Neue Fillmbühne Prinz Charles und der ökologische Landbau

BEUEL · Prinz Charles gilt vielen als exzentrischer Außenseiter mit starker Tendenz zur Esoterik. Dabei betreibt der britische Thronfolger seit 1985 äußerst erfolgreich einen ökologischen Musterbetrieb im südenglischen Cornwall.

 Wilfried Tölkes diskutiert mit Zuschauern der Neuen Filmbühne.

Wilfried Tölkes diskutiert mit Zuschauern der Neuen Filmbühne.

Foto: Kubik

"Der Bauer und sein Prinz" ist ein Dokumentarfilm des renommierten Filmemachers und zweifachen Grimme-Preisträgers Bertram Verhaag, den die Neue Filmbühne in der Friedrich-Breuer-Straße am Mittwochabend im Rahmen einer Sondervorstellung erneut zeigte.

Im Anschluss an die Vorstellung hatten die Besucher Gelegenheit, mit dem Bio-Bauern Wilfried Tölkes über die Faszination und die Vorzüge des ökologischen Landbaus zu diskutieren. Tölkes hat in Bonn Landwirtschaft studiert und bewirtschaftet seit fast 20 Jahren den Höfferhof bei Much. Den Schwerpunkt seines Bioland-Hofes bildet die Milchviehhaltung mit 90 Kühen, Rindermast und Getreidebau. Bauer Tölkes wurde durch mehrere TV-Sendungen überregional bekannt und beantwortete kompetent die Fachfragen, die der Film beim Publikum ausgelöst hatte.

"Ich habe den Film heute selbst zum ersten Mal gesehen und ihn als sehr bewegend erlebt. Prinz Charles und sein Farmmanager haben ihr Unbehagen über eine Landwirtschaft ausgedrückt, die sich oft durch reines Effizienzdenken und Leistungssteigerung um jeden Preis auszeichnet und stattdessen eine Vision umgesetzt, die ich als beispielhaft empfinde", startet er die Diskussion.

Der Film zeigt einen Prinzen, der die Vision hat, die Welt ökologisch zu ernähren und so die geschundene Natur zu heilen. Die einmalige Zusammenarbeit mit seinem charismatischen Farmmanager David Wilson zeigt Regisseur Verhaag in poetisch eindrücklichen Bildern. Es wird demonstriert, wie ökologische Landwirtschaft funktioniert und welcher Nutzen von ihr ausgeht. Verhaag begleitete die beiden Visionäre mehr als fünf Jahre mit der Kamera.

"Ich hatte ursprünglich den Produzenten Bernwart Geier zu der Diskussion eingeladen", erzählte Theaterleiter Jürgen Lütz nach dem Filmabend. "Dass er verhindert war, hat sich aber offenkundig als Glücksfall entpuppt, denn genauso wünscht man sich doch eine lebendige Diskussion. Ich freue mich, dass Tölkes nicht zuletzt aufgrund seiner persönlichen Parallelen so kompetent die vielfältigen Themen des Filmes mit dem Publikum vertiefen konnte."

Der Film ist ab dem 31. Mai jeweils sonntags um halb zwölf in der Neuen Filmbühne zu sehen.

KURZ GEFRAGT

Mit Bio-Bauer Wilfried Tölkes sprach Leif Kubik.

Wie oft haben Sie den Film gesehen?

Wilfried Tölkes: Noch nie. Ich bin zwar mit dem Produzenten befreundet, hatte aber noch keine Gelegenheit, den Film zu sehen.

Waren Sie beeindruckt?

Tölkes: Und wie - man sieht Prinz Charles von einer komplett anderen Seite. Es ist ja bekannt, dass er sich seit Langem für Biolandwirtschaft einsetzt. Dass er aber eine solche Vorreiterrolle einnimmt, wusste ich nicht. Besonders hat mich die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seinem Farmmanager beeindruckt.

Sehen Sie Parallelen zu Ihrem eigenen Betrieb?

Tölkes: Die gibt es tatsächlich: Auch der Höfferhof befindet sich auf einem alten Adelsgut. Ich bearbeite als Bio-Bauer Land, das mir nicht selbst gehört, sondern das nur gepachtet ist. Da hören die Parallelen aber eigentlich schon auf: Als Bauer und Unternehmer verfolge ich meine eigenen Ideen.

Könnte man wirklich alle Menschen mit biologischer Landwirtschaft ernähren?

Tölkes: Ich denke, dass das möglich wäre. Nicht mit unserem westlichen Ernährungsverhalten - der Fleischkonsum wäre einfach zu hoch, wenn alle Menschen sich so ernähren würden, wie wir es tun. Global betrachtet, bedeutet konventionelle Landwirtschaft viel zu oft Raubbau an den Ressourcen. Ungeheure Mengen an Boden gehen durch Baumaßnahmen, unangepasste Bewirtschaftung oder Wüstenbildung unwiederbringlich verloren.

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