Sonder-Entsorgung Neue Sammelstelle für Gully-Dreck in Beueler Kläranlage

Schwarzrheindorf · An der Kläranlage Beuel investiert die Stadt Bonn insgesamt 2,7 Millionen Euro in eine neue Lagerhalle für Reststoffe aus den Kanälen und in Pumpen für den Hochwasserschutz.

Ein knallrosa Dixi-Klo steht vor dem Pumpwerk der Kläranlage Beuel, Im Niederfeld. Es gehört zum Bautrupp, der das Hochwasserpumwerk am Rheindamm saniert. Auf einer zweiten Baustelle Richtung Liestraße wird derzeit die Annahmestelle für Kanal- und Sinkgut errichtet. Und: Das alte Klärwärterhaus wurde abgerissen.

Auf 2,7 Millionen Euro schätzt die Verwaltung die Kosten für die Sanierung des Hochwasserpumpwerks I. Nach einer Untersuchung über die Auswirkungen der Rheindeich-Erhöhung auf die Kläranlage bei einem Jahrhunderthochwasser wurde festgestellt, dass die Pumpen nicht mehr zuverlässig sind. „Sie sind nicht mehr geeignet, den Kläranlagenbetrieb bei extremem Hochwasser sicherzustellen“, erläutert der Sachgebietsleiter Abwasserbehandlung Achim Höcherl. „1993 und 1995 erreichten Hochwasser das letzte Mal die Zehn-Meter-Marke“, erinnert er sich.

Allerdings werden die Pumpen bereits beim Bonner Pegel von 7,20 Metern angeworfen. „Ihr Einsatz sichert das Hinterland Richtung Geislar und Vilich.“ Allerdings nicht vor dem Rheinwasser, sondern vor dem Vilicher Bach, der sich zurückstaut, und dem steigenden Grundwasser.

Vier neue für neun alte Pumpen

„Wenn also Gefahr in Verzug ist, schließen wir das Wehr am Vilicher Bach vor der Kläranlage und leiten das Wasser um. Es wird hochgepumpt und über ein Abflussrohr draußen am Flussufer mit Druck in den Rhein gefördert. Auch das aufsteigende Grundwasser, das sich in einer riesigen Mulde am Klärwerk sammelt wird über die Pumpen weggeschafft. „Die haben mittlerweile fast 65 Jahre auf dem Buckel“, erläutert der Abwassermeister. „Ersatzteile gibt es schon lange nicht mehr.“ Außerdem reiche die Leistungsfähigkeit nicht mehr aus. Die neun alten Pumpen werden gegen vier moderne ausgetauscht. Das Gebäude, in dem sie stehen, soll komplett entkernt werden.

Technisch veraltet ist auch die Annahmestelle für das Kanal- und Sinkkastengut. Derzeit wird das Material aus den Gullys und Kanälen noch von den Mitarbeitern der städtischen Kanalunterhaltung aus den Transportfahrzeugen in Container gepumpt, die wiederum von einer beauftragten Entsorgungsfirma abtransportiert werden. 2016 wurden laut Höcherl etwa 500 Tonnen Reststoffe aus dem Kanal in der Anlage entsorgt. Die Containergrube aus den 60er Jahren entspricht nicht mehr den wasserrechtlichen und arbeitsschutztechnischen Vorschriften. Was laut Verwaltung in der Vergangenheit sogar zur zeitweisen Sperrung geführt hat. Außerdem sei die Reinigung der Grube zeitaufwendig.

Getrockneter Dreck wird zusammengepresst

Über die bisherige Zufahrt erreichbar wurde jetzt eine hohe, auf drei Seiten geschlossen Halle gebaut. Kostenpunkt: etwa 870.000 Euro. „Die Transportwagen kippen das Gut auf eine abgesenkte Betonfläche. Das Wasser läuft ab; das Material trocknet und wird später gepresst. Diese Methode ist viel wirtschaftlicher“, betont Höcherl.

Auf die Frage wo das einstige Klärwärterhaus geblieben sei, zuckt der Sachgebietsleiter für alle vier Kläranlagen die Achseln. „Den Klärwärter gibt es nicht mehr als Beruf. Das sind heute Fachkräfte für Abwassertechnik. Sie haben nichts mehr mit Schmutz und Schaufel zu tun, sondern mit computergesteuerten Prozessen.“ Das Haus habe lange leergestanden. Aufgrund vieler Anfragen habe man auch an eine Vermietung gedacht. „Aber letztendlich ist das auf dem Kläranlagengelände schwierig. Außerdem war das Haus sanierungsbedürftig. Da war der Abriss günstiger.“

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