Bauvorhaben in Oberkassel Hüser-Park wird zum Zankapfel
Oberkassel · Widerstand formiert sich in Oberkassel gegen ein Bauprojekt auf dem denkmalgeschützten Gelände der Villa Hüser an der Simonstraße. Dort will Bosau Lammerz Immobilien (BLI) eine Seniorenwohnanlage mit sechs zweistöckigen Gebäuden und zwölf Wohneinheiten bauen.
In der Bevölkerung, vor allem bei Anwohnern, grummelt es schon eine Weile. Zumal sich viele nicht ausreichend informiert fühlen und eine bereits ausgemachte Sache befürchten.
SPD und CDU vor Ort verschaffen sich seit Wochen ein Stimmungsbild. Am Donnerstag kam es zu einer wohl bislang einmaligen Zusammenkunft. Zur offenen CDU-Vorstandssitzung waren auch Vertreter des SPD-Ortsvereins gekommen, um die Argumente auszutauschen.
Laut einer Vorlage der Stadtverwaltung soll ein „Grundsatzbeschluss – vorgesehene Änderung des Bebauungsplans Nummer 8219-14 Bernhardstraße“ gefasst werden. Das federführende Amt 61 schlägt vor, der „Schaffung einer hochwertigen Seniorenwohnanlage grundsätzlich“ zuzustimmen, knüpft aber eine Einschränkung daran: „Sofern die Erschließung in Hinblick auf die denkmalgeschützte Parkanlage und die Integration der Neubauten in die Anlage befriedigend gelöst werden.“
"Blankoscheck" für den Investor?
Und genau darin liegt für einige Oberkasseler der Hase im Pfeffer, wie sie am Donnerstag deutlich machten. Ihnen ist nicht nur die Formulierung zu schwammig, wie Anwohner Werner Krötz sagte, sondern es sei zu befürchten, dass ein Grundsatzbeschluss zum „Blankoscheck“ für den Investor werden könnte. Da beruhige ihn auch nicht, dass die Verwaltung dem Bauprojekt keine vordringliche Priorität gebe.
Die Villa Hüser, das Gärtnerhaus, das Gewächshaus und der große Park mit seiner Ausstattung und dem altem Baumbestand stehen unter Denkmalschutz. Der Bebauungsplan von 1991 erlaubt keine Veränderung des Areals. Für ein Bauvorhaben ist also die Änderung des Planungsrechtes erforderlich, erläuterte die Verwaltung in ihrer Vorlage von Mitte April. Seither wurde der Grundsatzbeschluss in den Gremien fünfmal vertagt – zuletzt im Planungsausschuss. „Erst muss die politische Meinungsbildung in der Fraktion erfolgen, das ist ein Abwägungsprozess. Daher gibt es noch keine Stellungnahme“, sagt Ausschussvorsitzender Rolf Beu von den Grünen. Der „Abwägungsprozess“ hat auf der einen Seite den gesamtstädtischen Aspekt, dass Bonn unbedingt mehr Wohnraum braucht und Investoren gefragt sind. Auf der anderen Seite steht der Eingriff in eine gewachsene Ortsstruktur und ein denkmalgeschütztes Areal.
Park fungiert als grüne Lunge
Für die Oberkasseler CDU ist die Sache klar: „Wir sind für Bebauung in Oberkassel, aber nicht an dem Ort“, fasste CDU-Ortsverbandsvorsitzender Jürgen Prass das Ergebnis der Meinungsbildung zusammen. „Es besteht die Gefahr, dass der Park zerstört wird. Er fungiert als eine grüne Lunge. Der Erschließungsvorschlag für das Grundstück ist unbefriedigend, und es ist damit zu rechnen, dass die Bewohner der Seniorenanlage sich von Lärm, beispielsweise aus dem benachbarten Vereinsheim gestört fühlen“, fasste Prass die Argumente zusammen. Auch CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus Peter Gilles erklärte: „Ich sehe die Bebauung kritisch.“
Der SPD-Ortsverein befürwortet zwar die Änderung des Bebauungsplans, „aber das Verfahren muss für die Bürger transparent sein. Und: Bei jedem Bauvorhaben müssen 30 Prozent auf öffentlich geförderten Wohnungsbau entfallen“, sagte Thomas Herrmann, stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender.
Unterdessen will Investor Bernd Lammerz von BLI dem herrschenden Unmut die Spitze nehmen. Er sei Oberkasseler und dem Ort verbunden. „Eine Bebauung ist nur im hinteren Bereich vorgesehen. Der Park wird davon nicht tangiert.“ Und: „Wir wollen das Vorhaben offen und transparent kommunizieren. Die Leute aus dem Ort können gerne vorbeikommen und mit uns sprechen.“
