Landwirtschaftskammer Roleber führt städtebaulichen Wettbewerb durch

ROLEBER · Der Stadtrat in Roleber hat Eckpunkte für die mögliche Bebauung der ehemaligen Landwirtschaftskammer beschlossen. Gebäude dürfen höchstens drei Geschosse haben, die Hälfte der Wohnungen sollen Förderwohnungen sein.

 wettbewerb bauen

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Foto: Holger Willcke

Der Bauinvestor Sahle kann für die umstrittene Bebauung der ehemaligen Landwirtschaftskammer in Roleber einen städtebaulichen Wettbewerb durchführen. Der Fokus liegt auf dem Baufeld 1, also den bestehenden Gebäuden, und dem sogenannten „Kragen“. Der Wettbewerb soll als Grundlage dienen, um einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf den Weg bringen zu können.

Der Stadtrat beschloss am Donnerstagabend mit den Stimmen der Antragsteller CDU, SPD und FDP einige Eckpunkte für diesen Wettbewerb: Die Bebauung soll höchstens drei Geschosse haben und eine „architektonisch anspruchsvolle Architektur“ aufweisen. Zudem legte die Ratmehrheit fest, dass insgesamt 50 Prozent der Wohnungen als Förderwohnungen errichtet werden (30 Prozent stark geförderter Wohnungsbau, 20 Prozent preisgedämpfter Wohnraum), ein Nahversorger wäre ebenfalls wünschenswert. Zudem soll die Haupterschließung so erfolgen, dass darüber hinaus auch die Baufelder 2 und 3 (siehe Grafik) erschlossen werden könnten.

Nicht nur Teile der Opposition stimmten gegen den Beschluss. Der Bürger Bund Bonn wittert die auch bei Anwohnern in der Kritik stehende weitere Bebauung über die jetzigen Hausgrenzen hinaus durch die Hintertür. Die Linken sind der Auffassung, die verkehrliche Erschließung mit dem Nahverkehr sei unausgegoren. Die Grünen sprachen sich entschieden gegen den Antrag aus, den die Mitkoalitionäre CDU und FDP mit auf den Weg gebracht hatten.

Ratsfrau Dorothea Schmitz (Grüne) sagte, mit ihrer Fraktion seien die Baufelder 2 und 3 nicht zu machen. Es sei aus klimatischen Gründen wichtig, darauf zu verzichten. Aus ihrer Sicht sei der Städtebauwettbewerb zudem eine Vorfestlegung, die einem Abriss gleichkomme. Hintergrund ist die laufende Prüfung der Verwaltung, ob die 1986 errichtete Landwirtschaftskammer möglicherweise unter Denkmalschutz gestellt werden müsste. Georg Fenninger von der CDU betonte, dass die beschlossenen Punkte „als Anregungen zu verstehen sind“. Sollte das Gebäude denkmalschutzwürdig sein, würde das entsprechend berücksichtigt.

Fenninger ärgerte sich sichtlich über das Verhalten der Grünen. „Wenn man Wohnungsbau vorantreiben will, muss man auch mal entsprechende Entscheidungen treffen.“ Hartwig Lohmeyer von den Grünen konterte, man sei sehr wohl an weiterem Wohnungsbau interessiert, aber die Grünen seien der Überzeugung, Freiflächen als solche erhalten zu wollen „und nachzuverdichten, wo es möglich ist“.

Sahle hat bereits angekündigt, den Bau abreißen lassen zu wollen, sofern das möglich ist. Marcel Schmitt vom Bürger Bund Bonn sieht – ähnlich wie die Grünen – in dem Antrag „eine Salamitaktik“: „Natürlich wollen Sie auch die Bauabschnitte 2 und 3 umsetzen.“

Laut Dieter Schaper von der SPD gehe es seiner Fraktion zunächst einmal darum, den ersten Bauabschnitt voranzubringen. „Wir reden vor allem erst einmal um die ehemalige Landwirtschaftskammer selbst – und nicht mehr.“ Man wolle wenigstens an dieser Stelle die Planungen vorantreiben.

Bereits im Planungsausschuss in der vergangenen Woche hatte sich eine Mehrheit für die jetzige Entscheidung gefunden und drei Bürgeranträge zur geplanten Bebauung abgelehnt. Anwohner Ulf Henke trug vor dem Ausschuss seine Bedenken im Namen einer Bürgerinitiative vor: Im Kern sei Anliegen der in der Initiative zusammengeschlossenen Bürger, die Bebauung zu begrenzen, „die bedeutende Frischluftschneise zu erhalten“ und die Nähe zum Landschaftsschutzgebiet zu berücksichtigen. Henke betonte auch die Bedeutung der Landwirtschaftskammer „als Landmarke, die erhalten bleiben sollte“.

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