Windeck-Bunker Initiative will auf dem Flachdach einen Gemeinschaftsgarten errichten

BONN · Die letzten Meter auf das Dach des Windeck-Bunkers sind nicht ganz leicht zu bewältigen - die Treppenstufen sind sehr steil und sehr schmal, nichts für Menschen mit großen Füßen. "Der Aufstieg ist recht knifflig, für Ältere dürfte das nicht ganz leicht sein. Schwierig, das Projekt soll ja etwas für alle sein", sagt Hermann Berg.

 Auf dem Dach des Windeck-Bunkers steht Hermann Berg. Der Ort hat für ihn auch eine symbolische Bedeutung, nach dem Motto Schwerter zu Pflugscharen: "Man wandelt einen Ort, der für Krieg steht, um in einen Ort, an dem man etwas zwischen Menschen wachsen lässt."

Auf dem Dach des Windeck-Bunkers steht Hermann Berg. Der Ort hat für ihn auch eine symbolische Bedeutung, nach dem Motto Schwerter zu Pflugscharen: "Man wandelt einen Ort, der für Krieg steht, um in einen Ort, an dem man etwas zwischen Menschen wachsen lässt."

Foto: Barbara Frommann

Oben angekommen weicht die anfängliche Skepsis jedoch zunehmender Begeisterung. "Ein super Ausblick, hier zu gärtnern, das würde Spaß machen", meint Berg.

Der gelernte Physiker hat eine Vision: Über den Dächern von Bonn soll ein Gemeinschaftsgarten entstehen, mitten in der Stadt. Die Bonner sollen hier künftig in Hochbeeten graben, jäten, säen und ernten.

Es soll ein großes Gemeinschaftsprojekt bürgerschaftlichen Engagements werden. Das ungenutzte Flachdach soll ein Ort werden, an dem man sich trifft, die Hände schmutzig machen kann, gemeinsam lernt und sich gegenseitig kennenlernt. Und über das Gespräch über den Reifegrad von Tomaten sollen Grenzen zwischen Kulturen, Schichten und Generationen überwunden werden.

Bislang ist es allerdings nur eine Vision. Der Bunker ist nicht öffentlich zugänglich, er gehört dem Bund, ebenso wie der Großteil des Grundstücks, auf dem er steht. Ob das Gebäude in den Besitz der Stadt wechselt, ist derzeit ebenso ungeklärt wie die Frage, ob es dann für einen Gemeinschaftsgarten genutzt werden kann.

"Die Stadt prüft derzeit die weitere Verwendung, davon ist auch abhängig, ob es künftig die Option gibt, dass Dritte das Gebäude nutzen können", so die zurückhaltende Stellungnahme auf Anfrage. Initiator Berg jedenfalls sieht nach ersten Gesprächen vielversprechende Signale. "Es gab positive Rückmeldungen, man steht dem Thema sehr offen gegenüber", meint Berg.

Eine Offenheit, die Berg bei dem Thema oft beobachtet hat. "Wenn es ums Pflanzen und Gärtnern geht, dann sind viele auf einmal sehr aufgeschlossen und neugierig", sagt er. "Das ist ja auch das Schöne bei dem Thema, es ist eine Form der Eigeninitiative ohne große Botschaft, ohne politischen Hintergrund." Und korrigiert sich fast im selben Atemzug.

Denn: Das stimmt, und stimmt auch wiederum nicht. Während es den einen nur um die Freude geht, etwas mit der eigenen Hände Arbeit zu schaffen, wachsen zu sehen, zu ernten oder einem Stadtkind zu zeigen, was eine Schnecke ist, sind Bürgergärten für die anderen eine hochpolitische Sache, ein Ort, an dem man versuchsweise durchexerziert, wie die Stadt der Zukunft nach dem Versiegen des Erdöls aussehen kann, in Zeiten der Ressourcenknappheit und ausgeprägtem ökologischen Bewusstseins.

"Urban gardening" nennt man das Phänomen, ironisch-provokant spricht man auch vom "guerilla gardening" - oder eben vom Bürgergarten. Das Phänomen erlebt derzeit in vielen Metropolen einen Boom. Bürger erobern sich öffentliche Räume zurück, bauen Lebensmittel auf Flächen an, die bislang brach lagen.

Auch in Bonn gibt es solche Projekte, unter anderem den Gemeinschaftsgarten Vilich-Müldorf. Eine der Mit-Initiatorinnen ist Kathleen Battke. "Das wäre ein Leuchtturmprojekt für die Idee", sagt sie über Bergs Vision. Und betont damit die politische Komponente des Phänomens. "Es geht um die Frage, wie wir die Nahrungsmittelproduktion in städtische Bereiche zurückholen können", sagt Battke.

In Zeiten knapper Ressourcen würden die Energiekosten und damit Nahrungsmittel teurer. "Die Lebensmittelproduktion gehört in den Alltag, jeder sollte es sich aneignen", meint Battke.

Berg kann den Konzepten viel abgewinnen. Aber: "Ich denke, das Thema sollte seine Leichtigkeit nicht verlieren".

Windeckbunker:
Der Windeck-Bunker ist ein sechsgeschossiger Hochbunker und wurde 1941 gebaut. Er ist 21,50 Meter hoch, 18,20 Meter tief und 16,85 Meter breit. Er war der zentrale innerstädtische Bunker, in dem die Luftschutzzentrale von Bonn untergebracht war, und diente auch als Führungsstand des Oberbürgermeisters.

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