Interview mit Green-Juice-Veranstalter Ist Beuel die coolere Rheinseite?

Beuel · Das Green Juice Festival feiert in diesem Jahr zehnten Geburtstag. Zeit für ein Interview mit Veranstalter Julian Reininger.

 Kulturserie: Green Juice Festival,

Kulturserie: Green Juice Festival,

Foto: Benjamin Westhoff

Das Green Juice Festival feiert in diesem Jahr zehnten Geburtstag. Was war die Grundidee der Erfolgsgeschichte?

Julian Reininger: Das waren keine strategischen Überlegungen, wo wir eine bestimmte Zielgruppe finden oder wo die beste Infrastruktur vorhanden ist. Im Jahr 2008 hatte man als Nachwuchsband keine Chance, irgendwo in Bonn aufzutreten. So habe ich eines Tages aus dem Fenster geschaut und den Park hinter unserem Haus mit anderen Augen gesehen, nämlich als Spielstätte. Mein Bruder Simon, unser Freund Felix Weyrather und ich habenuns damals keine großen Gedanken gemacht, sondern haben einfach das erste Green Juice Festival auf die Beine gestellt, bei dem wir mit unseren Bands aufgetreten sind.

Welche Bedeutung hat Beuel für das Green Juice Festival?

Johannes Klockenbring: Wir sind mit Beuel verbunden und freuen uns, wie viele Beueler Fans des Festivals sind. Die kommen gar nicht in erster Linie wegen des Line-ups, sondern wegen des Festivals selbst. Das beindruckt mich immer wieder.

Reininger: Mit dem Green Juice Festival machen wir eben zum Teil auch ein „Nachbarschaftsfest 2.0“. Außerdem sind wir mit unseren Plakaten auch auf anderen Festivals überall vertreten. Uns ist wichtig, dass darauf ausdrücklich Bonn-Beuel als Veranstaltungsort steht. Wir sprühen quasi Beuel in alle Welt.

Was zeichnet Beuel als Kulturstandort aus?

Klockenbring: Der Rückhalt und der Umgang mit großen Veranstaltungen wie Pützchens Markt oder dem Green Juice Festival ist enorm. Zudem haben wir attraktive Kultureinrichtungen, Veranstaltungsstätten und Initiativen, nicht zuletzt mit dem Brückenforum und dem Pantheon, die ein überregionales Einzugsgebiet haben. Das war vielen Bonnern gar nicht so bewusst. Es hat sich etwas verschoben und entwickelt, plötzlich ist Beuel die coolere Rheinseite.

Reininger: Beuel hat kulturelljede Menge zu bieten. Wir repräsentieren die musikalische Schiene und widmen uns besonders, wie auch die Musikstation, den Newcomern und Nachwuchsbands.

Setzt sich die Stadt Bonn ausreichend für Kultur in Beuel ein?

Reininger: Wir können auf jeden Fall sagen, dass wir sehr gut unterstützt werden, zum einen durch die finanzielle Förderung, aber auch durch die kompetenten Ansprechpartner bei der Stadt, etwa durch „Hajo“ Overs, dem Rock-und Pop-Beauftragten der Stadt. Auch mit dem Presseamt sowie der Veranstaltungskoordination arbeiten wir sehr gut zusammen und mit dem Oberbürgermeister kommen wir gut klar. Die Stadtwerke unterstützen uns mit Werbemöglichkeiten. Dazu kommen die lokalen Firmen und Unternehmen in Bonn, die wir als Sponsoren im Boot haben. Das hätten wir vor zehn Jahren niemals gedacht, dass wir so große Firmen gewinnen können. Dabei hat es auch damit in Bonn angefangen: Unser erster Sponsor war ein Musikladen in der Innenstadt. Von denen haben wir damals 50 Euro bekommen. Das war für uns sensationell.

Was wünschen Sie sich?

Reininger: Ich vermisse nichts in Beuel, wir haben tolle Spielstätten, Newcomer, Karneval, Theater, Kabarett, Musik. Da wird für jeden Beueler etwas geboten.

Klockenbring: Ich wünsche mir einen gesammelten Überblick oder Auftritt, sodass man auch von außen sieht, dass Bonn nicht nur linksrheinisch ein herausragendes Kulturangebot hat, sondern, dass es sich auf jeden Fall lohnt, auch nach Beuel zu blicken.

Wie sieht das Green Juice Festival in zehn Jahren aus?

Reininger: Aus dem kleinen „Geheimtipp-Festival“ wird eine deutschlandweit etablierte Veranstaltung. Wir sind dann immer noch jung – auf jeden Fall im Kopf und haben noch genauso Lust auf das Festival im Park. Wir bieten nach wie vor den Newcomern und Nachwuchsbands eine Bühne. Die Nachbarn stehen weiterhin am Grill und in der Fritten-Bude. Wir haben immer noch so viele Helfer, die mit Herzblut dabei sind.

Dann auch immer noch im kleinen Park?

Reininger: Es gibt zwar immer mal wieder Gedanken, an einen größeren Spielort, etwa in die Rheinaue, zu wechseln. Aber so lange wir können, bleiben wir in Beuel. Ich möchte auch in zehn Jahren noch die Kulisse aus dem Fenster meines Elternhauses sehen, die Zelte der Freunde, die im Garten campen, den Bus der Headliner vor dem Haus und die Häuserreihen hinter der Bühne.

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