Weiberfastnacht in Beuel Männer geben Wievern keine Chance

Beuel · Die Herren sind für den Beueler Rathaussturm bestens gerüstet. Sie träumen davon, dieses Jahr den Lauf der Geschichte umzukehren. Die Rathausverteidiger haben mit Eckart von Hirschhausen prominente Unterstützung.

 Hoch auf dem blauen Wagen: (v.l.) Lars Nagel, Wäscherin Jacqueline, Luisa I., Mario Zündorf, Georg Partzsch und Wäscherin Romina.

Hoch auf dem blauen Wagen: (v.l.) Lars Nagel, Wäscherin Jacqueline, Luisa I., Mario Zündorf, Georg Partzsch und Wäscherin Romina.

Foto: Max Malsch

Die historische Weiberfastnacht könnte – vielleicht – in diesem Jahr einen anderen Verlauf nehmen. Vorausgesetzt Wäscherprinzessin Luisa I. und ihr Gefolge haben erstmals keine Chance, das Rathaus zu erobern, werden sich an starken Männern und Wunderheiler Eckart von Hirschhausen die Zähne ausbeißen und sich noch am selben Tag völlig erschöpft im Fitnessstudio anmelden. Von diesem Szenario träumen viele männliche Karnevalisten – jedes Jahr.

Nach GA-Recherchen beobachten die Männer nämlich, dass die Equipe um Obermöhn Ina Harder die Zeit lieber damit verbringt , übers schlechte Wetter zu lamentieren, in der Kirche hier und der Kapelle da Kerzchen anzuzünden. Die Pömps werden gegen Moonboots getauscht; um jede Pfütze machen sie einen Bogen. Hauptsache, die Nägel sind lackiert. Drei-Wetter-Taft soll auch im und beim Sturm die Haare schön im Zaum halten. Mit solchen Wellness-Girls sollten die Männer leichtes Spiel haben.

Die Frauen haben sich sogar schon eine Begründung ausgedacht, falls sie scheitern sollten: „Das ist die LiKüRa schuld“, sagt Luisa I. und will ihre Kollegin aus dem Beueler Süden nun per se für alles verantwortlich machen, was ihr selbst nicht gelingt.

Der Streitwagen heißt Rosi

Aber Spaß beiseite. Ihre Lieblichkeit ist hochmotiviert:„Doch, wir kriegen alles hin“, sagte sie nun, als sie bei einem geheimen Termin am Pantheon ihren Streitwagen begutachtete und ihn gleich auf den Namen ihres geliebten Hundes „Rosi“ taufte, denn den sieht sie im Karneval nicht so häufig. So vernachlässigt die Wäscherprinzessin nur wegen des Karnevals die, die ihr am nächsten stehen. Aber das ist sicher nicht die LiKüRa schuld.

Beim Termin mit den Wagenbauern, bei dem sich der GA einschleusen konnte, stellte sich heraus, dass Lars Nagel, Mario Zündorf, Joerg Klippel und Georg Partzsch ganze Arbeit geleistet haben: Der Prinzessinnenwagen strahlt in blauem Glanz, der Orden zum Motto „Wievefastelovend un Pützchens Maat – Beuele Wieve stonn parat“ ist angebracht. Doch das soll über die Manipulationen an der Werkbank hinwegtäuschen, wo die Deichsel zum Meisterstück der vier wird: Damit lässt sich der Wagen nach dem Zug vor dem Rathaus nicht mehr einparken. Weder vorwärts noch rückwärts.

Wie auch immer die Wiever Bezirksverwaltungsstellenleiter Christian Siegberg bestochen haben: Er kam mit einer vollen Brötchenplatte zum Wagenlager, um Fotografen und Reporter zu bestechen. Während die Ladys mit abgespreiztem kleinen Finger an ihrem Proseccoglas nippten. Doch Siegbergs Rolle in dem bekannt miesen Spiel ist noch nicht ganz klar: Denn hinter vorgehaltener Hand verriet er, dass die Prinzessin diesmal nicht einschweben will und sich vielleicht vom Kinderkarussell ablenken lässt.

Schluss mit Diplomatie

Jedenfalls: Die Rathausverteidiger wollen den Wievern in diesem Jahr eine Schmach zufügen. Da wird dann Oberbürgermeister Ashok Sridharan die Siegesfäuste erheben. Die ballt auch schon Bezirksbürgermeister Guido Déus: „Ich bin gerade noch beim Hals-Nasen-Ohrenarzt gewesen und voll gedopt. Dazu haben wir noch Wunderheiler Eckart von Hirschhausen dabei. Krankheiten werden uns nicht ausbremsen.“ So werde es auf Muskelkraft ankommen. „Ich war am Sonntag mit Boxer Torsten May im Trainingslager und weiß jetzt genau, worauf ich achten muss. Deckung hoch und dann immer kräftig drauf.“ Als Politiker habe er eigentlich einen diplomatischen Stil, „aber damit ist jetzt Schluss“.

„Die brauchen mir nicht mehr auf der Proklamation auftreten“, drohte Harder dem 1. Beueler Häärekomitee, nur weil die Truppe das Rathaus vor völlig überdrehten Eindringlinnen schützen will. Keinen Spaß versteht Déus da bei den „illoyalen Beueler Stadtsoldaten“. Die sind nämlich eigentlich zum Schutz des Stadtbezirks da und nicht irgendeiner dahergelaufen Jahresabschnittsprinzessin mit ihren Wäscherinnen Romina und Jacqueline. So hat laut Bürgermeister nun der Verein vernachlässigter Männer (VVM) Unterschriften für ein Bürgerbegehren zur Abschaffung „dieses unsinnigen Brauchtums Weiberfastnacht“ gestartet. Die Stadt prüft wie immer alles noch. Verpennt sie das Anliegen oder boykottiert sie es?

Sicherlich werden Schreihälse auch jenseits des Teiches nach Aufdeckung der üblen Machenschaften hinterhältiger Weiber wieder „Lügenpresse“ und „Fakenews“ brüllen und feministische Twitterkanäle verstopfen. Doch die Wahrheit kommt immer ans Licht. Garantiert am Donnerstag. Also bestimmt... Vermutlich... Oder vielleicht doch erst nächstes Jahr.

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