Schiffer-Verein Findbuch zum Fährrecht finanziert

BEUEL · Angefangen hat die Geschichte mit einer Anfrage aus Düsseldorf. "Im Januar 2014 bekam der Schiffer-Verein Beuel ein Schreiben von einem Herrn namens Stefan Oehm, der Auskunft über die Fährverträge in Bonn und Beuel haben wollte", berichtet Käpt'n Reiner Burgunder vom Schiffer-Verein.

 Stellen das Findbuch vor: (v. l.) Claus Werner Müller, Norbert Schloßmacher, Reiner Burgunder und Ansgar Klein.

Stellen das Findbuch vor: (v. l.) Claus Werner Müller, Norbert Schloßmacher, Reiner Burgunder und Ansgar Klein.

Foto: Max Malsch

Oehm sei bei seiner Ahnenforschung darauf gestoßen, dass seine Vorfahren Fährrechte in Beuel gehabt haben könnten.

"Wir haben aber als Verein keine alten Fährunterlagen, doch das Thema interessierte uns natürlich sehr", so Burgunder. Der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Claus Müller, wandte sich an Norbert Schloßmacher, Leiter des Stadtarchivs Bonn. "Uns war bekannt, dass wir einen Berg Unterlagen zu dem Thema in unseren Magazinen haben, aber wir wussten nicht, was drin ist", sagte Schloßmacher, und er musste Müller mitteilen, dass sie auch in absehbarer Zeit nicht erschlossen werden könnten.

"Wir haben so viele aktuelle Herausforderungen etwa durch die Digitalisierung, dass die Bonn-Beueler "Fährgerechtsame" leider keine Priorität hat", so Schloßmacher. "Da war für uns klar, dass wir selbst tätig werden müssen", so Müller. Der Vorstand des Schiffer-Vereins habe dann auch einstimmig beschlossen, die Bearbeitung der Dokumente zu bezahlen. "Denn die Gierponte als ?schwimmende Brücke' ist von großer Bedeutung, nicht zuletzt ist sie Mittelpunkt des Wappens der ehemaligen Stadt Beuel und des jetzigen Stadtbezirks.

Der Historiker Ansgar Klein mit seiner Firma Archiv-Services Klein, Oesl, Opheys aus Hennef bekam den Auftrag. Nun liegt das Ergebnis in Form eines Findbuches mit dem Titel "Fährbeerbte" vor. Darin wird die Geschichte der Fährverbindung und des Aktenbestandes beschrieben, und die Bearbeitungs-, Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten werden erläutert. "Damit sind die Unterlagen jetzt erfasst und stehen für die Benutzung zur Verfügung", erklärt Schloßmacher.

"Die Dokumente zeigen, dass es die Fährrechte zwischen Bonn und Beuel seit rund 700 Jahren gibt", erklärt Historiker Klein.

Der Betreiber der Fähre sei seit dem 10./11. Jahrhundert die Vereinigung der Schiffer gewesen, die das Privileg des Fährbetriebs erhalten hatten. 1325 habe der Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg den 20 Fährerbberechtigten ihre Rechte und Pflichten bestätigt. Die lukrativen Fährrechte weckten immer wieder Begehrlichkeiten bei den wechselnden Herrschern. "Die Fährerbberechtigten konnten aber mit Verweis auf ihre alten Rechte alle Enteignungen abwehren", erklärt Klein. "Das Wort der ?Fährgerechtsame' gibt es zwar nicht mehr, aber die Geschichte ist sehr spannend und für uns als Beueler sehr wichtig", sagt Burgunder.

Deshalb wolle der Schiffer-Verein das Findbuch als Grundlage für ein neues Buch über die "Rheinquerungen" nehmen. Das soll zum Nikolausmarkt in diesem Jahr erscheinen. "Außerdem ist geplant, in absehbarer Zeit eine Tafel zur Fährgeschichte an der Rheinpromenade anzubringen", berichtet der Käpt'n.

Das Findbuch ist digitalisiert und steht auf der Internetseite www.archive.nrw.de mit der Ordnungsnummer SN 58.

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