Schulkinowochen in Beueler Filmbühne Kinoreise zur "Mitte der Welt"

Beuel · Im Rahmen der NRW-Schulkinowochen sprach Regisseur Jakob M. Erwa in der Filmbühne mit Zehntklässlern über seinen Film "Die Mitte der Welt".

"Ist der Hauptdarsteller selber schwul", wollte einer der Schüler nach der Vorstellung von Jakob M. Erwas Coming-of-Age-Streifen "Die Mitte der Welt" wissen. Im Rahmen der Schulkinowochen NRW hatten die Schüler von zwei zehnten Klassen der Godesberger Elisabeth-Selbert-Gesamtschule am Montagmittag nach der Vorstellung in der Filmbühne Beuel Gelegenheit, mit dem österreichischen Regisseur über sein jüngstes Werk zu diskutieren. In der ab zwölf Jahren freigegebenen Romanverfilmung deckt Louis Hofmann ein Familiengeheimnis auf und schlägt sich ganz nebenbei mit den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens herum.

Anstelle einer Antwort stellte der Regisseur, der auch das Drehbuch zu dem Streifen selber geschrieben hatte, den Schülern drei Gegenfragen: "Wer glaubt denn, dass Niklas schwul ist?" Ungefähr ein Drittel der Kids hebt seinen Arm. "Und wer glaubt, dass er hetero ist?" Wieder hebt sich ungefähr jede dritte Hand. "Und wem ist das vollkommen egal?" Offenbar dem letzten Drittel der Schüler, was dem Filmemacher sichtlichen Spaß bereitet: Man habe schon bei den Dreharbeiten mit derartigen Fragen gerechnet und beschlossen, sie nicht zu beantworten. Er wolle gerade die Selbstverständlichkeit der Homosexualität in seinem Film herausstellen, denn sie sei für die Handlung letztendlich unerheblich, so Erwa.

Überreden des Autors dauerte acht Jahre

Für einen Großteil der Schüler zwischen 15 und 17 Jahren war sie das aber offenkundig nicht, denn die meisten Fragen kreisten um das Thema. Der eigens aus seiner Wahlheimat Berlin nach Bonn gekommene Filmemacher stillte den Wissensdurst seiner jungen Gästen aber sehr eloquent und mit viel Geduld: So erfuhren die jungen Leute neben der sexuellen Orientierung des Regisseurs oder der Höhe des Budgets auch einiges über das Filmemachen an sich und welche Schwierigkeiten damit verbunden sein können: Acht Jahre habe es gedauert, bis er den Autor des Romans, Andreas Steinhöfel, zu seiner filmischen Adaption hätte überreden können, so Erwa. Und erst nach weiteren sechs Jahren sei das Werk nun endlich im Kino zu sehen.

Gefallen hat der Film offenkundig den meisten: "Ich fand's sehr schön und berührend, obwohl ich diese Art Filme normalerweise nicht sehe", meinte die 15-jährige Katharina nach der Vorstellung und Mitschüler Zakaria pflichtete ihr bei: "Mir hat der Film auch gezeigt, dass man sich niemandem anbiedern muss", so der 17-Jährige. Parallel zum Filmerlebnis lernen die Jugendlichen bei der Lektüre des Romans auch die Unterschiede der beiden Medien kennen: "Da sind wir allerdings erst bei Seite 70 angekommen", bedauerte Deutschlehrerin Martina Zöllner.

Schulkinowochen laufen noch bis Mittwoch

Die Vorführung war eine der letzten im Rahmen der Schulkinowochen in NRW: Vom 26. Januar und noch bis diesen Mittwoch liefen und laufen insgesamt 25 Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme über die Leinwände des Kinopolis Bad Godesberg, der Neuen Filmbühne, des Rex Lichtspieltheaters sowie der Sternlichtspiele, um die Medienkompetenz von Schülern aller Schulformen und Altersstufen zu stärken.

Das größte filmpädagogische Projekt des Landes hatte bei seiner vergangenen Ausgabe mit mehr als 112.000 teilnehmenden Schülern einen neuen Besucherrekord erzielt. Sämtliche Informationen zum laufenden Programm sowie die Online-Anmeldung finden Interessierte im Internet unter www.schulkinowochen.nrw.de. Außerdem steht das Projektteam im LWL-Medienzentrum für Westfalen für persönliche Beratungen unter der Hotline 0251/5 91 30 55 zur Verfügung.

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