Birlinghovener Straße hinter Hoholz Hinter Hoholz steht der Kiribaum

HOHOLZ · Es ist erstaunlich: Noch im vergangenen Jahr standen auf dem großen Feld an der Birlinghovener Straße hinter Hoholz nur hüfthohe Pflanzen in Reih und Glied, mehr Blatt als Baum. In nur einem Jahr sind sie um drei bis vier Meter gewachsen.

 Die Kiribaum-Plantage hinter Hoholz wächst rasend schnell: Die Bäume sind in exakten Abständen gesetzt worden, damit die Bewirtschaftung vom Setzen bis zum Fällen maschinell laufen kann.

Die Kiribaum-Plantage hinter Hoholz wächst rasend schnell: Die Bäume sind in exakten Abständen gesetzt worden, damit die Bewirtschaftung vom Setzen bis zum Fällen maschinell laufen kann.

Foto: Stefan Knopp

Das Geheimnis liegt in den großen Blättern, sagt Peter Diessenbacher: Durch ihre Größe nehmen sie von Anfang an mehr Licht auf und können mehr Nährstoffe daraus produzieren, die das Wachstum fördern.

Diessenbacher, Chef und Gründer der Firma WeGrow GmbH baut auf dieser Plantage Kiribäume an. Die sind in einigen Teilen der Welt bekannt als schnell wachsender Rohstoff, der für die Holzindustrie angebaut wird. Der Vorteil: Bereits nach zwölf Jahren hat diese Baumart einen Stammumfang von 40 Zentimetern erreicht, der sie für die Verarbeitung attraktiv macht - die meisten anderen Baumarten brauchen dafür viel länger.

Kiri hat eine hohe Festigkeit. "Ich kenne sonst kein Holz, das so wenig wiegt und trotzdem so stabil ist", sagt Diessenbacher. Das mache es so wertvoll für die Holzverarbeitungsindustrie.

In Deutschland war dieser Baum lange allenfalls Botanikern bekannt. Ein solcher ist Diessenbacher auch: Er hat in Bonn studiert und lernte 2005 im Botanischen Garten den Kiribaum kennen. Und dieser schnell nachwachsende Rohstoff fesselte ihn. Er nahm Kontakte in aller Welt auf, besorgte sich Saatgut und begann auf der heimischen Fensterbank, diese Bäume zu ziehen. Bald brauchte er mehr Platz und kaufte ein Gewächshaus bei Bornheim.

Auf 300 Quadratmetern pflanzte er 15 000 Bäumchen an und sortierte die langsam wachsenden Exemplare aus. Mit den Schnellwüchsigen machte er Kreuzungsversuche. Er arbeitete mit Landwirten in ganz Deutschland zusammen, um ideale Klima- und Bodenbedingungen zu finden: Sie pflanzten die Bäume, durften sie nachher behalten, er wertete das Ergebnis aus.

2008 beschloss er, aus dem Hobby ein Unternehmen zu machen. Mit einer Sparkassenförderung arbeitete er einen Businessplan aus, gründete dann 2009 die WeGrow GmbH und baut seitdem die eigene, speziell für mitteleuropäische Bedingungen angepasste Kiribaumsorte mit dem Namen "Nordmax 21" an. Nicht nur hier, sondern auch in anderen Gegenden Deutschlands und in Spanien.

Nichts überlässt er dem dem Zufall: Da bei Saatgut die Wachstumseigenschaften uneinheitlich sind, setzt er nur Ableger besonders potenter Bäume. Die werden in der Landwirtschaftskammer unter Laborbedingungen gezogen und als kleine Pflänzchen in den Boden gesetzt - und zwar satellitengesteuert.

Exakte Abstände auf dem Feld erleichtern die Bewirtschaftung, denn alles vom Setzen bis zum Fällen läuft maschinell. Nur das Beschneiden einzelner Äste wird von Hand gemacht. Um aber auch den Bereich zwischen den Bäumen zu nutzen, überlegt Diessenbacher, dort mobile Hühner-Freilaufgehege zu installieren.

Da man das Ganze nicht über zehn oder zwölf Jahre vorfinanzieren kann, wurde ein Fonds gegründet, in den die einzahlen, die am Ende das Holz weiterverarbeiten oder verkaufen. Die Plantagen gehören diesen Projektgesellschaften und werden von beauftragten Dienstleistern bewirtschaftet.

So wird der Kiribaum als Lieferant für stetig wachsenden Holzbedarf auch zu einer nachhaltigen Geldanlage. Die sieht außerdem in der Blütezeit schön aus: Von Mitte April bis Mitte Mai blüht er blau bis violett, was ihm den deutschen Namen Blauglockenbaum eingebracht hat.

Der Kiribaum

Ursprünglich kommt dieser Baum aus Südostasien. Bereits seit 3000 Jahren wird er dort angepflanzt und genutzt. Wenn man den Kiribaum nicht fällt, kann er bis zu 80 Jahre alt und 50 Meter hoch werden. Er wächst schnell, auch Eingriffe etwa durch Beschneiden heilen schnell. Das Holz wird für die Herstellung von Snowboards und Surfbrettern, aber auch für Möbel, E-Gitarren, Holzmarkisen und Tischtennisschläger genutzt. Im größten Verwertungsland China werden sogar Türen daraus gemacht.

Weitere Informationen auf www.we-grow.de.

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