Geschichte einer Beueler Villa Ehemaliges Wohnhaus von Friedrich Breuer wird renoviert

Beuel · Das Haus Nummer 57 an der Friedrich-Breuer-Straße ist derzeit eingerüstet. Die Villa direkt am Rathausplatz ließ der Beueler Bürgermeister, Friedrich Breuer, 1902 im neugotischen Stil erbauen. Er wohnte – oder besser: residierte - dort rund 15 Jahre lang.

 Die Eltern Coletta und Wolfgang Richter mit Josefine und Josef Weis vor der Eingangstür.

Die Eltern Coletta und Wolfgang Richter mit Josefine und Josef Weis vor der Eingangstür.

Sein Herz hing nicht dran, auch nicht an Beuel. Die Villa stand zum Verkauf; Friedrich Breuer ging zurück in seine Geburtsstadt Köln. Für das Gebäude war es sicherlich von Vorteil, dass seither fast alles so geblieben ist, wie es früher war – die schmuckvolle Fassade und auch das imposante Treppenhaus.

Vor ihrem geistigen Auge sehen die heutigen Eigentümerinnen, die Schwestern Marion Löhe und Inka Noth, die in dritter Genration das Haus besitzen, die Szenerie aus Kindertagen rund um den Rathausplatz. „Hinter unserem Elternhaus war ein Garten mit Hühnerstall, durch den wir weiter durch eine leerstehende Gärtnerei in den Volksgarten mit den damals schon alten Kastanien gehen konnten. Dort haben wir gespielt“, erinnert sich die 63-jährige Inka Noth.

Inzwischen lebt die vierte Generation in der Villa

„Auf dem Platz stand ein Denkmal, um das herum wir Nachlaufen spielten. Das heutige Rathaus gab es noch gar nicht“, fügt die 69-jährige Marion Löhe hinzu. Die beiden haben Baubeginn und Einweihung am 27. September 1962 miterlebt, bevor sie 1965 mit den Eltern wegzogen. „Aber Teile der Familie haben immer in dem Haus gewohnt“, sagt sie. Mittlerweile sind es die Söhne der beiden Schwestern – also die vierte Generation.

Eingekauft wurde in den Geschäften in der Nachbarschaft. Beim Metzger Rosenberg an der Rathausstraße, im Milchladen von Frau Lohausen, „die auch leckeren Joghurt mit Früchten zubereitete“, im Anglergeschäft der Familie Broich, im Schreibwarenladen Struck oder Schmuck bei der Nachbarin Röschen Zerres. Das Bier für den Großvater holten sie in der Gaststätte auf der anderen Straßenseite. Dort befindet sich heute ein Supermarkt. „Nachmittags mussten wir mit dem Hund raus. Dann ging ich mit meiner Mutter zur Anlegestelle am Rhein. Am Büdchen durfte ich mir ein Eis aussuchen oder drei Teile Süßes“, berichtet Inka Noth. Die Straßenbahn rumpelte so wie heute auch über die Friedrich-Breuer-Straße. „Autos fuhren aber nur ganz wenige.“

Logenplatz beim Weiberfastnachtszug

Und ob sich die Schwestern an den Weiberdonnerstagsumzug erinnern! „Wir hatten auf dem Balkon einen Logenplatz. Und ich weiß noch genau, dass der Opa immer Würstchen an der Angel in die Menge hielt, nach denen die Kinder schnappten“, sagt Marion Löhe. In den 1930er Jahren kauften Josef und Josefine Weis, die Großeltern von Marion und Inka, das Haus. Weis war Bauingenieur aus Oberkassel. 1933 gestaltete er einen Teil des Parterre zum Eckgeschäft um. Seine Frau Josefine war Putzmacherin und stellte dort ihre Hüte aus.

In der Folge waren dort ein Brautmodengeschäft, eine Änderungsschneiderei und ein Weinladen untergebracht, den es heute noch gibt. Josef Weis´ einzige Tochter Coletta heiratete den Chirurgen Wolfgang Richter. Mit den Eltern und einer Tante wohnte das Ehepaar in der mehrstöckigen Villa.

Die beiden Töchter Marion und Inka wurden im Haus geboren. Sie haben ein Fotoalbum zusammengestellt, das nicht nur Familiengeschichte, sondern auch die Vergangenheit der Villa zeigt. Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg haben der Villa die hübschen Türme und den Dachgarten gekostet. Ansonsten bescheinigen die Denkmalschützer, dass die „wesentlichen Ausstattungsmerkmale weitgehend erhalten“ blieben. Die letzte Renovierung der Villa liegt 30 Jahre zurück.

Das Mauerwerk hat einige Schäden. „Wir sind in Abstimmung mit den Denkmalschützern, was die farbliche Gestaltung anbelangt“, erläutert Dieter Noth. Reinweiß wird die Fassade nicht, eher lichtgrau mit weißen Absätzen. Die zahlreichen Wappen, die im Auftrag des Bürgermeisters Friedrich Breuer angebracht wurden, sollen hervorgehoben werden. Noth rechnet Ende Juni mit dem Abschluss der Sanierung, dann wird das Gerüst abgebaut.

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