650 Jahre Pützchens Markt Nostalgie pur auf dem historischen Jahrmarkt

PÜTZCHEN · Beim historischen Jahrmarkt in Pützchen triumphieren Kirmesklassiker über Hightech. Für Ältere ist es eine Rückkehr in die eigene Kindheit, für Kinder eine oftmals unbekannte Welt.

 Auch die jungen Besucher haben auf den Fahrgeschäften des historischen Jahrmarkts sichtlich Spaß.

Auch die jungen Besucher haben auf den Fahrgeschäften des historischen Jahrmarkts sichtlich Spaß.

Foto: Max Malsch

Eigentlich ist es ja einer der ältesten Scherze der Welt: Man setzt sich neben eine ahnungslose Person, tippt ihr auf der einem selbst abgewandten Seite auf die Schulter und freut sich darüber, dass der Blick des Betroffenen ins Leere schweift, und anschließend über den Schreck, den der Gefoppte bekommt, wenn er einen auf der anderen Seite dann bemerkt.

Geschieht das Ganze allerdings in kompletter Dunkelheit und hat die Person, die sich den alten Scherz erlaubt, zudem noch einen weißen Totenschädel aufgeschminkt, kommt bei den meisten zu dem Schreck auch noch eine gehörige Portion Gänsehaut.

Dieses und weitere Gruselerlebnisse bietet die historische Geisterbahn derzeit auf dem historischen Jahrmarkt am Holzlarer Weg in Pützchen. Allzu viel hat der Erschrecker, der sich unbemerkt neben die Fahrgäste setzt, um direkt darauf ebenso unerwartet wieder zu verschwinden, allerdings noch nicht zu tun: Den langen Weg durch die Drängelgitter können die Besucher im Eiltempo durchlaufen und Schausteller Patrik Schneider kann sich bei der Verteilung auf die einzelnen Wagen viel Zeit für jeden einzelnen Besucher nehmen.

Wer einmal in der Halle ist, kann alle Attraktionen so oft benutzen, wie er mag. Zumindest am frühen Samstagnachmittag war bei den Besucherzahlen aber noch Luft nach oben. „Vielleicht haben die 15 Euro Eintritt in die Halle einige vom Besuch abgehalten“, vermuten mehrere Besucher. Das gebe sich noch, zeigt sich Schneider hingegen zuversichtlich.

Pferdekarussell von 1885

Nicht so Gisela und Robert Wagner: Die Angestellte und der Selbstständige sind eigens aus Alfter nach Pützchen gekommen und verlassen gerade komplett begeistert mit dem achtjährigen Mourice das Riesenrad. „Super, dass Sie mich mitgenommen haben“, bedankt sich der Kleine bei dem ihm gänzlich unbekannten Paar.

Seine Eltern hätten ihm zwar erlaubt, die Fahrgeschäfte alleine zu erkunden, während sie sich bei einer Currywurst stärkten, aber auf das Riesenrad dürfen unbegleitete Kinder erst ab zehn Jahren. Da hat der selbstbewusste Knirps die beiden Alfterer kurzerhand gefragt, ob er mitdürfe. Mourice hält sich aber nicht lange mit Abschiedsfloskeln auf, sondern spurtet zu einem Kumpel davon, der unten gewartet hatte: „Wir müssen jetzt Autoscooter fahren.“

Zu sehen und zu erkunden gibt es sowohl für Erwachsene als auch für die Kinder eine ganze Menge: Aloisia Heiliger verlässt gerade mit Gerhard Partzsch das historische Pferdekarussell aus dem Jahre 1885. „Das ist doch Nostalgie pur“, freut sich das Rentnerpaar aus Rheinbach und Heiliger zeigt stolz die rosa Kunstrose, die sie auch während der Fahrt ständig in der Hand behalten hat: „Die hat Gerhard für mich beim 'Hau den Lukas' gewonnen“, erzählt sie lachend. „Für mehr reicht es leider in meinem Alter nicht mehr“ erwidert Gerhard Partzsch mit einem Augenzwinkern.

Was für die Erwachsenen oft mit Jugenderinnerungen verbunden ist, bedeutet für die Kinder die Entdeckung einer völlig neuen Welt. Mit sichtlicher Neugier sitzt die vierjährige Leonie auf ihrem Stuhl, während „Waldfee“ Sandra Lenzen dem kleinen Mädchen ein „Farbenspiel“ ins Gesicht schminkt. „Ihre Eltern und Geschwister sind drüben beim Kasperletheater, aber Leonie fand das Kinderschminken spannender“, erzählt Großvater Josef Löhr, während er wohlwollend den Fortschritt der Arbeit beobachtet.

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