Trio entschuldigt sich vor Gericht Jugendliche für Gewaltexzess an Haltestelle verurteilt

BONN · Der junge Mann im Zeugenstand kann das, was ihm vor einem Jahr widerfuhr, nicht vergessen: Als der 24-Jährige Jurastudent am 27. Juli um 1.45 Uhr nach dem Besuch der Bierbörse in Vilich-Mülldorf aus der Bahn stieg, wurde er an der Haltestelle von drei Jugendlichen mit brutaler Gewalt geschlagen und ins Gesicht getreten, bis die Knochen brachen.

Nun vor Gericht sieht er die Täter wieder. Und deren Entschuldigung kommt für ihn zu spät. "Die haben immer wieder auf meinen Kopf eingetreten", schildert er den Albtraum von damals. Selbst als er schon am Boden lag: "Ich habe nur noch gehofft, dass ich da lebend rauskomme."

Er war an jenem Abend mit der Bahn auf dem Weg nach Hause, und als er in Vilich-Mülldorf ausstieg, rempelte ihn einer der drei Jugendlichen, die damals 16, 17 und 18 Jahre alt waren, an. Plötzlich habe er von hinten eine Faust abbekommen. "Und dann ging es auch schon los", sagt der Student. Alle drei seien über ihn hergefallen, hätten ihm immer wieder ins Gesicht getreten, seine Wertsachen gefordert und gesagt: "Was denkst du, wer wir sind? Wir sind aus Tannenbusch."

Und wer weiß, was noch passiert wäre, hätte nicht eine Studentin, die Zeugin der Tat wurde, die Polizei gerufen. Als die Täter das mitbekamen, flüchteten sie und versteckten sich in einem Gebüsch, wo sie den Polizei- und Rettungseinsatz beobachteten und abwarteten, bis alle weg waren. Dann zogen sie ab. Das erbeutete Handy verkauften sie für 80 Euro und teilten das Geld.

Der Student verbrachte acht Tage in der Klinik, wo ein gebrochener Knochen unter seinem Auge operiert wurde. Außerdem mussten mehrere zerbrochene Zähne behandelt werden. Mit der Bahn fahre er abends nicht mehr, sagt er nun. Und vor Abschluss dieses Strafverfahrens könne er nicht abschließen mit dem Erlebten. Von den Tätern habe er bisher kein Wort gehört. Auch nicht zu seiner Schadensersatzklage von 10 000 Euro. Warum es so lange dauerte bis zur Anklage gegen die kurz nach der Tat gefassten Täter, kann ihm die Jugendrichterin auch nicht erklären. Viel zu spät kommt für den Studenten nun auch die Entschuldigung des Trios: Er kann sie nicht annehmen.

Wie sich herausstellt, sind alle drei bereits wegen ähnlicher Taten vorbestraft und haben Arreste und Anti-Gewalt-Kurse hinter sich. Der 16-Jährige war erst drei Wochen vor dieser Tat aus einem Arrest entlassen worden. Bei ihm bejaht das Gericht nun schädliche Neigungen, zumal er im Dezember noch einen Handtaschendiebstahl begangen hat. Er habe sich inzwischen zwar gefangen, Lehrstelle und Freundin und sei auf dem richtigen Weg, so die Richterin.

Aber das Jugendschöffengericht verurteilt ihn dennoch zu einem Jahr Jugendstrafe - allerdings auf Bewährung. Seine Eltern im Zuschauerraum nehmen die Strafe für den noch nicht Volljährigen an. Der heute 19-Jährige kommt noch mal mit zwei Freizeitarresten und Anti-Gewalt-Kursus davon. Beide müssen Schadensersatz an ihr Opfer zahlen und zur Suchtberatung gehen: Bei ihren Taten waren sie stets alkoholisiert. Gegen den 17-Jährigen wird der Prozess fortgesetzt - wegen eines weiteren Raubes.

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