Kommentar zum Ledenhof-Gelände Ein Denkzettel für das "Denkmal"

Das von dem Investor Bonava an der Vilicher Stiftsstraße geplante inklusive Wohnquartier hat am Mittwochabend die vorletzte politische Hürde genommen: Die Mitglieder der Bezirksvertretung Beuel stimmten dem 40 Millionen Euro teuren Bauvorhaben auf dem sogenannten Ledenhofgelände zu – einstimmig und kommentarlos.

Politiker sind naturgemäß selten sprachlos. Sollte dieser Zustand der verbalen Leere doch einmal eintreten, muss es gravierende Gründe geben. So geschehen in der Beueler Bezirksvertretung: Demonstratives Schweigen statt Disput. Die Politiker waren es offensichtlich leid, fühlten sich beim Thema „Zukunft des Ledenhofs“ wohl zu unrecht gescholten.

Seit rund drei Jahren diskutieren und verhandeln Politik und Verwaltung mit Bürgern und Bauherren über das inklusive Wohnquartier in Vilich. Selten wurde ein Bauvorhaben in Beuel so transparent behandelt. Selten war ein Bauherr zu so vielen Zugeständnissen bereit. Und dennoch hagelt es seit Monaten Kritik und Vorwürfe.

Vor allem Carl-J. Bachem, Vorsitzender des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch, bewertet das Vorgehen von Verwaltung und Politik völlig anders und torpediert das Bauvorhaben mit allen Mitteln. Er wirft den Politikern vor, „Vilich zugrunde richten zu wollen“, der Stadt hält er „arglistige Täuschung“ vor.

Diese und ähnlich heftige Attacken führen selten zum Erfolg. Statt Dialog erreicht man mit so einer Strategie eine Blockade-Haltung auf der anderen Seite. Bachem ist unbestritten ein anerkannter und vielfach dekorierter Denkmalexperte und Lokalhistoriker, der sich mit der Rettung des Mehlemschen Hauses und des Bürgermeister-Stroof-Hauses selbst ein Denkmal gesetzt hat, aber bezüglich der Ledenhof-Bebauung hat er sich verrannt, die falsche Strategie gewählt. Wer etwas erreichen will, muss bekanntlich diplomatisch vorgehen und kompromissbereit sein. Das alles hat er vermissen lassen und damit die Tür für seine Anliegen zugeschlagen.

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