Interview mit Carl Jakob Bachem Grabbeigaben in Beuel "sind einmalig“

BEUEL · Carl Jakob Bachem vom Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch spricht über die bedeutendsten Entdeckungen im Stadtbezirk Beuel. Die Grabbeigaben am Kommentalweg hält er für einmalig.

Überrascht Sie der Fund am Kommentalweg?

Carl Jakob Bachem: Was die Örtlichkeit Vilich-Rheindorf angeht, eher nicht. Aber die außergewöhnliche Art und Qualität der Funde und die Größe des weiten, jetzt erst in Teilen freigelegten Gräberfeldes schon. Die reichen Grabbeigaben und zum Beispiel die Mitbestattung von Pferden, bisher in unserem Raum einmalig, lässt an eine Herrenfamilie denken, die ihren Wohnsitz in der Nachbarschaft, vielleicht sogar in Vilich, hatte.

Was ist für Sie die bedeutendste archäologische Entdeckung im rechtsrheinischen Bonn?

Bachem: Da sind einerseits die erst 2006 entdeckte römische Siedlung von Vilich-Müldorf (Zeitenwende) und das bereits 1898 in Beuel gefundene römische Siegesdenkmal aus dem Jahre 231 n. Chr. Andererseits sind es die merowingischen Fundstätten (6./7. Jh.) von Vilich-Müldorf/Bechlinghoven (Siedlung mit rund 100 Baubefunden) und aus Ramersdorf, am Bonner Bogen, der Begräbnisplatz mit rund 600 Grabstätten. Alle mit wertvollen, teilweise einzigartigen Funden. Hinzu kommen natürlich auch die sechs Übungslager des römischen Militärs – die bedauerlicherweise aber nicht Aufnahme in den Unesco-Weltkulturerbe-Antrag zum römischen Rhein-Limes von Bonn bis Holland finden sollen.

Interessieren sich die Beueler für ihre Vergangenheit?

Bachem: Soweit die Geschichte verständlich präsentiert wird, ist das Interesse beachtlich. Allerdings ist die reiche Geschichte des Stadtbezirks Beuel noch in weiten Teilen unerforscht. Zumindest fehlt es vielerorts an Beschreibung. Dafür setzt sich bekanntlich mein Verein seit Jahren ein. Das Interesse an unseren einschlägigen Aktivitäten, unseren Veranstaltungen und unseren Publikationen ist vergleichsweise groß.

Wo wünschen Sie sich mehr Engagement seitens der Behörden?

Bachem: Wenn sich die Bezirksvertretung Beuel bei ihren Entscheidungen von mehr Geschichtsbewusstsein leiten ließe, wäre das nicht zuletzt auch als identitätsstiftender Faktor sehr zu begrüßen. Und ihre konkrete kulturelle Förderung zielt ja mehr auf heute modisch Zeitgenössisches. So lehnt sie eine finanzielle Unterstützung von historischen Fachpublikationen beispielsweise rundherum ab. Und im Bonner Stadthaus ist Beuel halt die Schäl Sick, der Rhein nach wie vor eine psychologische Grenze. So rangiert Beuel auf Dringlichkeitskatalogen oft genug hinten an. Manches, was mein Verein hinsichtlich der Pflege des Geschichtsbewusstseins (ehrenamtlich) leistet, wäre eigentlich Sache Bonner oder auch übergeordneter Behörden. Dieser Mangel der Behörden mag nicht selten auch am dortigen Fehlen entsprechender Informationen liegen: Wie schon gesagt, nach wie vor hapert es an Schrifttum über das historische Beuel.

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