Streit um Seniorenschutzverein Frühere Mitarbeiter äußern Kritik

BONN-BEUEL · Die Stadt Bonn wird die Initiative gegen Gewalt im Alter weiter finanziell unterstützen. Das teilt das Presseamt der Stadt auf Anfrage mit. Zuvor hatte Rolf Hirsch, Vorsitzender und Gründer des Vereins Handeln statt Misshandeln, Sorge um das weitere Bestehen geäußert. Gleichzeitig erheben ehemalige Mitarbeiter Vorwürfe gegen den Verein.

Von Mobbing, Frust und falschen Mitgliederzahlen ist die Rede. Hirsch räumt ein, dass in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, und möchte den Verein neu ausrichten. Die Stadt hat den Jahreszuschuss von 14.000 Euro - anders als von Hirsch vermutet - keiner Überprüfung unterzogen.

Allerdings habe man im Frühherbst ein Gespräch zwischen Verein und Sozialdezernat geplant, in dem es um die strategische Ausrichtung der Initiative gehen soll, erklärt das Presseamt - ohne ins Detail zu gehen. Unabhängig davon äußern frühere ehrenamtliche Mitarbeiter deutliche Kritik.

Hiltrud Boldt-Schiffer, die sich zwei Jahre lang im Verein engagiert hatte, spricht von schweren Missständen. Sie selbst sei aus dem Verein gedrängt worden. Der Verein habe in vielen Fällen nicht auf Hilfeersuchen reagiert. Auch gebe es seit 2004 keine Jahresberichte mehr. "Der Verein erhebt große Ansprüche, doch davon stimmt kein Ton", sagt Boldt-Schiffer.

Sie selbst habe sich damals auf gesetzliche Betreuungen und damit einhergehenden Missbrauch spezialisiert, sei damit aber auf Widerstände gestoßen. Zudem habe die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht gestimmt, weil unter anderem auch Putzfrau und Sekretärin dazugezählt worden seien. Beate Blasius, frühere Ehrenamtliche, zeigt sich ebenfalls vom Verein enttäuscht.

Sie sei von einer damaligen Vorsitzenden regelrecht hinausgemobbt worden. Auch Blasius berichtet von verschleppten Hilfefällen. "Ich fand sehr bedauerlich, wie intern mit Ehrenamtlichen umgegangen wurde", so Blasius. Allerdings nimmt sie Hirsch auch in Schutz und glaubt, dass er damals überfordert gewesen sei.

Hirsch bestreitet die meisten Vorwürfe und wirft Boldt-Schiffer vor, dem Verein schaden zu wollen. Mit Boldt-Schiffer, deren Mutter laut eigener Aussage Opfer behördlicher Willkür geworden ist, habe es seinerzeit Auseinandersetzungen über die Ausrichtung des Vereins gegeben. Hirsch sagt, dass sein Verein in Streitfällen rund um die gesetzliche Betreuung aber wenig ausrichten könne.

"Wir sind eine psychosoziale Krisennotrufzentrale. Mit Rechtsfragen und Gerichten umzugehen, ist für uns schwierig", so Hirsch. Stattdessen wolle der Verein in solchen Fällen helfen, mit der Situation zurechtzukommen. Allerdings räumt Hirsch ein, dass es intern viel Streit gegeben habe. Deshalb habe man sich personell neu aufgestellt und wolle vieles ändern.

"Wir hatten die Misere, dass Ehrenamtler nicht ausreichend betreut und unterstützt wurden, etwa durch Fortbildungen und im persönlichen Umgang", sagt Hirsch. "An der Stelle möchten wir nun nachbessern." Der Verein, den es seit 16 Jahren gibt, hat laut Hirsch von 1997 bis 2012 rund 35 500 Anrufe angenommen, darunter 13.300 Notrufe.

2012 habe es 800 Anrufe gegeben, davon 100 Notrufe. Im Jahr 2012 habe der Verein rund 37.000 Euro ausgegeben. Abzüglich der Unterstützung durch die Stadt sei der Rest über Spenden und Mitgliederbeiträge eingeflossen. Man habe zurzeit jedoch nur acht ehrenamtliche Mitarbeiter und damit extremen Personalmangel.

Info: Der Verein sitzt in der Goetheallee 51 und betreibt eine Notrufnummer: 0228/69 68 68.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort