Kunstprojekt "PassionenStationen" Orte von Leid und Leidenschaft

BEUEL · Und plötzlich stehen Menschen an der Friedhofsmauer bei der Kirche St. Peter Kopf. "Bücken wir uns und schauen durch unsere eigenen Beine auf die Welt. Sie steht Kopf, alles ist verkehrt", fordert Klangkünstlerin Annebarbe Kau Probanden ihrer akustischen Intervention auf. Und sie meint es ernst.

 Eigenartige Töne hört der Besucher auf dem Rundweg entlang der Friedhofsmauer von St. Peter. Die mit roten Punkten markierten Klangstationen hat die Künstlerin Annebarbe Kau installiert.

Eigenartige Töne hört der Besucher auf dem Rundweg entlang der Friedhofsmauer von St. Peter. Die mit roten Punkten markierten Klangstationen hat die Künstlerin Annebarbe Kau installiert.

Foto: Axel Vogel

Inmitten des ehemaligen Stiftsbezirks Vilich hat die Kölnerin innerhalb des aktuellen Gesamt-Bonner Kunst-und-Kirchen-Projekts "PassionenStationen" den Beitrag der Evangelische Gemeinde Beuel und der Katholischen Gemeinde St. Peter kreiert.

Projektkuratorin Susannah Cremer-Bermbach ist wie Pfarrer Michael Dörr mit von der Partie. Passion soll es hier an der alten buckligen Mauer als Leid, aber auch als Leidenschaft aufzuspüren geben.

Es ist ein Projektort, an dem sich schon die Heilige Adelheid von Vilich im Jahr 1000 um Arme und Bedürftige kümmerte. Mit ihren Anliegen und Nöten pilgern bis heute zahlreiche Menschen hierher, um an ihrem Grab Trost und Hilfe zu erfahren, berichtet Pfarrer Dörr.

Nach wechselvoller Geschichte ist das Terrain inzwischen von einem Seniorenwohnheim geprägt, in dem "man viel Leid sehen, aber auch viel Herzlichkeit und liebevolle Sorge um Menschen in ihrem Lebensabend erleben kann", so Cremer-Bermbach. Die Passionszeit sei auch eine Zeit der Sehnsucht und der Hoffnung auf Frühling, macht die Klangkünstlerin Mut. Und lädt ein, dem Rundweg an der Bruchsteinmauer zu folgen. "Er ist Ausgangspunkt für eine Klangcollage, die wir uns mit Kopfhörern von der Kirche über das Schulgelände um den Friedhof herum ergehen können", sagt Annebarbe Kau.

An ausgesuchten Stellen erwarten den noch an den kalten Winter gewöhnten Spaziergänger ganz eigenartige Klänge: aus einer anderen Zeit, Jahreszeit oder Landschaft. "Ich möchte den Besucher mit den Ohren sehen lassen." In St. Peter oder im Pfarrbüro kann sich jeder für diesen Gang der Fantasie dafür MP3-Player ausleihen.

Derweil heißt es am zweiten Beueler Projektort, dem Bootshaus der Uni Bonn, ebenfalls, Leid und Leidenschaft der Wochen vor Ostern zu erfahren. Im Auftrag der Evangelischen Studierenden- und der Katholischen Hochschulgemeinde hat der Künstler Peter Behrendsen an der Hochwassermarke aus dem Winter 1925/26 seine Klangkomposition konzipiert. Von 10 bis 18 Uhr erklingt zu jeder vollen Stunde eine Text-Sound-Komposition, die aus zuerst seltsam anmutendem behördlichen Text über den Ablauf von Hochwassern besteht. Der Mensch begreife den Fluss heutzutage doch nur noch als Verkehrsader oder Ort der Freizeitbetätigung, sagt Behrendsen.

"Die Achtung vor dem, was Natur bedeutet, tritt uns leider erst wieder durch Naturkatastrophen ins Bewusstsein, die in den letzten Jahren global immer häufiger auftreten."

Termine

  • Sonntag, 24. Februar, 17 Uhr: Ökumenischer Gottesdienst "Die Welt steht Kopf" im Haus der Gemeinde, Adelheidisstraße 72.
  • Mittwoch, 20. März, 17 Uhr: "Wasser-Klänge", Texte und Musik am Bootshaus, Ernst-Moritz-Arndt-Straße 4.
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