Kommentar Die Nerven liegen blank

Die Diskussionen über die richtigen Inhalte für die finanzielle Gesundung Bonns sind an einem bedenklichen Tiefpunkt angekommen.

Dass die dringend notwendigen Sparbemühungen des Kämmerers und des Oberbürgermeisters Parteien über die Sinnhaftigkeit einzelner Vorschläge streiten lassen, ist bekannt und nachvollziehbar. Und dass die vier Bonner Stadtbezirke sich oftmals mehr oder weniger vereint gegen die Rotstift-Bestrebungen aus dem Stadthaus formieren, verwundert auch niemanden mehr. Dass aber altgediente Fraktionskollegen, dazu noch aus demselben Stadtbezirk, beim Bemühen um eine nachhaltige Sparpolitik auf Konfrontationskurs gehen, beweist, wie blank die Nerven liegen.

Georg Fenninger, Beueler Stadtverordneter und Geschäftsführer der CDU-Ratsfraktion, ist die Alleingänge in den Stadtbezirken leid, kann das Lamentieren über finanzielle Benachteiligungen nicht mehr hören. In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Beuel meldete er sich erst spät zu Wort, dafür aber mit einem Paukenschlag. Er schonte auch die Kollegen seiner eigenen Partei nicht, warf ihnen vor, falsche Berechnungen bezüglich des Sparpotenzials bei den Büchereien aufzustellen. Das saß, er hatte seinem Ärger Luft gemacht.

Das wiederum ärgerte seinen Fraktionskollegen im Stadtrat, den Beueler Bezirksbürgermeister Guido Déus. Der gebürtige Beueler ist willens, den bei diesem Thema bislang nach außen präsentierten Fraktionsfrieden im Stadtrat zu brechen. Er kündigte an, notfalls in anderen Fraktionen nach Stimmen zu fischen, um die Rettung der Bezirksbibliothek im Brückenforum zu sichern.

Egal, ob es sich um die Wehrhaftigkeit der Bad Godesberger, der Beueler, der Hardtberger oder der Alt-Bonner handelt: Der seit Jahrzehnten andauernde Streit um die richtige Sparpolitik in der Bundesstadt zeigt, dass die Narben der zwangsverordneten Eingemeindung seit 1969 ununterbrochen deutliche Störsignale aussenden. Das weltoffene Bonn scheint als UN-Standort eher mit den unterschiedlichsten Nationen zusammenarbeiten zu können als mit den eigenen vier Stadtbezirken.

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