Kritik wegen geplanter Baumfällung Zentrum für Demenzkranke entsteht in Oberkassel

Beuel · In Oberkassel soll ein neues Zentrum für die Betreuung von Demenzkranken entstehen. Für den Bau von drei Gebäuden müssten allerdings Bäume an der Julius-Vorster-Straße gefällt werden. CDU, SPD und FDP befürworten das, Kritik gibt es von den Grünen.

 Im Park soll ein Neubau entstehen.

Im Park soll ein Neubau entstehen.

Foto: Benjamin Westhoff

In Oberkassel soll ein neues Zentrum für die Betreuung von Demenzkranken entstehen. Für den Bau von insgesamt drei Gebäuden müssten allerdings Bäume an der Julius-Vorster-Straße gefällt werden. Rodungen in diesem Bereich hatten gerade erst für Aufregung gesorgt. Denn in dem gegenüberliegenden Park mit dem englischen Landhaus, das über Jahrzehnte von der evangelischen Kirchengemeinde genutzt worden war, sind vor ein paar Wochen bereits Bäume für ein Mehrgenerationenwohnprojekt gekappt worden. Darunter war auch eine rund 115 Jahre alte Platane (der GA berichtete). Damals hatte die Abholzung für Proteste von Nachbarn und Bewohnern des Ortes gesorgt.

Diesmal geht es um Erweiterungs- und Ersatzbauten am Itzel-Sanatorium. Das geht aus einer Mitteilungsvorlage für die Sitzung der Bezirksvertretung Beuel an diesem Mittwoch hervor. Das Grundstück liegt teilweise im Landschaftsschutzgebiet „Rheinufer“.

Gebäude an der Kinkelstraße sind baufällig

Vorgesehen ist, dass in drei Gebäuden Zimmer für jeweils 26 bis 28 Bewohner entstehen. Alle drei Häuser sollen im Erdgeschoss miteinander verbunden sein. Ebenerdig werden Aufenthaltsräume sowie der Essbereich angesiedelt. Die Zimmer der Bewohner sollen in den beiden oberen Etagen untergebracht werden.

„Grundlage des Konzeptes ist der Neubau des Sanatoriums am nördlichen Rand des Grundstückes entlang der Kinkelstraße als zukünftiger Ersatz für das bestehende Sanatorium im denkmalgeschützten Altbau der Villa. Die noch vorhandenen Gebäude an der Kinkelstraße sind baufällig und werden für den Neubau weichen“, teilt die Verwaltung mit. Die Planung werde sich an der denkmalgeschützten Villa orientieren. „Die Trauf- und Firsthöhen liegen deutlich unter denen der Villa. Denkmalgeschützte Mauern und Wegeführungen bleiben weitgehend erhalten beziehungsweise werden denkmalgerecht saniert“, heißt es in der Vorlage.

Bereits im Jahre 2001 war eine Bauvoranfrage für die Errichtung von Erweiterungsbauten im Bereich der Kinkelstraße positiv beschieden worden. Obwohl es sich damals um ein anderes Konzept handelte, habe diese Entscheidung nach wie vor Gültigkeit, heißt es. Schon damals war klar, dass Bäume für die Baumaßnahmen gefällt werden. Jetzt soll die Säge jedoch an weitere angelegt werden. „Entsprechende Anträge liegen der Unteren Naturschutzbehörde vor. Deren Entscheidung steht noch aus“, so die Verwaltung.

Fällen von schützenswertem Baumbestand

„Es überrascht mich, dass es sich um eine Mitteilungsvorlage handelt, die hier scheinbar einfach durchgewunken werden soll. Angesichts des Bauvorhabens im Landschaftsschutzgebiet ist das so nicht hinnehmbar“, ärgert sich Doro Schmitz (Grüne).

„Die uns bekannten Pläne zeigen ein modernes, dem Zweck entsprechend geplantes Gebäude, das sich der Umgebungsbebauung anpasst“, erklärt Michael Husmann von der CDU. Stellplätze würden in ausreichendem Maße auf dem Grundstück realisiert, und Denkmalschutzinteressen seien berücksichtigt worden. „Insofern besteht unsererseits kein Bedarf an Änderungswünschen. Grundsätzlich ist das Fällen von schützenswertem Baumbestand zu bedauern und, wo immer möglich, zu unterlassen. Es gilt stets zu prüfen, inwiefern diese Eingriffe noch vertretbar sind, um dringend benötigten Wohnraum oder auch andere Bauprojekte verwirklichen zu können. In dem hier vorliegenden Fall erscheint der vorgesehene Eingriff vertretbar“, so der CDU-Politiker.

Die FDP-Fraktion begrüßt den Neu- und Erweiterungsbau des Itzel-Sanatoriums ausdrücklich. „Hier ist eine Verbesserung der medizinischen Versorgung angestrebt, und wenn dies mit dem berechtigten Interesse am Fortbestand der Bäume abgewogen werden muss, überwiegt in diesem Falle die Verbesserung der medizinischen Versorgung“, so Martin Eßer.

Die SPD-Fraktion unterstützt ebenfalls das Projekt. „Die Villa, die derzeit als Unterkunft dient, entspricht nicht mehr dem geforderten Standard. Um den Demenzerkrankten die besten Wohn- und Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, ist der Neubau unausweichlich. Dass dafür auf dem Gelände Bäume gefällt werden müssen, ist ein notwendiges Übel. Wir erwarten aber, dass dies nur im absolut erforderlichen Rahmen geschieht und der vorhandene Parkcharakter erhalten bleibt“, erklärt Dieter Schaper.

Der Leiter des Itzel-Sanatoriums wollte sich auf GA-Anfrage zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.

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