Bundesverkehrswegeplan Kühn plant Vorstoß für Ennertaufstieg

BONN · Der sechsspurige Ausbau der Autobahn zwischen Hardtberg und Bonn-Nordost sowie die Erweiterung des Autobahnteilstücks der A59 zwischen Beuel und Sankt Augustin auf acht Streifen wird in der Region allgemein begrüßt.

Das NRW-Verkehrsminister Michael Groschek aber den Ennertaufstieg und den Venusbergtunnel nicht in die Straßenliste der zukünftigen Projekte zur Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans 2015 aufgenommen hat, schmeckt nicht jedem. "Angesichts der bestehenden und noch bevorstehenden Verkehrsprobleme in der Region ist nicht nachvollziehbar, dass die Landesregierung nötige Entlastungsstraßen beziehungsweise Lückenschlüsse und Ortsumgehungen, die im Kreis und im Regionalrat beschlossen worden sind, nicht ans Bundesverkehrsministerium weitergeleitet haben", sagte Landrat Frithjof Kühn (CDU).

Der Kreis will seine favorisierten Projekte - darunter die sogenannte Südtangente, also die Spange zwischen der Autobahn 565 und der A 3 - selbst beim Bund melden. Die Landtagsabgeordneten Rolf Beu aus Bonn und Horst Becker aus Lohmar (beide Grüne) sowie Bernhard von Grünberg (SPD) aus Bonn stellten "mit Zufriedenheit" fest, dass das Land NRW weder den Ennertaufstieg noch den Venusbergtunnel dem Bundesverkehrsminister zur weiteren Prüfung meldet.

"Diese Uralt-Projekte sind ökologisch unvertretbar, finanziell nicht darstellbar und würden Freiflächen und das Bonner Stadtgebiet zentral durchschneiden", so Beu. Von Grünberg: "Als Alternative sieht die Straßenliste den Ausbau der A59 zwischen Köln und dem Autobahnkreuz Bonn-Ost (Südbrücke) und der A565 zwischen Kreuz Bonn-Nordost und Anschlussstelle Hardtberg vor. Bei einer Verwirklichung würden die bereits existierenden Straßen eine angemessene Verbindung der links- mit der rechtsrheinischen Region darstellen und das innerstädtische Verkehrsnetz spürbar entlasten."

Die Landtagsabgeordneten erklärten, sie hofften, "dass die Monsterprojekte Ennertaufstieg und Venusbergtunnel endlich auch an anderer Stelle aus ewiggestrigen Forderungskatalogen verschwinden." Auch Ingo Steiner, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Siegburger Kreistag und Vorsitzender des dortigen Planungsausschusses begrüßte die von Groschek vorgelegte Liste: "Realismus statt ,Wünsch dir was' muss es heißen, um die Verkehrsprobleme der Region in den Griff zu bekommen."

Überrascht ist Georg Fenninger nicht über den Wegfall der beiden Verkehrsprojekte. "Ich habe von einem SPD-Minister nichts anderes erwartet", so der Bonner CDU-Fraktionsgeschäftsführer. "Die SPD war ja schon immer dagegen. Außerdem ist es schwierig, Projekte durchzubekommen, wenn nicht alle in der Region an einem Strang ziehen. Wir dürfen uns dann nicht beschweren, wenn eine andere Region gefördert wird." Allerdings sei es schon "ein wenig komisch", wenn Groschek Ennertaufstieg und Venusbergtunnel nicht aufnehme, obwohl ein von der Landesregierung in Auftrag gegebenes Gutachten ja die beiden Projekte empfehle. Fenninger erinnerte daran, dass auch der Regionalrat die Projekte mehrheitlich beschloss.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) begrüßte, dass die Projektanmeldung "die Belange der Stadt Bonn vollständig" berücksichtige. Wegen der begrenzten Lebensdauer des "provisorisch ertüchtigten Tausendfüßlers" erwarte die Stadt, dass der Ausbau der Autobahnbrücke mit "hoher Priorität geplant und realisiert" werde. Nimptsch appellierte außerdem an das Land NRW, gleichzeitig den Ausbau des Schienennetzes voranzutreiben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort