Pläne für Landwirtschaftskammer Misstrauen der Bürger in Roleber wächst

Roleber · Beim Beueler Treff des General-Anzeigers diskutieren rund 300 Bürger über die Zukunft der Landwirtschaftskammer und der Bergdörfer. Die Stadt schweigt sich zu drängenden Fragen aus.

 Auf Fragen, wie groß das Baugebiet tatsächlich werden soll, erhielten die Bürger beim „Beueler Treff“ von der Verwaltung keine Antwort.

Auf Fragen, wie groß das Baugebiet tatsächlich werden soll, erhielten die Bürger beim „Beueler Treff“ von der Verwaltung keine Antwort.

Foto: Max Malsch

Wenn die Landwirtschaftskammer in Roleber in diesem Monat ihr Gebäude räumt, wartet wahrscheinlich erst mal eine lange Zeit des Leerstands. Die Investoren stehen zwar Schlange, aber die Planung steckt erst in den Kinderschuhen. Das wurde am Dienstagabend beim „Beueler Treff“ des General-Anzeigers deutlich, zu dem etwa 300 Bürger in den Saal der Kammer kamen.

Sie wollten vor allem wissen, ob seitens der Stadt für das geplante Wohngebiet auf dem Gelände 300 Wohnungen oder sogar noch mehr vorgesehen werden. Und welche Areale bebaut werden sollen. Aber Fehlanzeige. Selbst die in städtischen Vorlagen genannten Zahlen und Daten wollte Stadtplanerin Natascha Rohde nicht nennen, verwies statt dessen auf Nachfrage des Moderators, GA-Redakteur Holger Willcke, mehrfach auf die städtische Bürgerversammlung an diesem Donnerstag.

Man könne wegen fehlender Technik und Plänen nicht alle Einzelheiten erläutern, sagte sie. Und blieb auch ansonsten allgemein, was die städtischen Pläne angeht: Es seien komplexe Fragen vor dem ersten Planungsschritt zu beachten; es handele sich ja erst um eine vorbereitende Untersuchung. Und man wolle das Gebiet gemeinsam mit den Bürgern „entwickeln“. Doch die sind misstrauisch, weil immer neue Details durchsickern, wie groß das Baugebiet tatsächlich werden soll. „Wie sollen wir da Vertrauen haben“, brachte es ein Bürger auf den Punkt.

Politiker wollen Fakten auf den Tisch

Statt konkrete Absichten zu nennen, wurde immer wieder auf den leer gefegten Wohnungsmarkt in Bonn hingewiesen, der Neubaugebiete mit vor allem preiswertem Wohnraum erfordere.

3600 Wohnungen benötigt Bonn laut Gutachteraussagen pro Jahr, um den Bedarf zu decken. Die Landwirtschaftskammer, die bereits vor fünf Jahren ihren Wegzug angekündigt hatte, wird das langwierige Verfahren mit Argwohn beobachten. „Wenn der Preis stimmt, könnten wir morgen zum Notar gehen“, sagte deren Sprecher Bernhard Rüb. „Aber der stimmt angesichts der Vorzeichen nicht.“ Schließlich bezahle kein Investor, bevor nicht klar sei, wie das Gelände genutzt werden könne. Rüb machte zugleich klar: „Wir können nichts verschenken, nur damit es weg ist.“

Viel Beratungsbedarf gibt es auch noch in der Politik. „Ich kann mir 130 Wohnungen in den Bestandsbauten sowie eine maßvolle Bebauung gut vorstellen, aber ich will keine Bodenspekulation“, sagte Georg Fenninger (CDU). Aber: „Bevor ich nicht die Eckpunkte des städtebaulichen Vertrages kenne, werde ich keinem Bebauungsplan zustimmen.“ Dieter Schaper (SPD) kann sich ebenfalls mehr Wohnungen als nur in den Bestandsgebäuden vorstellen, gab allerdings angesichts der Irritationen den Hinweis: „Vielleicht müssen wir die ganze Geschichte noch mal auf Null stellen.“

Architektenbund rechnet mit jahrelangen Verhandlungen

Möglichst maßvoll war auch die Wortwahl von Zehiye Dörtlemez (FDP). „Die Bebauung muss aber auch so groß sein, um die Infrastruktur im Ort zu verbessern“, sagte sie. Das betrifft zum Beispiel die Ansiedlung eines Kindergartens, einer Schule und eines Nahversorgers. Anders dagegen Doro Schmitz (Grüne). Sie will sich dafür einsetzen, dass es bei einer Umwandlung der Bestandsbauten bleibt, sagte sie.

„Es wird wohl noch viele Jahre dauern, bis das Gelände bebaut wird“, vermutet Nikolaus Decker vom Bund Deutscher Architekten, weil noch viele Gutachten und Fachbeiträge beizubringen seien. Und auch Rüb glaubt: „Bevor die Frage nach der Planung nicht beantwortet ist, wird die Sache nicht weitergehen.“ Immerhin will die Kammer das Gelände nicht in einen Dornröschenschlaf fallen lassen, so der Kammer-Sprecher: „Wir werden Wert darauf legen, dass es hier manierlich aussieht.“

Trotz ihres Quasi-Boykotts hat auch die Stadt wertvolle Hinweise aus dem „Beueler Treff“ mitgenommen. „Eines ist deutlich geworden“, sagte Planerin Rohde. „Es gibt einen Konsens bei den Bestandsflächen, bei allem darüber hinaus nicht.“

Die Bürgerversammlung der Stadt findet am Donnerstag im großen Saal des Rathauses Beuel, Friedrich-Breuer-Straße 65, statt. Sie beginnt um 18 Uhr.

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