Porträt Rolf J. Möltgen "Man ist Fisch unter Fischen"
BEUEL · Raja Ampat ist eine einzigartige Inselgruppe vor Neuguinea. In den Riffen leben so viele Korallen- und Fischarten wie sonst nirgendwo auf der Welt. Mittendrin taucht Ralf J. Möltgen und filmt Riesen-Manta-Rochen. Der Beueler zählt weltweit zu den besten und bekanntesten Unterwasser- und Naturfilmern.
Zu seinen spektakulärsten Filmen im Digitalzeitalter zählen "Das Blaue Wunder", "Geheimnisvolle Hochseeoasen" und "Im Reich des Eisvogels". Möltgen hat unzählige Natur- und Tierfilme in seiner langen Karriere gedreht, meistens im Auftrag vom WDR, ZDF, Sat 1 und Arte.
"Ich habe das ganz große Glück, mein Hobby zum Beruf machen zu können", berichtet Möltgen. Und damit ist er sozusagen ganzjährig beschäftigt. Wenn er mal nicht auf der Tierpirsch ist, sitzt er in seinem Studio und schneidet Filmszenen zusammen. Möltgen liefert fertige Produkte ab: von der Idee bis zum Film.
"Am Anfang habe ich vage Vorstellungen, die ich dann über Wochen konkretisiere. Dann schreibe ich ein Exposé und schicke es an mögliche Auftraggeber - in der Regel an Fernsehsender", erklärt der Beueler. Wenn das Projekt auf Zustimmung stößt, wird eine Kalkulation für die Kosten erstellt. Erhält Möltgen den Auftrag, wird es ernst. Zuerst stellt er ein Team mit Spezialisten zusammen, vereinbart Drehtermine und packt dann seine bis zu 400 Kilogramm schwere Ausrüstung.
Abschied von zu Hause zu nehmen, gehört für den 66-Jährigen zum beruflichen Alltag. "Meine Frau ist es ja nicht anders gewöhnt. Sie fährt ganz selten mal mit. Die nervliche Anspannung bei den Dreharbeiten ist ihr zu hoch", sagt Möltgen. Oftmals ist er mehr als einen Monat unterwegs oder muss sogar mehrmals an den selben Ort fliegen, weil er die Tiere nicht antrifft oder das Wetter nicht stimmt.
Angefangen hat Möltgen mit einer klassischen 16-Millimeter-Filmkamera. "Damals war ich noch nahezu allein auf weiter Flur. Es gab nur ganz wenige Kollegen, die sich mit Filmkameras unter Wasser wagten", erinnert er sich. Heute sei das ganz anders. Seitdem es die digitale Technik gibt, "gibt es Tausende Menschen, die unter Wasser filmen. Hier und da gelingen auch schon mal richtig gute Szenen, aber für einen ganzen Film reicht es dann meistens doch nicht". Die Technik entwickelt sich heutzutage rasend schnell. "Es gibt mittlerweile Tauchgeräte, die völlig geräuschlos arbeiten. Dadurch kann ich noch näher an die Motive heran schwimmen. Man ist Fisch unter Fischen", betont Möltgen.
Gefährliche Situationen unter Wasser gab es immer wieder. "Ganz selten wurde es brenzlig, wenn ich Haie gefilmt habe. Meeresströmungen sind da viel bedrohlicher. Auch bei Aufnahmen in Unterwasserhöhlen habe ich schon einmal das Gefühl gehabt, ich finde den Ausgang nicht mehr. Bislang hatte ich aber immer Glück", so Möltgen. In jüngster Zeit hat er die heimatliche Natur mehr und mehr entdeckt. Sein Film über den Eisvogel hat weltweit Beachtung gefunden. "Vor der Haustür Bonns gibt es herrliche Reviere - das Siebengebirge, den Kottenforst und die Siegmündung", schwärmt Möltgen.
Zur Person
Ralf J. Möltgen wurde 1947 in Bonn geboren. Nach seiner Schulzeit hat er eine Ausbildung als Industriefilmer in Köln absolviert. Anschließend hat er sich als Kameramann, Filmproduzent und Regisseur selbstständig gemacht. Er lebt seit vielen Jahren mit Ehefrau Helga im elterlichen Haus in Schwarzrheindorf. Seine Hobbys sind Filmen und Tauchen.