Interview mit Maxim Loick Mitmachen statt konsumieren

BEUEL · Das Konzept "Coder Dojo" stammt ursprünglich aus Irland. Inzwischen lernen weltweit Kinder und Jugendliche angeleitet von ehrenamtlichen Mentoren das Programmieren. Am Dienstag findet das erste Treffen dieser Art in Beuel statt, danach sind Treffen jede zweite Woche geplant. Mit dem Mitinitiator Maxim Loick sprach Johanna Heinz.

 Mit einem Laptop und einer Platine bastelt Maxim Loick aus Bananen ein Klavier. Beim Coder Dojo kann das jeder lernen.

Mit einem Laptop und einer Platine bastelt Maxim Loick aus Bananen ein Klavier. Beim Coder Dojo kann das jeder lernen.

Foto: Max Malsch

Was ist ein Coder Dojo?
Maxim Loick: Das ist eine Bewegung aus Irland, die sich ein paar klare Grundregeln geben hat: Ein Coder Dojo soll für Kinder und Jugendliche sein und komplett unkommerziell. Ich bin seit einigen Jahren beim netzpolitischen Verein "D64" engagiert und habe immer ein Auge auf die Bildungspolitik vor dem Hintergrund digitaler Neuerungen. Die deutschen Schulen kommen häufig so rüber, als seien sie im 19. Jahrhundert stehen geblieben. In England führen sie jetzt Programmieren in der ersten Klasse ein. Das finde ich gut und richtig. Das Internet ist wesentliches Element des Lebens, jetzt und noch mehr in der Zukunft. Damit müssen wir uns auseinandersetzen, auch Kinder. Die Technik ist kein Ersatzlehrer, es ist eine neue Herausforderung. Ein Kind muss den Umgang damit lernen, genauso wie es lernen muss, sicher über die Straße zu gehen. Ich möchte, dass meine Kinder sich die Fähigkeiten aneignen, sich dafür interessieren, weil das Internet auch ganz viele positive Energien freisetzt. Es ist die größte Mitmach-Maschine, die man sich vorstellen kann. Das geht gerade wieder ein bisschen verloren, weil viele Kinder nur davorsitzen und konsumieren.

Das Internet spielt eine riesige Rolle in unserem Leben, trotzdem ist das Verständnis dafür, was eigentlich technisch passiert bei den allermeisten - auch Kindern und Jugendlichen - kaum vorhanden.
Loick: In den Anfangsjahren des Internets war vieles handgestrickt. Inzwischen hat sich das professionalisiert. Da möchte ich ansetzen und Kinder und Jugendliche, aber ruhig auch Ältere, dazu bringen, die Dinge zu hinterfragen: Wie funktioniert das eigentlich? Es darf jeder kommen, gerne auch Mädchen, die ja in der IT-Branche unterrepräsentiert sind, sozial Benachteiligte, Flüchtlingskinder. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Kinder unter 13 Jahren müssen allerdings ihre Eltern mitbringen. Die sollen aber nicht daneben sitzen und Kaffee trinken, sondern mitmachen.

Was genau lernen die Kinder und Jugendlichen?
Loick: Das Format ist sehr offen. Wir möchten gemeinsam mit denen, die kommen, festlegen: Was wollen wir überhaupt machen? Wir können kleine Roboter aus Lego bauen oder selbst eine Website gestalten. Ein spannendes Thema ist auch Open Data. Die Stadt stellt viele Verwaltungsdaten ins Internet, da gibt es einen Schatz zu heben. Das Schöne am Internet ist ja, dass dort die Kenntnisse alle zu finden sind. Es geht nicht darum, nur zu coden, Programmieren zu lernen, sondern Problemstellungen zu haben und die IT-basiert zu lösen. Ich werde mich nicht vorne hinstellen und Vokabeln für Programmiersprachen wie Java-Script abfragen. Ich habe meinen älteren Sohn gefragt: Wenn du mitmachen würdest, was würdest du gerne bauen? Und er sagte: "Ich würde gerne einen Roboter bauen, der Streit schlichten kann." Ich hätte große Lust, zu fragen: Was muss man denn dafür machen? Gerade Kinder sind ja sehr, sehr kreativ.

Im Netz finden sich auch sehr viele Leute, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich ihre Kenntnisse weitergeben. Warum?
Loick: Der Wunsch ist bei mir durch Leute entstanden, die ich über das Internet kennengelernt habe. Irgendwann möchte man selbst mitmachen. Die Gesellschaft ist insgesamt stark kommerzialisiert, aber es gibt an vielen Ecken inzwischen Bewegungen, die sich von der reinen Verwertbarkeit und Leistungsorientierung wegbewegen.

Info

Das erste Coder Dojo findet am Dienstag, 10. März, ab 15 Uhr, in den Räumen der AWO Beuel, Neustraße 86, statt. Interessierte können einfach vorbeikommen, sollten wenn möglich einen Laptop oder PC mitbringen und Kinder unter 13 Jahren eine erziehungsberechtigte Person. Weitere Informationen unter www.facebook.com/coderDojoBN und coderdojo.com

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort