Pützchen feiert inklusiv Mini-Ausgabe von Pützchens Markt

Pützchen · Bei der zweiten Auflage dieses Festes demonstrieren Gäste ihre Solidarität mit behinderten Menschen. Der Auftritt der Bläck Fööss war der Höhepunkt des Tages.

Kinder rennen fröhlich umher, viele Besucher haben es sich auf einer Decke am Boden gemütlich gemacht und von der Bühne her schallt entspannte Musik über das Gelände. Es herrschte entspannte Picknick-Atmosphäre am Sonntag bei "Pützchen feiert inklusiv". Dass man ein 118-jähriges Jubiläum groß begeht, ist allerdings selbst im feierwütigen Rheinland eher ungewöhnlich: Anders auf den Pützchener Marktwiesen, wo man genau das bei der zweiten Ausgabe des inklusiven Dorffestes tat. Wenn man die Zahl in drei Teile aufdröselt, wird aber ein Schuh draus: 30 Jahre Therapiezentrum Bonn, 33 Jahre Nommensen-Kirche und 55 Jahre Ortsvereine galt es am Sonntag einen ganzen Tag lang zu feiern.

Die Rollstuhldichte war deutlich höher als bei vielen anderen Stadtfesten: Wie eng alle Bürger mit ihren Nachbarn vom Therapiezentrum verbunden sind, habe man bereits mit der Festpremiere vor fünf Jahren gezeigt, freute sich Organisatorin Lilo Patt-Krahe. Damals hatte man eine Brücke vom Dorfzentrum zu der Einrichtung geschlagen und in der beide verbindenden Friedenstraße gefeiert. In diesem Jahr war alles noch ein bisschen größer und das Fest entsprach eher einer Mini-Ausgabe von Pützchens Markt. Allerdings einer sehr entspannten, trotz der hohen Besucherzahl war von Gedränge keine Spur. Die beiden befreundeten Familien Seiler und Kobusch aus Vilich-Müldorf hatten sich mit einem Bollerwagen nach Pützchen aufgemacht und genossen den etwas kühleren Sommertag von ihrer Picknickdecke aus. Während die Eltern ein Glas Kölsch genossen, durften die Kinder sich zur Feier des Tages über eine Portion Pommes mit Mayonnaise und eine Bratwurst freuen.

Derart entspannt lauschte man dem Schulchor der Marktschule, der gerade das traditionelle lateinamerikanische Kinderlied "Un poquito cantas" sang, was übersetzt "Ein wenig singen" heißt. Das Bühnenprogramm bot für jeden etwas: Gleich auf zwei Bühnen wurde das abwechslungsreiche Rahmenprogramm von den beiden Moderatoren, der ehemaligen Bonna Patty Burgunder und Ex-OB Jürgen Nimptsch präsentiert. Den Auftakt machte um elf Uhr die Sambagruppe der Gesamtschule – hier spielen nicht nur Schüler mit, sondern auch Lehrer, ehemalige Schüler oder Eltern. Außerdem standen das Tanzcorps "Luftpiraten", der Bläserchor "Blechlawine", die Band "Gnadenlos", Tänzer des TSC Blau-Gold Rondo und viele weitere auf der Bühne.

Alle Beiträge auf den Zentralbühnen wurden simultan in Gebärdensprache übersetzt. Von vielen fiebernd erwartet wurde der Gastauftritt der Bläck-Fööss, die neben ihrem Gassenhauer "Achterbahn" und der darin enthaltenen Textzeile "Pützchens Maat is anjesaat" satte acht weitere Stücke performten, eines davon sogar zusammen mit den Marktschülern. Sieben Organisatoren hatten das Fest ein ganzes Jahr lang vorbereitet, neben Patt-Krahe gehörten die SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Angelika Esch, die evangelische Pfarrerin der Nommensen-Kirche Bettina Gummel, Monika Hiller vom Therapiezentrum, der TZ-Fördervereinsvorsitzende Gerd Mainzer, TZ-Leiterin Sabine Rickes und IGS-Lehrerin Rosa Stadtfeld zum "G7"-Team. "Inklusion wird hier in Pützchen gelebt – der heutige Tag war ein Beweis dafür", zeigte sich Patt-Krahe nach Abschluss der Feier zufrieden. Den Gottesdienst in der Nommensenkirche hatte eine Freizeitgruppe aus Behinderten und Nicht-Behinderten gestaltet, die sich regelmäßig im "Blauen Haus" trifft. Der Erlös des kleinen Pützchens Markts ist übrigens für verschiedene soziale Zwecke im Ort vorgesehen, soll aber insbesondere den schwerstbehinderten Bewohnern des Therapiezentrums zugutekommen.

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