Wohnungsbau in Beuel Sahle kauft Teile der Landwirtschaftskammer in Roleber

Beuel · Die Wohungsbaufirma Sahle hat mehr als die Hälfte des Geländes der Landwirtschaftskammer in Roleber erworben. Zunächst soll es dort eine Übergangslösung geben.

Die Landwirtschaftskammer NRW in Roleber.

Die Landwirtschaftskammer NRW in Roleber.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Firma Sahle Wohnen aus Greven hat das 8,6 Hektar große Hauptgelände der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Roleber gekauft. Seit 1. September ist das Wohnungsbau-Unternehmen rechtlich der Eigentümer des Verwaltungsgebäudes und der direkt angrenzenden Flächen. Das hat Michael Sackermann, Pressesprecher von Sahle, dem GA auf Nachfrage bestätigt. Auch Bernhard Rüb, Pressesprecher der Kammer, bejahte den Verkauf, wollte aber keine Details zu den Vertragsinhalten nennen.

Die restlichen sieben Hektar unbebauter Grünfläche sind noch im Besitz der Kammer. Die Stadt Bonn beabsichtigt, diese Fläche zu erwerben, um sie eventuell zur Deckung des Wohnraumbedarfs als Bauland zu entwickeln. Da das Bebauungsplanverfahren für das Hauptgelände noch nicht abgeschlossen ist, will die Firma Sahle Wohnen mit der Planung und Bebauung des Geländes so lange warten, bis die städtebaulichen Zielsetzungen feststehen.

„Weil sich die Diskussion um die Nutzungsmöglichkeiten des Geländes nach unserer Einschätzung bis zu drei Jahre hinziehen wird, wollen wir das Areal an der Siebengebirgsstraße erst einmal einer Zwischennutzung zuführen. Wir denken da an eine Vermietung von Teilflächen an Gewerbetreibende. Wenn klar ist, was wir dort bauen dürfen, werden wir entscheiden, ob das Hauptgebäude abgerissen oder zu Wohnungen umgebaut werden wird“, sagte Sackermann. Mittelfristig will Sahle auf dem Gelände Mietwohnungen und Wohnhäuser zum Verkauf anbieten.

Freiflächen sollen zu Bauland werden

Die Stadt Bonn drängt bereits seit einigen Jahren darauf, auf den Freiflächen zwischen Ungarten und Roleber Bauland auszuweisen. Nachdem die Landwirtschaftskammer 2012 angekündigt hatte, das 16 Hektar große Gelände verkaufen zu wollen, gab der Stadtrat im April 2013 ein Gutachten in Auftrag, das klären sollte, auf welchen Grundstücken zwischen Ungarten und Roleber Wohnbauflächen ausgewiesen werden können und ob es in Bonn einen entsprechenden Bedarf für neue Wohngebiete gibt.

Die Untersuchung des 57 Hektar umfassenden Geländes hat ergeben, dass vor allem rund um die Landwirtschaftskammer Wohnhäuser errichtet werden können. Außerdem bestätigte der Gutachter einen erhöhten Bedarf an Wohnraum. Nach GA-Informationen hatte die Stadt Bonn sogar ursprünglich darüber nachgedacht, das gesamte Gelände der Landwirtschaftskammer zu erwerben. Diese Idee ist unter anderem aus Kostengründen wieder verworfen worden.

Kritik von Bürgervereinen

Im vergangenen Jahr wurden viele Zahlen zur Nutzungsintensität der Kammerfläche genannt, die vor allem die Nachbarschaft, die dortigen Bürgervereine, aber auch viele Politiker aufgeschreckt hatten. Es hieß, es könnten in den nächsten zehn Jahren bis zu 1200 Neubürger in 464 Wohneinheiten auf dem Gelände eine neue Heimat finden. Die Region „om Berg“ (Hoholz, Roleber und Gielgen) zählt derzeit rund 3500 Einwohner.

Die Bürgervereine haben den Umfang des Neubaugebiets kritisiert und auf die fehlende Infrastruktur hingewiesen. Der GA hatte deshalb im Januar dieses Jahres einen „Beueler Treff“ im Kammergebäude angeboten, bei dem fast 300 Bürger mehrheitlich ihren Unmut über das Neubaugebiet geäußert hatten.

Weil die Stadt Bonn die Befindlichkeiten der dortigen Anlieger beim Thema Baulanderschließung kennt, soll die Bürgerschaft von Anfang an in einen intensiven Gedankenaustausch eingebunden werden. Deshalb hat der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, eine Bürgerwerkstatt oder eine ähnliche Dialog-Plattform anzubieten. Dabei soll auch geklärt werden, wie mit der restlichen sieben Hektar großen Grünfläche der Kammer und dem angrenzenden städtischen Grundstück, das ursprünglich als Friedhofserweiterungsfläche vorgesehen war, umgegangen werden soll. Die Stadt möchte beide Areale als Wohnbaureserveflächen ausweisen.

Mit der Firma Sahle Wohnen wird die Stadt eine Planungsvereinbarung und einen städtebaulichen Vertrag abschließen, in dem Planziele und Kostenübernahme für die Infrastruktur (Schule, Kindergarten, Erschließung) sichergestellt werden.

In diesem Vertrag soll auch die Berücksichtigung von öffentlich gefördertem Wohnungsbau (Anteil von 30 Prozent) verankert werden. Ein genauer Zeitplan über das weitere Vorgehen liegt noch nicht vor.

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