Ex-R(h)einkultur-Chefin Sabine Funk Eine Expertin für Sicherheit

BEUEL · Wenn Sabine Funk eines ihrer Seminare beginnt, spielen die Teilnehmer erst einmal mit Playmobil. Im Konferenzraum des Beueler Unternehmens IBIT ist ein großes Plastiktribüne aufgebaut, unzählige Figuren sind darauf aufgestellt. "Zeigen Sie mir mal, wie Ihr Sicherheitskonzept für die Veranstaltung aussieht", fragt die 43-Jährige dann.

 Simulation im Kleinen: Wenn Sabine Funk ihre Sicherheits-Seminare beginnt, spielen die Teilnehmer zunächst mit Playmobil.

Simulation im Kleinen: Wenn Sabine Funk ihre Sicherheits-Seminare beginnt, spielen die Teilnehmer zunächst mit Playmobil.

Foto: Ottersbach

Seit mehreren Jahren berät sie Veranstalter in Sachen Veranstaltungssicherheit. Die Katastrophe der Duisburger Loveparade im Jahr 2010, bei der 21 Menschen starben, hat die gesamte Branche verändert.

"Alle sind viel sensibler geworden, es werden sich Gedanken gemacht", sagt Funk. Das man nun viel mehr auf die Sicherheit achte sei einerseits gut, andererseits herrsche dafür Unsicherheit vor allem seitens der Behörden. Dort habe man nie gelernt, eine Veranstaltung zu planen. "Meine Aufgabe ist es, dieses Wissen zu vermitteln und die verschiedenen Akteure zu schulen", sagt sie. Mit ihrer langjährigen Erfahrung gilt sie als Expertin.

Als sie 2000 die Produktionsleitung der "R(h)einkultur" übernahm, hatte sie auf einen Schlag die Verantwortung für 200 000 Menschen. "Vorher machte ich immer kleinere Veranstaltungen, durch Bekannte bin ich da reingerutscht", sagt Funk. Nach und nach merkte sie, dass sie trotz des Meister-Abschlusses in Veranstaltungstechnik und Berufserfahrung seit Anfang der 90er Wissenslücken hatte.

"Ich konnte nicht glauben, dass ich schon qualifiziert genug war." Sie suchte nach Weiterbildungen - und fand nichts. Erst in England stieß sie auf den Studiengang "Crowd Safety Management", der sich mit der Sicherheit von Menschenmengen befasst. 2010 gründete sie nach ihrem Studium mit weiteren Experten das Internationale Bildungs- und Trainingszentrum für Veranstaltungssicherheit (IBIT) in der Tapetenfabrik. Kurz danach passierte die Loveparade-Katastrophe.

"So traurig das war, von da an konnten wir uns vor Anfragen kaum retten", sagt Funk. Denn zu dieser Zeit war sie deutschlandweit die einzige mit abgeschlossenem Studium auf dem Gebiet. Bis heute gibt es in der Bundesrepublik keine vergleichbare Ausbildung, in der Branche geht alles über Erfahrung. "Dabei wäre es bei einer so großen Verantwortung wichtig, eine fundierte Ausbildung zu haben", findet sie. Durch die eigenen Schulungen versuche man, diese Lücke zu schließen. Mit ihren Mitarbeitern geht Sabine Funk beispielsweise in Arenen, prüft die Sicherheitsplanungen und entwickelt eigene Konzepte. "Unser Ziel ist dabei auch, die verschiedenen Organisationen wie Feuerwehr, Kommune und Polizei zusammenzubringen."

Beim NRW-Innenministerium entwickelte sie für Behörden ein Veranstaltungs-Handbuch. Weil Funk aber selbst noch studiert und aktuell ihren Master-Abschluss macht, arbeitet IBIT auch in der Forschung. Ihr Lieblingsthema ist das Wetter: Sie untersucht zum Beispiel, wie ein Veranstalter ausgelassene Festivalbesucher vor Unwettern warnen kann. "Vielen ist das Wetter bei guter Stimmung nämlich egal. Aber was passiert wenn es eine echte Gefahr gibt?"

So viel sie mit Großveranstaltungen zu tun hat, auf Festivals ging Funk nie gerne. "Ich mag kleinere Konzerte lieber." Dass ihr die Kunden irgendwann ausgehen werden, glaubt sie nicht. Denn die Riesenevents lägen im Trend.

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