Goethes "Faust" als Puppenspiel in Oberkassel Gerd-Josef Pohl zeigt seine Version im Saal der Gemeinde St. Cäcilia

Oberkassel · Der Saal der Kirchengemeinde Sankt Cäcilia in Oberkassel verwandelte sich am Donnerstag in Fausts Studierzimmer und in eine Szenerie aus der Unterwelt. Denn Gerd-Josef Pohl, gebürtiger Bonner, führte seine Puppenspielfassung von Goethes "Faust" im Rahmen der Oberkasseler Kulturtage auf.

 Mit seinem beeindruckenden Puppenspiel zieht Gerd-Josef Pohl die Zuschauer in seinen Bann.

Mit seinem beeindruckenden Puppenspiel zieht Gerd-Josef Pohl die Zuschauer in seinen Bann.

Foto: Malsch

"Ich habe 33 Jahre in Bonn gelebt und auch hier Puppentheater gespielt", so Pohl, der mittlerweile seit 2009 ein Puppenspieltheater in Bergisch Gladbach leitet. Bei seiner Fassung des "Faust" hielt er sich, was den Handlungsstrang betrifft, an die Fassung des Bonner Germanisten Karl Simrock von 1846. "Natürlich habe ich den Text ein wenig umgeschrieben und dem Inhalt neue Worte verliehen. Früher war es Tradition, dass jeder Puppenspieler seinen eigenen 'Faust' schreibt", erklärte Pohl.

Der "Faust" ist für ihn ein ganz besonderes Stück aus seinem Repertoire. "Beim 'Faust' geht es ans Eingemachte. Es gibt Textstellen, bei denen zucke ich immer noch zusammen, wenn ich sie ausspreche", sagte Pohl. Dazu kommt, dass sein "Faust" dieses Jahr 20-jähriges Bestehen feiert. Fast auf den Tag genau vor 20 Jahren hatte sein Stück Uraufführung. Seitdem brachte er es erst rund 15 Mal vor Publikum auf die Bühne.

Das ihn der "Faust" faszinierte, ließ Gerd-Josef Pohl in fast jedem Satz durchscheinen: "Das Stück macht etwas mit einem. Man arbeitet mit einem Text, der an tiefliegende Fragen der menschlichen Existenz geht". Seine Fassung des "Faust" ließ zwei Geschichten nahezu parallel spielen. Zum einen die bekannte Geschichte von Doktor Faust und Mephistopheles, zum anderen, wie bei Puppenspielen nicht ungewöhnlich, hatte auch Kasperle seinen großen Auftritt. Im zweiten Handlungsstrang ließ auch er sich auf einen Vertrag mit dem Teufel ein - das Ende ist allerdings ein anderes als bei Doktor Faust. "Man sollte meine Fassung nicht bierernst nehmen", so Pohl.

So wurden die zahlreich erschienenen Zuschauer während des 90-minütigen Stückes nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Lachen gebracht. Im November wird Gerd-Josef Pohl wieder in Oberkassel sein: Dann führt er in Kindergärten und der Grundschule sein Weihnachtsmärchen auf.

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