Ahlem Dalhoumi Familie der in Tunesien getöteten Bonnerin will Gerechtigkeit

Beuel · Dreieinhalb Jahre nach den tödlichen Schüssen tunesischer Polizisten auf die Bonnerin Ahlem Dalhoumi ist der Fall noch immer nicht aufgeklärt. Nun könnte die Aussage eines der Todesschützen die Staatsanwaltschaft zur Anklage bewegen.

Es war der 23. August 2014, als Ahlem zusammen mit sechs weiteren Familienmitgliedern von einer Hochzeit in Kasserine, ein Ort im Süden Tunesiens, nach Hause fuhr und der Wagen plötzlich von zwei Polizisten beschossen wurde (der GA berichtete). Ein Hergang, den die Familie der damals 21-jährigen Jura-Studentin immer noch nicht fassen kann. Unfassbar ist es für sie auch, dass die Täter – zwei Polizisten – trotz der Beweise immer noch nicht angeklagt sind.

Zum dritten Mal luden die Eltern der toten Ahlem deren Cousins und die Onkel und Tanten zur jährlichen Gedenkfeier ein. „Solange der Fall nicht aufgeklärt wird und die Polizisten für ihre Straftat nicht angeklagt werden, werden wir weitermachen“, sagte Cherif Dalhoumi, ein Onkel des Opfers. Unter den Gästen der Gedenkveranstaltung waren auch SPD-Bundestagsabgeordneter Ulrich Kelber, Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller, Imed Daimi vom tunesischen Parlament, der tunesische Anwalt der Familie, Rafik Elghak, und dessen deutscher Kollege Michael Hakner, aber auch Ellen Fischer, eine Freundin Ahlems aus Bonn. Sie konnte kaum hinsehen, als zu Beginn der Veranstaltung ein Film gezeigt wurde. Darin schildern die überlebenden Zeugen nicht nur sehr detailliert den Hergang, auch die blutverschmierten Sitze werden gezeigt.

Wie der Vater der Toten im Anschluss erzählte, habe sein Bruder die Aussage einer der Polizisten aufgenommen. Zusammen mit dem tunesischen Anwalt Rafik Elghak werde er zum Staatsanwalt gehen, damit endlich Anklage erhoben werde. Im vorigen November habe der Polizist erstmals mit der Familie gesprochen. Die Bilder des von Schüssen zerborstenen Schädels seiner Tochter gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf, sagte der Vater. Kelber sagte der Familie zu, sie zu unterstützen, wenn es bei den deutschen Behörden hake.

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