Bonner Ruder-Gesellschaft Erfahrungen mit Riemen und Skulls

BEUEL · Wenn sich, wie in diesen Tagen, die Ruderer an einem milden Sommerabend in eines der über 70 Boote der Bonner Ruder-Gesellschaft setzen und vom Anleger vor dem "Haus am Rhein" in den "Fluss stechen", schaut ihnen mancher Passant wehmütig hinterher.

 Feierabendtour des Männervierers: (von links) Steuermann Joachim Fechner, Oswald Schäfer, Wolfgang Wahl und Klaus Schwenzfeier.

Feierabendtour des Männervierers: (von links) Steuermann Joachim Fechner, Oswald Schäfer, Wolfgang Wahl und Klaus Schwenzfeier.

Foto: Kubik

"Rudern ist ein faszinierender Sport", kann Werner Endris nur bestätigen. Der zweite Vorsitzende des Bonner Traditionsvereins, der seit dem Jahr 1976 seine Heimat auf der rechten Rheinseite hat, rudert seit über 30 Jahren. "Man hält sich sportlich fit und kann die Entspannung auf dem Wasser genießen. Außerdem ist es ein Sport, den man auch in fortgeschrittenem Alter noch gut ausüben kann."

In der Tat: "Von null bis hundert reicht die Altersriege bei uns", berichtet Trainer Jannick Graaf. "Manche Mitglieder melden ihren Nachwuchs direkt nach der Geburt an - deshalb ist unser jüngstes Mitglied gerade erst ein halbes Jahr alt." "Und unser ältestes weit über 90", ergänzt Endris. Ganz so breit ist der sichtbare Altersschnitt an den Sommerabenden nicht; trotzdem geben sich Jung und Alt in der großen Bootshalle die Riemen in die Hand. Stefan Klotz ist erst ein halbes Jahr dabei. "Er ist aber auf alle Fälle bereits regattatauglich", lobt Trainer Graaf seinen Schützling bei der abschließenden Manöverkritik.

Jede Ausbildung beginnt im vereinseigenen Ruderkasten, einer fest installierten Trainingseinheit im Keller des Hauses: "Hier beginnt man zunächst mit Trockenübungen", erklärt Friedhelm Prinz, ehemaliger Olympiatrainer und langjähriges Vorstandsmitglied. Obwohl die so trocken gar nicht sind: Auf einem Block in einem Wasserbecken kann man erste Erfahrungen mit Riemen oder Skulls machen - je nachdem, ob man nur auf einer Seite oder auf beiden rudert. "Das Bassin ist besonders strömungsgünstig konstruiert, damit das Wasser nicht überlaufen kann und man sich wie auf dem offenen Wasser fühlt", erklärt Endris.

Außerdem sind die Ruderblätter in der Mitte geöffnet, damit nicht zu viel Wasser bewegt wird. Circa zehn Ausbildungseinheiten von je zwei Stunden muss ein Neuling absolvieren, bevor er zum ersten Mal auf den Strom darf. Dazu werden Gruppen von vier bis sechs Anfängern gebildet und einem erfahrenen Ausbilder wie Graaf zugeteilt. "Wir verabreden dann die einzelnen Termine individuell und flexibel, sodass die Ausbildung typgerecht angepasst werden kann."

Wer auf den Geschmack gekommen ist, rudert normalerweise auch noch als alter Hase - wie zum Beispiel Joachim Fechner, Oswald Schäfer, Wolfgang Wahl und Klaus Schwenzfeier. Die Senioren lassen gerade ihren Vierer zu Wasser, um sich auf eine kleine "Feierabendtour" zu begeben: Insgesamt 17 Kilometer wollen sie heute noch zurücklegen; zunächst bis nach Bad Godesberg, dann wieder ein Stück stromabwärts bis zur Südbrücke und dann noch einmal etwas in Richtung Süden, bevor es zurück zum Beueler Bootshaus geht.

Wie jeder, der sich auf das Wasser begibt, haben auch sie sich zuvor am Computer in ein elektronisches Fahrtenbuch eingetragen: "So können wir jederzeit nachverfolgen, wer noch wohin unterwegs ist und in Notfällen schnell die DLRG oder die Wasserschutzpolizei informieren", erläutert Werner Endris.

Wer einmal im Ruderboot sitzen möchte, kann dies zum Beispiel am Samstag, 22. August, beim Sommerfest mit Clubregatta und Bayerischem Abend tun. Die Regatta startet um 15 Uhr, das Fest um 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Weitere Infos gibt es auf www.bonnerrg.de

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