Nostalgiesitzung im Beueler Zeughaus Och, wat wor dat fröher schön

Beuel · Ach, was waren das Zeiten, als das Wasser im Rhein noch goldener Wein war und die Jecken – heidewitzka – mit dem Möllemer Böötche su gähn fuhren. Doch 200 Jecken jeden Alters bei der ersten Beueler Nostalgiesitzung im Zeughaus der Beueler Stadtsoldaten machte es am Mittwochabend nichts aus, dass gegenüber heute ein Chinaschiff vor Anker liegt.

 Hans „Hänschen“ Remig steigt auch mit 88 Jahren noch begeistert in die (Wasch-) Bütt. Zur Freude der 200 Jecken.

Hans „Hänschen“ Remig steigt auch mit 88 Jahren noch begeistert in die (Wasch-) Bütt. Zur Freude der 200 Jecken.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Eintritt war frei, allerdings musste jeder für mindestens fünf Euro einen von der Sparkasse gestifteten Orden kaufen. Machten alle gern, denn die Plakette mit der alten Rheinbrücke sieht nicht nur gut aus, sondern ist jetzt schon eine Rarität. Der Erlös von mehr als 1400 Euro kommt nämlich den Pänz zugute, die in den Sommerferien die Kinderstadt Mini-Beuel regieren.

„Leinen los“, befahl Sitzungspräsident Holger Willcke, flankiert von Hans Hallitzky und Ralf Birkner. Bockwurst und Kartoffelsalat mussten warten, denn unter dem Motto „Rettet die Büttenrede“ marschierte das erste Urgestein auf Bühne. Alle Akteure der Nostalgie-sitzung traten übrigens umsonst auf.

Hans Remig: Zu spät, das Boot war weg. Die selbst gereimte Schifffahrt entpuppte sich als Tortur samt halbem Striptease. „Ne, su jet Schönes han ich im Fernsehen noch nit jesinn“, rief die Oma und bewunderte, wie „Hänschen“ einen doppelten Salto schlug und mit dem Hintern in Ääpelschloot, Butttercrême und Senf landete. Et Triin schüttelte nur den Kopf. Der 88-jährige Eisbrecher in der (Wasch-) Bütt, seit 60 Jahren im Fastelovend, verdiente sich direkt die erste Rakete. Die Bühne ist noch immer sein Zuhause, obwohl sie so „waggelig ist wie ich in mingem Alter“.

dieDREI.1: Nostalgie geht bei Hans Jansen, Franz Wahl, Gregor Kess und Georg Palmersheim schon 1984 los: Klatschmarsch mit „Echte Fründe“, dann was Schunkelei zu Gitarre, Bass, Schlagzeug und Quetsch. Zum Schwelgen war „Träumendes Bonn“.

Willi Armbröster: Lehrer Welsch mit Melone hatte noch einen Fussel auf dem Jackett, wegwischen, dann ging's los. Der 83-Jährige zeigte, wie zeitlos sein Humor ist. Er verglich heute und damals. „Working säht me für Maloche, un en Omelett is ne Pannekoche.“ Und logisch: „En Mailbox es en Dos met Mehl.“ Da bleibt nur: „Ovation sät me für Applaus, un dat probiere mer jetzt mal aus.“ Die Narren klatschten so viel, dass der Meister der Reime noch eine ganze Rede dranhängte.

Die Silberrücken: Das war gesungene Zeitung: Die leicht ergrauten GA-Boys Jörg Manhold und Michael Lehnberg schnappten sich ihren Redakteurskollegen Holger und schmetterten mit ihm „Mir zwei, mir künnte Fraue han“ und „Mer schenke der Ahl e paar Blömcher“. Der ganze Saal sang „Wir kommen alle in den Himmel“ – sicher dat.

Madame Motterboddem: „Ich habe richtig Lampenfieber“, meinte Ute Groll (60), bevor sie in ihre Paraderolle schlüpfte. Vor zehn Jahren war es das letzte Mal. Doch die Mistgabel, „Jaffel light“, gibt es noch. Auch ihr breites Platt vom Land mit dem rrrrollenden „R“. Da fuhr ihr Hannes den „Trrrrecker rrräächs errran“. Der dusselige Stadtsoldatenkommandant versuchte sich beim Melken. Was dauerte, weil er die Kuh auf den Melkschemel setzen wollte. Thema war auch Gebisstausch unter Eheleuten samt diverser Geschmackserlebnisse.

Die Beueler Stadtsoldaten mit Musikzug, Tänzern und Mariechen füllten die Bühne. Natürlich kam Wäscherprinzessin Luisa I. vorbei – Ehrensache. Nur Obermöhn Ina Harder fiel krankheitshalber aus. Die Poppelsdorfer Schloss-Madämchen boten ihre getanzten Verzällcher. Schäng sorgten noch mal für gute Laune. Auch in der Garderobe diskutierten die alten Hasen über die Veränderungen im Karneval. War früher alles besser? Wer weiß? Auf jeden Fall anders, voller Blödsinn und schön. Nostalgiesitzung im Beueler Zeughaus

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