Kreuzherrenstraße 29 Ein Kindergarten im Wärterhaus?

LIMPERICH · Seit mehreren Jahren steht das ehemalige Wärterhaus an der Kreuzherrenstraße 29 nahe der Stadtbahnhaltestelle Limperich leer. Der Beueler Architekt Joe Hoormann würde das Gebäude gerne in einen Kindergarten umbauen.

 Das denkmalgeschützte Stationsgebäude von 1910 hat den Ehrgeiz des Beueler Architekten Joe Hoormann geweckt. Es gibt allerdings auch einen anderen Kaufinteressenten.

Das denkmalgeschützte Stationsgebäude von 1910 hat den Ehrgeiz des Beueler Architekten Joe Hoormann geweckt. Es gibt allerdings auch einen anderen Kaufinteressenten.

Foto: Max Malsch

Ein befreundeter Investor habe ihn auf das Gebäude samt Gelände aufmerksam gemacht, erzählte er bei einem Termin vor Ort. "Ich habe direkt gedacht: Eine Wohnbebauung ist hier Quatsch. Das Gelände ist wie gemacht für einen Kindergarten."

Aus Interesse für die Immobilie hat Hoormann sich ohne Auftrag daran gemacht, einen möglichen Umbau zu planen. Einen Investor habe er schon an der Hand, sagt Hoormann. Bislang fehle aber ein möglicher Betreiber für den Kindergarten.

Doch allzu viel Zeit bleibt dem Architekten und seinem Geldgeber nicht. Es gebe einen weiteren Kaufinteressenten, bestätigte Werner Schui, Pressesprecher der Stadtwerke Bonn (SWB) gestern auf Anfrage. Noch in dieser Woche wolle der das verbindliche Kaufangebot einreichen. Offenbar handelt es sich um eine Familie, die das Gebäude an der Kreuzherrenstraße zum Wohnen nutzen möchte.

Die Immobilie ist Eigentum der Elektrischen Bahnen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises (SSB). Die Stadtwerke Bonn versuchen seit Jahren, das ehemalige Stationsgebäude für die SSB zu verkaufen. Kein leichtes Unterfangen für die SWB-Immobilienabteilung.

Das Gebäude liegt direkt an den Bahngleisen der Stadtbahn 62, zudem kaum 50 Meter von der DB-Trasse entfernt, das mehr als 100 Jahre alte Mauerwerk ist zum Teil feucht, außerdem steht es unter Denkmalschutz.

Wollten die SWB 2012 noch mindestens 335 000 Euro für das Wärterhaus haben, sind sie inzwischen mit dem Preis auf 240.000 Euro heruntergegangen. Auch das ehemalige Wasserwerk und Gefängnis an der Königswinterer Straße 803 sind bislang nicht verkauft. Für diese SWB-Immobilien gebe es ebenfalls einen neuen Kaufinteressenten, der eine Bauvoranfrage gestellt habe, so Schui. Der Verkauf könne bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein. Einen dritten ungenutzten SSB-Altbau, den sogenannten evangelischen Bahnhof an der Teichstraße 5 in Oberkassel, waren die SWB im vergangenen Jahr losgeworden.

In dem 65 Quadratmeter großen denkmalgeschützten Stationsgebäude, das gründlich saniert werden muss, will Architekt Hoormann die Verwaltung, einen zusätzlichen Aufenthaltsraum und Abstellräume unterbringen. Daneben soll ein Neubau entstehen, der Platz für zwei Gruppen biete, eine für Kinder unter drei Jahre, eine für über Dreijährige.

Zwei Stockwerke und ein Staffelgeschoss sehen die Planungen vor. Die Gesamtfläche des Grundstücks von 1088 Quadratmetern lasse genug Platz für Außenanlage und Spielflächen. Um dem Denkmalschutz gerecht zu werden, würde Hoormann beide Gebäude durch ein eingeschossiges, gläsernes Foyer verbinden, das über eine Brücke an die höher gelegene Kreuzherrenstraße angeschlossen werden soll.

Dass die Bahnschienen in unmittelbarer Nähe der Nutzung des Geländes als Kindergarten entgegenstehen, glaubt Hoormann nicht. "Ich glaube, dass der Lärm bei einem Kindergarten nicht so eine große Rolle spielt, wie wenn Menschen in dem Gebäude wohnen - denn Kinder machen ja selbst jede Menge Lärm."

Außerdem soll eine Lärmschutzwand aus Pflanzen entstehen. Grundsätzlich hätten Bauordnungsamt und Untere Denkmalbehörde keine Bedenken gegen einen derartigen Neubau, heißt in einem Infoblatt der SWB zur Immobilie. Erste Abstimmungen hätten stattgefunden, so das städtische Presseamt. Ein konkreter Bauantrag liege aber bislang nicht vor.

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