Keine Postfiliale mehr Post kündigt Kioskbetreiber in Holtorf den Vertrag

Niederholtorf · Die Post hat dem Kioskbetreiber an der Weinheimstraße in Niederholtorf den Vertrag gekündigt. Das gilt nur für die Finanzgeschäfte, doch jetzt lohnen sich die Paketgeschäfte für den Betreiber auch nicht mehr.

Alfred Pint stapelt Pakete in seinem Kiosk an der Weinheimstraße in Niederholtorf.

Alfred Pint stapelt Pakete in seinem Kiosk an der Weinheimstraße in Niederholtorf.

Foto: Benjamin Westhoff

Alfred Pint ist sauer. „Aber so richtig“, macht der 67-Jährige seinem Ärger Luft. Nicht nur er hat derzeit schlechte Laune, wenn er daran denkt, wie es in Niederholtorf, Oberholtorf und Ungarten in Zukunft weitergehen wird. Hille Dahm-Becker befürchtet ebenfalls, dass sich gerade die älteren Bewohner der rechtsrheinischen Höhenorte Beuels auf gravierende Änderungen und vor allem Verschlechterungen in der Infrastruktur einstellen müssen. Grund für die Sorgen: Alfred Pint, der bisher Finanz- sowie Postdienstleistungen in seinem Kiosk an der Weinheimstraße angeboten hat, stellt diesen Service ab 1. Juli ein. „Ich weiß bis heute nicht, weshalb mir die Post den Finanzdienstservice gekündigt hat“, schimpft Pint. „Bisher hat man mir keinen Grund genannt.“

Als Kioskbetreiber muss Pint betriebswirtschaftlich agieren. „Die Finanzdienstgeschäfte haben rund 50 Prozent meiner Postvergütungen ausgemacht. Wenn ich aber auf die Hälfte meiner Einnahmen verzichten muss, dann kann ich auch nicht mehr die Postdienstleistungen anbieten. Für mich wäre das nur noch ein Zuschussgeschäft, das nicht tragbar ist“, erklärt er. Daher habe er, nachdem die Post ihm überraschend die Bankgeschäfte genommen hatte, seinerseits das Angebot des Brief- und Paketversands für die Deutsche Post gekündigt. Ursprünglich, so Pint, sollte er den Service bereits Ende April einstellen. Da es jedoch keine Alternativen gab, wurde die Frist bis Ende Juni hinausgezögert. Zum 1. Juli ist jedoch endgültig Schluss.

Hille Dahm-Becker hat von der Entwicklung nur zufällig beim Besuch des Kiosks erfahren. „Eine Schließung der Postagentur in Niederholtorf wäre ein weiterer Beweis, wie wenig sich unsere gewählten Volksvertreter um die Belange ihrer Bürger nach erfolgter Kommunalwahl kümmern“, ärgert sie sich. „Niederholtorf zählt zu einer der ältesten Gemeinden von Bonn, entsprechend ist die Altersstruktur. Neuerdings ist ein Zuzug junger Familien mit kleineren Kindern zu beobachten. Alle Einwohner sind ab Juli darauf angewiesen, eine winzige Postagentur am Adelheidisplatz aufzusuchen“, erklärt sie. Nicht alle Bewohner der betroffenen Ortschaften seien mobil und können die große Entfernung problemlos bewältigen. „Die Pützchens Chaussee ist im Winter eine Katastrophe, weil selten ordentlich geräumt, sodass selbst Radfahrer die Strecke tunlichst meiden, ganz sicher ältere, unsichere oder behinderte Menschen ohne Auto“, ergänzt sie.

Deshalb hat sich die Holtorferin jetzt an Oberbürgermeister Ashok Sridharan gewandt. „Nehmen Sie sich des Problems dieser Bonner Bürger an, indem Sie die politischen Kommunalvertreter in die Pflicht nehmen und selbige ziemlich blitzartig in dieser Angelegenheit aktiv werden“, fordert sie ihn auf.

„Die Deutsche Post muss – wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen auch – regelmäßig in allen Geschäftsbereichen Kosten und Nutzen analysieren und gegebenenfalls entsprechende Anpassungen vorzunehmen“, nimmt Dieter Pietruck, zuständiger Pressesprecher des Unternehmens, Stellung. „Die aktuelle Überprüfung hat ergeben, dass die Nachfrage und Kundenfrequenz nach Postbankleistungen in dieser Filiale für einen wirtschaftlich tragfähigen Kundenservice nicht mehr ausreichen. Die Deutsche Post und die Postbank haben sich daher entschlossen, unter Beachtung der vertraglichen Bedingungen, in dieser Filiale künftig keine Postbankleistungen mehr anzubieten. Die postalischen Leistungen waren von dieser Entscheidung nicht betroffen. Unser Partner teilte uns leider mit, dass er eine Postfiliale mit Postdienstleistungen nicht weiter betreiben wird“, so der Sprecher.

Alfred Pint bleibt dabei: „Die Post hat mir gekündigt. Ich würde ja weitermachen, wenn ich beide Geschäftsfelder behalten kann.“

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