Dialog Kultur und Sport finden zueinander

Beuel · Wegen der Verteilung öffentlicher Gelder herrscht seit Jahren Dissens zwischen Sport und Kultur. Das Junge Theater Beuel und die Schwimm- und Sportfreunde Bonn lassen ihre Nachwuchstalente gemeinsam auf der Bühne trainieren.

 Junge Sportler der SSF Bonn besuchen das JTB. Bei dem Schauspielunterricht unter LEitung des Intendanten Moritz Seibert ging es aktionreich zu.

Junge Sportler der SSF Bonn besuchen das JTB. Bei dem Schauspielunterricht unter LEitung des Intendanten Moritz Seibert ging es aktionreich zu.

Foto: Benjamin Westhoff

Ein simulierter Schaufensterbummel, ein fiktiver Spaziergang durch den Urwald und wildes Umherspringen: Bei einem gemeinsamen Schauspieltraining auf der Bühne des Jungen Theaters Bonn kamen sich die jungen Sportler vom Verein „Schwimm- und Sportfreunde Bonn 1905“ und das Nachwuchsensemble des Theaters näher. Mit der Veranstaltung wollten die Organisatoren den Horizont ihrer jugendlichen Schützlinge erweitern und eine Brücke zwischen den unterschiedlichen Welten bauen.

„Uns vereint auf jeden Fall die Leidenschaft für unsere Hobbys“, sagte die 17-jährige Jara Brandenberg. Ihre Lieblingssportart ist der Triathlon. Dafür trainiert sie im Schnitt 20 Stunden pro Woche und nahm mit ihrem Team schon am Europacup teil. „Ich fand es interessant, zu lernen, wie man sich auf einer Bühne präsentiert und wie man es schafft, sich in verschiedene Szenen hereinzudenken.“ Für Jungschauspieler Gustavo Maia Jochin (15) ist das kein Problem: In der aktuellen Produktion von „Die drei ???“ spielt er die Rolle des Peter und verbringt bei den Proben oft sechs bis acht Stunden. „Ich fand es cool, dass die Sportler bei allem mitgemacht haben.“

Ein junges Team mit Perspektive

Das die Jugendlichen mit ihrem Hobby so viel Zeit verbringen, hat einen einfachen Grund. „Hier kommen die Profiabteilungen beider Lager zusammen“, erklärt Intendant Moritz Seibert. „Zum einen haben wir hier nämlich unser junges Profi-Ensemble und zum anderen das Perspektivteam des Sportvereins.“ Beide Gruppen würden sich neben der Schule sehr zeitintensiv mit ihrem Hobby auseinandersetzen. Die Theaterproben setzen jahrelanges Training voraus, auch im Perspektivteam der SSF versammeln sich die besten Jungsportler des Vereins.

„Mit solchen Aktionen wollen wir den Jugendlichen zeigen, dass es neben ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung auch noch andere Dinge im Leben gibt“, so Seibert. „Denn oft verengt sich das Sichtfeld, wenn man sich nur mit einer Sache beschäftigt.“

Doch das Engagement von Theater und Sportverein hat auch noch einen anderen Grund. Seit Jahren tobe zwischen den Bereichen Kultur und Sport ein Streit über die Haushaltsmittel und die dementsprechende Förderung durch die Stadt, so der Intendant. „Wir wollen uns jetzt enger vernetzen und besser ins Gespräch kommen“, sagte Seibert. Als nächstes besucht das Ensemble den Sportverein. „Im Frühjahr schnuppern die Schauspieler dann Hallengeruch“, freut sich Ute Pilger, Projektverantwortliche vom Perspektivteam der SSF.

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