Immer weniger Mitglieder Die Sterbekassen in Bonn sterben aus

HOLZLAR · Dass sich der Mitgliederbestand einer Sterbekasse durch Sterbefälle reduziert, klingt eigentlich nicht erstaunlich. Dennoch kann es ein Problem bedeuten.

Denn nur, wenn mehr neue Mitglieder der Sterbekasse beitreten, als Sterbefälle und andere Abgänge selbige belasten, kann das System dauerhaft funktionieren. Die "Sterbekasse Pützchen, Bechlinghoven, Holzlar, Kohlkaul" hatte am Mittwochabend zur Mitgliederversammlung in das "Blaue Haus" des Gemeindezentrums der Nommensen-Kirche eingeladen und der Versammlungsraum war nicht gerade überfüllt. "Das ist aber eher dem heißen Wetter geschuldet", erklärte der Geschäftsführer der Kasse, Karl Ecker. "Wir haben aktuell immerhin 718 Mitglieder."

Überalterter Mitgliederstamm und sinkende Zinserträge

[kein Linktext vorhanden]Dennoch appelliert er an die Anwesenden, ihre Partner, Kinder oder Enkel anzumelden: "Nur so wird ein positiver Trend in der Mitgliederentwicklung erkennbar werden - die Sterbekasse kann nur von innen heraus weiter bestehen", erklärte er. Die Pützchener Kasse ist die letzte von ehemals fünf Sterbekassen in Bonn - ein überalterter Mitgliederstamm und sinkende Zinserträge haben der Idee zugesetzt. Das war 1923 noch ganz anders: Die Wirtschaft lag am Boden, der Staat war pleite. Um die Schulden bei den Siegermächten zu begleichen, wurde die Notenpresse angeworfen - mit fatalen Folgen. Deutschland geriet in eine schwere Inflation. "Aus der allgemeinen Notlage heraus wurde die Begräbnishilfe gegründet, um sich gegenseitig bei den Kosten für ein Begräbnis zu unterstützen", erläuterte Ecker.

Die Sterbekasse ist ein kleiner Versicherungsverein, der dem Regierungspräsidium Köln als Aufsichtsbehörde untersteht: "Alle fünf Jahre - das nächste Mal zum Jahreswechsel - muss ein versicherungsmathematisches Gutachten in Auftrag gegeben werden", so Ecker weiter. Darin empfiehlt ein Gutachter die Höhe des Sterbegeldes und des Jahresbeitrags. "Wenn wir die aktuelle Kapitalentwicklung betrachten, sollte auch beim nächsten Mal wieder eine ansprechende Erhöhung des Sterbegelds möglich sein."

Das Sterbegeld beträgt derzeit 550 Euro

Das Sterbegeld beträgt derzeit 550 Euro, der Jahresbeitrag ab dem vollendetem 15. Lebensjahr sechs Euro. Kinder sind - gemeinsam mit einem vollzahlenden Mitglied - bis zu ihrem 15. Lebensjahr kostenfrei versichert. Das maximale Eintrittsalter ist 40 Jahre.

"Bei einer Neuanmeldung ab dem 26. Lebensjahr erheben wir einen einmaligen Betrag von 50 Euro, der dann gestaffelt wird: Ab 31 Jahren liegt er bei 80 Euro und ab 36 Jahren bei 110 Euro", erklärte der Vorsitzende Jürgen Fredrixen. Jedes Mitglied kann bis zu zwei Versicherungen abschließen. "Das Sterbegeld reicht natürlich nicht, um eine Beerdigung zu bezahlen, die ist um ein Vielfaches teurer. Es bietet aber eine zusätzliche finanzielle Unterstützung."

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