Park Härle in Oberkassel Grüne Oase in der grauen Stadt

OBERKASSEL · Von der Schnellstraße aus ist er ganz kurz zu sehen. Obwohl sich der Park direkt an der viel befahrenen B 42 befindet, ist er ganz abgeschieden vom Lärm der Autos und der Hektik in der Stadt. An der Büchelstraße befindet sich der Eingang zum Park Härle, aber selbst vom Tor aus kann der Betrachter nur schwer erahnen, was ihn erwartet. Nur selten öffnen sich die Pforten wie jetzt, als Michael Dreisvogt rund 50 Besucher durch die Anlage führt.

 Der Härle-Park beherbergt mehr als 1500 verschiedene Baum- und Straucharten sowie rund 3000 unterschiedliche Pflanzensorten.

Der Härle-Park beherbergt mehr als 1500 verschiedene Baum- und Straucharten sowie rund 3000 unterschiedliche Pflanzensorten.

Foto: Max Malsch

Er ist der Technische Leiter der Stiftung Arboretum, die den Park verwaltet: "Es ist schon eine große Sache, man erwartet in der schmalen Büchelstraße nicht mehr die Existenz eines solchen Parks", erklärt er. "Das Herausragende hier ist die Kombination aus einer umfangreichen Pflanzensammlung und ästhetischer Gestaltung." Der Park ist in zwei Teile geteilt, sie sind durch die Straße voneinander getrennt. Auf der einen Seite liegt unter anderem der Waldpark mit einem kleinen See. Im alten Teil befindet sich ein ehemaliges Landhaus mit großer Terrasse.

1870 errichtete Franz Carl Rennen, der damalige Direktor der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft, das Gebäude mit der Parkanlage. Die große Terrasse sollte ihm Ruhe im Alltag bringen. "Er hat dafür gesorgt, dass die Bundesbahn nicht so nah an dem Haus vorbeiläuft", erklärte Dreisvogt weiter. "Das führt bis heute dazu, dass in Königswinter und Beuel die Bahn mitten durch den Ort führt", fügte er hinzu. "In Oberkassel verläuft sie am Rhein entlang. Sie macht quasi einen Schlenker um die Terrasse."

Die spätere Straßenbahnstrecke, die am Alten Park entlangführt, konnte Rennen zwar nicht mehr verhindern, trotzdem ist die Anlage ein Ort der Stille geblieben. "Man kann sie als Oase bezeichnen", so der Technische Leiter weiter. 1921 erwarb der Jurist Carl Härle aus Mülheim an der Ruhr das Anwesen, seine beiden Töchter Maria und Regina bauten es weiter aus und gründeten auch die Stiftung, die bis heute den Erhalt des Parks sichert. Inzwischen ist er rund 4,7 Hektar groß und beherbergt mehr als 1500 verschiedene Baum- und Straucharten. Zudem gibt es rund 3000 unterschiedliche Pflanzensorten von Rosen über Mohn bis hin zu Lavendel. Auch ein Mammutbaum findet sich am Fuße des Hauses. "Er ist 31 Meter hoch. Wenn Sie noch 1000 Jahre warten, kann er 70 bis 80 Meter hoch werden", sagt Michael Dreisvogt.

"Das Besondere ist, dass es hier seltene Bäume, Sträucher und Stauden gibt", so Besucher Andreas Philippi. Der Bad Godesberger hat eine ganz spezielle Beziehung zu der Anlage: 2007 machte der 51-Jährige hier ein Praktikum. "Man erhält einen Einblick in alle gärtnerischen Belange." Auch Besucherin Barbara Barteld war schon häufiger im Park: "Die Ruhe und die Vielfalt, das gefällt mir besonders." Tatsächlich kommen viele der Besucher zu Führungen immer wieder hierher. Sie bahnen sich dann zumeist zielstrebig ihren Weg durch das Grün und suchen ihre Lieblingsplätze auf. Eine Bank am See, eine Zeder am Haus oder eine spezielle Pflanze. Und sie alle wissen: Weder die B 42 noch die Straßenbahn können die Ruhe von hier vertreiben.

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