Tiere in Bonn und der Region Die Wildkatze erobert das Siebengebirge

OBERKASSEL · Der Biologe Philipp Schiefenhövel berichtet über die bis zu einen Meter langen Wildkatzen. Mittlerweile sind sie im Siebengebirge zu Haus und kommen bis zu Bonner Stadtgrenze.

 Eine Wildkatze kauert zwischen Felsen.

Eine Wildkatze kauert zwischen Felsen.

Foto: Philipp Schiefenhövel

Noch sehr gut erinnert sich Philipp Schiefenhövel an jenen Tag im Oktober 2010: Der Diplom-Biologe hatte etwa ein Jahr zuvor begonnen, sich mit der Verbreitung der Wildkatze im rechtsrheinischen Raum, insbesondere im Westerwald, zu beschäftigen, da kam die Nachricht, dass auf der Langemarckstraße zwischen Oberkassel und Vixel eine Raubkatze tot am Straßenrand gefunden wurde – von einem Auto überfahren.

Wie sich später herausstellte, hatte die Wildkatze das mütterliche Revier im nördlichen Rheinland-Pfalz verlassen und war über die Landesgrenze nach NRW gewandert. Das am Bonner Stadtrand verunglückte Tier war die erste Wildkatze, die im Siebengebirge gesichtet wurde. „Im Laufe der Jahre sind einige weitere Wildkatzen hinzugekommen“, sagt Schiefenhövel.

Im evangelischen Jugendheim Oberkassel berichtete der Naturschutzreferent der Will und Lieselott Masgeik-Stiftung am Dienstagabend, wie die Wildkatze im Laufe der Jahre ihr Revier im Siebengebirge und Westerwald zurückerobert hat.

Wildkatzen wurden vom 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts intensiv gejagt, seit 1934 sind sie ganzjährig geschützt. „In den vergangenen 20 bis 30 Jahren hat sich die Wildkatze wieder in den Wäldern ausgebreitet, in denen sie auch historisch vorkam und viele Bereiche in NRW wiederbesiedelt“, berichtete Schiefenhövel.

Genetischer Nachweis im Siebengebirge

2012 folgten erste genetische Nachweise der Tiere im südlichen Siebengebirge. Die Gesamtzahl in der Region sei schwer zu schätzen, so Schiefenhövel. Im lange Zeit unbesiedelten Kottenforst leben heute geschätzt 50 Wildkatzen.

Im Gegensatz zur Hauskatze zeichnen sich die Tiere mit einer Körperlänge von bis zu einem Meter durch eine verwaschene Tigerung aus, zudem sind Nackenstreifen typisch für Wildkatzen. Die wärmeliebenden Katzen suchen sich oftmals Orte, die ihnen Versteckmöglichkeiten zur Aufzucht ihrer Jungen bieten. „Wildkatzen leben nicht nur in Wäldern. Beliebte Aufenthaltsorte sind Steinbrücken, wo wenige Menschen vorbeikommen, oder Bachtäler, in denen sie sich verstecken können“, sagte Schiefenhövel.

Das Siebengebirge, so schätzt er, würde Platz für 20 bis 30 Katzenreviere bieten. „Es ist zu erwarten, dass sich die Wildkatze weiter ausbreiten wird“, sagte der Biologe. Den Ennert hingegen meide sie bisher: „Die Wildkatze braucht einen Lebensraum, in dem sie nicht gestört wird. Im Ennert gehen zu viele Leute spazieren“, sagte Schiefenhövel. Hauptproblem bei der Ansiedlung der Wildkatzen sei, dass die Lebensräume hier in der Region zu sehr durch Straßen geteilt seien.

„Der Plan ist, dass mehr Grünbrücken gebaut werden, so dass die Tiere von einer Seite der Autobahn auf die andere wandern können, ohne den Wald verlassen zu müssen“, meinte Schiefenhövel. Passanten, die eine Wildkatze am Straßenrand sehen, rät er, diese dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland zu melden, damit das Vorkommen der Tiere dokumentiert werden kann. Wenn man eine verletzte Wildkatze entdeckt, sollte man diese am besten einer Wildtierauffangstation melden. Diese gibt es beispielsweise auf dem Retscheider Hof in Bad Honnef.

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