dem Steg gehen. Die gesamte Dachkonstruktion ist nagelneu. Das war eigentlich nicht geplant. Dass Sparren außen, wo der Schiefer aufliegt, verfault waren, wurde erst festgestellt, nachdem die Arbeiter mit dem Freilegen begonnen hatten. Fischer zog die Denkmalpfleger zu Rate. „Um das Jahr 1900 war der Dachstuhl aus Nadelholz neu aufgesetzt worden. Statisch war er nicht mehr belastbar“, berichtet er. Es hätte keinen Sinn gemacht, zu flicken und auszubessern. Für den Neubau habe man sich auf Eiche verständigt.

„Diese Konstruktion mit diesem Material hält die nächsten 300 Jahre“, schätzt er. Nach alter Handwerksmanier sind die Balken geschlitzt und verzapft. Allerdings nicht von Hand, sondern millimetergenau mit einer computergesteuerten Fräse. Derart maßgetreu gebaut sei das Dach wohl noch nie gewesen. Allerdings hat die unvorhergesehene Maßnahme die Kosten erhöht. „Die ursprüngliche Schätzung ging von Gesamtkosten in Höhe von rund 800 000 Euro aus. Jetzt liegen sie bei etwa 1,1 Millionen Euro“, teilt das zuständige BLB-Dezernat auf Anfrage mit.

Der Zeitverzug bringt Fischer nicht aus dem Konzept. Der Einsatz der Gewerke sei so aufeinander abgestimmt, dass es weitergehe. Die Klempner sind derzeit auf dem neuen Schieferdach und verlöten die Bleieinfassungen. An anderer Stelle sind die Dachdecker zugange. Bereits seit Januar arbeitet Maler Wilhelm Vahrenkampf in luftiger Höhe auf dem Gerüst. Schicht für Schicht trägt er sorgfältig weiße, grüne, rote Spezialfarbe auf Friese, Ziselierungen und Kanten auf. Insgesamt müssen das Kilometer an Pinselstrichen sein. Er hat Freude daran. „Das ist doch der schönste Arbeitsplatz der Welt“, sagt er. „Jeder Maler muss in seinem Leben eine Kirche gestrichen haben.“

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