Interview mit Heinz-Peter Ebert Die Stadtpatronin als Miniatur

BEUEL · Als Spielzeug haben Zinnfiguren ausgedient. Schließlich enthalten die Legierungen Blei. Doch die Tradition lebt fort als Hobby begeisterter Sammler wie Heinz-Peter Ebert.

 Heinz-Peter Ebert mit der Gussform aus Schiefer.

Heinz-Peter Ebert mit der Gussform aus Schiefer.

Foto: Leif Kubik

Der pensionierte Beamte nennt etliche Tausend der kleinen Figuren sein Eigen und betätigt sich auch selber als Herausgeber. Pünktlich zum 1000-jährigen Todestag der Heiligen hat er nun eine Zinnfigur von Sankt Adelheid herausgebracht. Mit dem begeisterten Sammler und aktiven Heimatforscher sprach Leif Kubik.

Gibt es eigentlich heute noch Kinder, die mit Zinnsoldaten spielen?
Heinz-Peter Ebert: Das weiß ich auch nicht so genau - ich kenne jedenfalls keine. Für die Jüngsten würde man das heute wohl auch sehr kritisch sehen, da die Legierungen einen Bleianteil enthalten und daher auf keinen Fall in den Mund genommen werden sollten. Viele machen aber auch den Fehler von "Zinnsoldaten" zu sprechen. Wir sammeln jedoch kulturhistorische Zinnfiguren und sind mit der rein militärischen Assoziation gar nicht so glücklich. Wobei in der Entstehungsgeschichte der Spielzeugfiguren in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts das Soldatenthema schon sehr dominant war.

Wer beschäftigt sich denn dann heute mit Zinnfiguren?
Ebert: Zinnfiguren sind das Hobby alter Männer. Was schade ist - aktuell sind maximal zehn Prozent der Sammler weiblich. Die Faszination des alten Jungen-Spielzeugs spricht offenbar immer noch mehr männliche als weibliche Sammler an.

Was ist denn eigentlich so faszinierend an diesen kleinen Metallfigürchen?
Ebert: Ganz eindeutig die Geschichte. Ich zum Beispiel wurde vor über dreißig Jahren "angefixt", als ich mit meiner Frau in München in einem Antiquitätenladen eine 100 Jahre alte Spanschachtel mit der Aufschrift "Watende Preußen" entdeckt habe. Als ich die öffnete, habe ich mich gefragt, wer wohl ihr erster Besitzer gewesen sein mag. Besonders originell fand ich, dass die Zinnsoldaten in unterschiedlichen Größen zusammenstellt waren - ganz als ob sie tatsächlich durch ein Gewässer waten würden. Seither hat mich eine Begeisterung gepackt, die meine Frau schon manchmal als Obsession bezeichnet.

Macht also so ein Hobby einsam?
Ebert: (Lacht) Nein, überhaupt nicht. Zum einen tauschen wir Sammler uns regelmäßig aus und treffen uns. Und zum anderen bin ich auch im Denkmal- und Geschichtsverein Bonn rechtsrheinisch aktiv. Auch meine Frau teilt durchaus viele Aspekte meiner Leidenschaft: Sie hat zum Beispiel eine der Adelheidis-Figuren bemalt - und das mit viel Geschick.

Sie haben gerade eine kleine Edition der Bonner Stadtheiligen Adelheid herausgebracht. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Ebert: Wie gesagt, Zinnfiguren waren nie auf die Darstellung von Soldaten beschränkt. Ich habe hier in meiner Sammlung eine wunderbare Darstellung von Miles Davis und oder ein kleines Diorama, das den Überfall des "Fetzers" darstellt, eines Ende des neunzehnten Jahrhunderts recht aktiven Räubers im Westerwald. Als ich von dem Jubiläum gelesen hatte, kam bei mir sofort die Idee, Adelheid in Zinn zu gießen.

Ist es schwierig, eine solche Idee zu verwirklichen?
Ebert: Als langjähriger Sammler bin ich ja bestens verdrahtet. Ich habe mich dann an Werner Otto aus Delitzsch gewandt, der die Zeichnung und Gravur perfekt umgesetzt hat. In Ermangelung von authentischen zeitgenössischen Abbildungen habe ich das Altarbild des Kirchenmalers Robert Hieronymi aus dem Jahr 1921 als Vorbild ausgewählt. Auf dem Heiligenschein hat der Künstler in Großbuchstaben den Namen "Sancta Adelheidis" gemalt, was bemerkenswert ist, weil damals ja noch gar keine Heiligsprechung erfolgt war.

Zur Person

Heinz-Peter Ebert ist aktives Mitglied des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch und Vorsitzender der Klio-Landesgruppe Rheinland-Süd. Die nach der Muse der Geschichte benannte Gesellschaft der Freunde und Sammler kulturhistorischer Zinnfiguren ist der wichtigste Zusammenschluss von Sammlern in Deutschland. Weitere Informationen findet man auf www.klio-rheinland-sued.de.

Die 54 Millimeter große Zinnfigur kann unbemalt ab sofort für fünf Euro unter Tel. 02 28 /48 55 30 bestellen bestellt werden.

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