Gute Seele der Kita Windrad Ersatz-Oma aus Beuel geht in den Ruhestand

BEUEL · Die 87-jährige Gisela Witberg war mehr als 15 Jahre die gute Seele der Kita Windrad. Mit Tanz, Gesang und Geschenken wurde sie am Donnerstag in den Ruhestand verabschiedet.

 Nur schweren Herzens lassen Kinder, Erzieherinnen und Eltern ihre „Ehrenoma“ Gisela Witberg gehen.

Nur schweren Herzens lassen Kinder, Erzieherinnen und Eltern ihre „Ehrenoma“ Gisela Witberg gehen.

Foto: Benjamin Westhoff

„Immer wenn ich morgens zur Kita gekommen bin, wollte sie mich umarmen“, erinnert sich Malena an ihre ersten Begegnungen mit Gisela Witberg. „Aber ich hab mich dann meist hinter meinem Papa versteckt“, erzählt die Sechsjährige und lacht über sich selbst, während sie mit ihren Freundinnen von der „Windrad-Garde“ auf dem Klettergerüst vor der Kita sitzt und auf die 87-Jährige wartet. Witberg war über 15 Jahre lang so etwas wie eine Ersatz-Großmutter für mehrere Generationen von Kita-Kindern, und am Donnerstag verabschiedeten die Kids der Kita Windrad in Beuel sich von ihrer „Ehrenoma“ mit Tanz, Gesang und Geschenken.

Jeden Tag gegen 8 Uhr kam Witberg noch bis vor Kurzem in die Kita hinter dem Beueler Schwimmbad. Wer mochte, wurde von der Oma zur Begrüßung gedrückt; die meisten Kinder, zu denen in den letzten Jahren auch Malena gehörte, wollten. Dann leistete sie den Kleinen Gesellschaft, sorgte für Ordnung auf und unter dem Frühstückstisch. Auch die Wäsche ließ sie sich nicht nehmen: „Nimm mir nicht den Job weg“, beklagte sie sich lachend, wenn es jemand wagte, die Lätzchen, Lappen oder Tücher, die tagtäglich in der Kita gewaschen werden, an ihrer Stelle zusammenzulegen.

Angefangen hatte Witbergs Karriere als „Kindergärtnerin“ in der Kita Agnesstraße an der Josefschule: Dorthin ging vor 15 Jahren nämlich Witbergs eigene Enkelin. Einmal in der Woche kam sie zum Vorlesen vorbei, dann zweimal, dann bald jeden Tag. „Das war ein ziemlich schnell schleichender Prozess“, erinnert sich die Seniorin lächelnd. Die Leiterin der Tagesstätte an der Josefschule, Doris Lenz, nahm die Oma drei Jahre darauf mit an ihre neue Wirkungsstätte am „Windrad“.

„Viele Kinder haben ihre Großeltern nicht mehr in der Nähe. Für sie war es immer besonders schön, mit Oma Gisela eine Art Ersatz zu haben“, so Doris Lenz. Zur Feier des Tages hatten die Kinder einen Ehrenplatz für „Oma Gisela“ eingerichtet: Im Schatten der Kita-Linde auf dem Außengelände wartete ein mit Girlanden geschmückter Drehstuhl auf Witberg, von dem aus sie das mit viel Liebe gestaltete liebevolle Abschiedsprogramm verfolgen konnte: Über den Tanz der kleinen Gardisten zu einem Karnevals-Medley freute sich die frisch gebackene „Oma im Ruhestand“ ganz besonders: Mit ihren blau-weißen Dreispitzen für die Jungs und blauen Tüllröckchen für die Mädchen rührten Malena und ihre Mitstreiter die alte Dame fast zu Tränen.

Aber auch die beiden Lieder der U-3-Gruppe kamen bei Witberg gut an, selbstverständlich ebenso die Geschenke: Ein Hörbuch und als besondere Überraschung ein gemeinsamer Tag mit Kindern, Eltern und Erzieherinnen. Und wie heißt es so schön: Niemals geht man so ganz. „Hin und wieder komme ich bestimmt vorbei“, so Witberg in ihrer Dankesrede. Keine Frage, dass sie jederzeit willkommen ist: Schließlich ist keinerlei Ersatz vorgesehen: „Das Engagement von Gisela hat sich seinerzeit ja einfach so ergeben, so etwas lässt sich nicht wiederholen“, so Lenz.

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