Noch bis Sonntag Hamburger Fischmarkt gastiert in Beuel

Beuel · Der Hamburger Fischmarkt macht bis Sonntag Halt am Beueler Rheinufer. Neben der originellen Ansprache schätzen die Kunden die Frische der Waren.

Nudel-Kiri lässt wieder seinen Charme spielen. „Senorita, darf ich dir eine Freude machen?“, spricht er die junge Mutter, die ihr Kind auf dem Arm trägt, an. Für 20 Euro packt der Marktschreier Wein, Pesto und natürlich Nudeln in die braune Papiertüte. So viel, dass sie beim Mitnehmen reißt – besser hätte er für sich wohl nicht werben können. „Ich bin der einzige ehrliche Händler hier!“

Nudel-Kiri heißt eigentlich Kiriakos Karagiavour. Und ist kein waschechter Italiener, sondern Sohn eines Griechen und einer Italienerin. „Das ist aber auch egal, als Marktschreier musst du alles verkaufen können“, erzählt er. Deshalb ist es für ihn kein Problem, auf dem Hamburger Fischmarkt, der noch bis Sonntag am Beueler Rheinufer an der Kennedybrücke weilt, den Stand des holländischen Pflanzenhändlers auf der anderen Straßenseite zu übernehmen. Oder den der Käserei, des Schokoladenverkäufers oder des Imkers.

Dass es auf dem Fischmarkt nicht nur Fisch gibt, ist der Tradition geschuldet, wie Werner Kirst erklärt. „In Hamburg wurde früher alles verkauft, was mit den Schiffen im Hafen ankam. Da waren natürlich viele verschiedene Waren dabei“, sagt Kirst. In Beuel gibt es deshalb auch Stände mit Kleidung und Kurzwaren.

Kirst, der auf dem Markt Aal-Hinnerk heißt, passt perfekt in die Vorstellung der Besucher. Er klatscht den Aal in das weiße Wachspapier, legt noch ein Stück geräucherten Lachs oben drauf und lässt die Kunden vom Holzbrett probieren. „Du musst die Leute unterhalten, am besten witzig sein“, sagt er. Am Laster, in dem er den Verkaufsraum mit Kühltheke aufgebaut hat, sind seine Füße auf Augenhöhe der Kunden. „Das ist wie eine Bühne.“

Den Wunsch, die Bühne auszufüllen, hatte der 62-Jährige schon vor 40 Jahren. In seiner Heimatstadt Neuwied sah er damals einen Bananenverkäufer auf dem Markt. Vor 20 Jahren wurde er plötzlich arbeitslos und brauchte einen neuen Job. „Da heuerte ich als Marktschreier an.“ Seit einigen Jahren tourt er nun mit dem Hamburger Fischmarkt durch ganz Deutschland. Fast immer in derselben Besetzung. Und meistens mit denselben Sprüchen, den sich die Marktschreier gegenseitig und den Kunden an den Kopf werfen. „Wenn das so hin und her geht, improvisieren wir viel“, sagt Kirst. Er sei eher der Ruhige, sein Nachbar Wurst-Herby der Aggressive, der Derbe. Beides funktioniert. Bei ihm kauft ein junger Mann eine Wursttüte für 15 Euro, bei Kirst eine Frau Fisch für zehn Euro.

„Bei dem Angebot musste ich zuschlagen“, erzählt Ulla Wendling. Sie hatte sich die Auslage vorher angeguckt – sie weiß, wie es auf dem Markt läuft. „Mit meinem Schwiegervater war ich früher oft in Hamburg auf dem Fischmarkt.“ Seitdem schätzt sie die frischen Waren. „Im Discounter bekommt man sowas nicht, man schmeckt den Unterschied.“ Dafür sei sie auch bereit, etwas mehr zu zahlen.

In Beuel gastiert der Hamburger Fischmarkt zum ersten Mal, vor einigen Wochen war er allerdings schon einmal in Bad Godesberg. „Das ist hier ein schönes Plätzchen, der Rhein könnte auch die Elbe sein“, sagt Wurst-Herby. An diesem Samstag hat der Markt von 10 bis 20 Uhr, am Sonntag von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Am Samstag werden um 16 Uhr in einem Wettbewerb Nachwuchs-Marktschreier gesucht, um 14 Uhr können sich Besucher im Bierkrugstemmen messen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort