Spendentour in die Strahlenzone Mit dem Twingo von Beuel nach Tschernobyl

Beuel · Mit Kleidung, Spielzeug und Geld waren die beiden Beueler Roland Scholz und Oliver Simon zuletzt nach Tschernobyl gereist. Inzwischen sind sie zurück im Rheinland und erzählen von ihrer Spendentour und den gesammelten Eindrücken.

 Die Autoscooter sehen aus, als ob sie mitten in der Fahrt verlassen wurden. Der Freizeitpark ist nach der Reaktorkatastrophe verrottet.

Die Autoscooter sehen aus, als ob sie mitten in der Fahrt verlassen wurden. Der Freizeitpark ist nach der Reaktorkatastrophe verrottet.

Foto: Roland Scholz

„Twongoo“, wie Roland Scholz seinen kleinen Renault Twingo nennt, hat tapfer durchgehalten. Ohne stottern und murren ist er Kilometer um Kilometer ins ukrainische Tschernobyl gelaufen. „Wir sind prima durchgekommen. Selbst die 24-stündige Rückfahrt war kein Problem“, sagt Scholz. Trotzdem lief nicht alles wie am Schnürchen: „An der polnisch-ukrainischen Grenze haben wir sechs Stunden warten müssen, bis wir endlich passieren durften.“

Erst in der vergangenen Woche hatten sich Scholz und sein Freund Oliver Simon mit Hilfsgütern und Geldspenden auf den Weg nach Lemberg und Tschernobyl gemacht (der GA berichtete). Jetzt sind die Beueler wieder zurück zu Hause. Dabei waren die Rollen im Cockpit des Renaults von Anfang an klar verteilt. „Oliver war der Fahrer und ich habe navigiert sowie die kyrillischen Straßenschilder gelesen und übersetzt“, erzählt Scholz.

Eine Reise voller einmaliger Begegnungen

Noch immer sind beide von den vielen Eindrücken überwältigt. „Wir haben wirklich viele einmalige Begegnungen gehabt“, zieht Fitnesstrainer Scholz Bilanz. Besonders das Treffen mit Kindern habe sie sehr berührt.

Ramersdorf, Bad Honnef, Lemberg, Kiew, Tschernobyl und zurück – rund 4000 Kilometer fuhren die beiden Männer innerhalb weniger Tage. Erste Station machten sie in Lemberg (Lwiw). Dort besuchten sie ein Familienhaus der Salesianer Don Boscos, das von der „Pfarreiengemeinschaft Bonn – Zwischen Rhein und Ennert“ unterstützt wird. In dem Waisenhaus leben aktuell 60 Kinder zwischen sechs und 20 Jahren. „Wir wurden sehr freundlich empfangen. Die Kinder haben sich wirklich über die Spenden gefreut. Viele haben sogar versucht, Deutsch mit uns zu sprechen“, sagt Scholz. Im Gepäck hatten die beiden Männer Kleidung und Spielzeug. „Ein Pater sagte uns, dass aber vor allem Handtücher dringend gebraucht werden“, so Scholz.

Geld für Medikamente und Haushaltsgegenstände

Nächster Stopp war dann Tschernobyl, wo die beiden Beueler ein Projekt für Rücksiedler unterstützten. Mit dem Geld aus Beuel wurden vor Ort dringend benötigte Medikamente sowie Haushaltsgegenstände gekauft. Sie unterstützten damit eine Hilfskampagne für alte Menschen, die in die Strahlenzone zurückgekehrt sind und von staatlicher Unterstützung ausgeschlossen werden. Außerdem erhielt eine Ukrainerin, die sich um die Straßenhunde in der Sperrzone kümmert, eine kleine finanzielle Zuwendung. „Damit sie wenigstens etwas Futter für die Tiere kaufen kann“, so der Ramersdorfer.

Schon auf der Rückreise nach Bonn planten beide eine neue Hilfstour. „Vielleicht zu einem Waisenhaus im Senegal oder zu einem Kinderheim in Georgien. Dafür müssten wir allerdings durch die Türkei. Und das wollen wir derzeit nicht“, überlegt Scholz. Aber auch das Familienhaus in Lemberg würden sie gerne wieder besuchen. „Die Kinder waren so dankbar. Das hat uns wirklich sehr berührt. Vielleicht fahren wir noch einmal dort hin.“

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