Der Retter von Pützchens Markt

Straßen in Beuel: Johann Ignaz Schnorrenberg war der erste hauptamtliche Bürgermeister Vilichs

Neu-Vilich. (ahk) Er galt als fleißig, pflichtbewusst, kompetent - und kampflustig war er wohl auch. Denn überliefert ist, wie Johann Ignaz Schnorrenberg 1856 Pützchens Markt "rettete". Landrat von Sandt wollte auf eine königliche Verfügung hin das bunte Treiben vom ersten Wochenende im September auf die Wochentage danach verlegen.

Das aber war mit dem Vilicher Bürgermeister nicht zu machen. Der befürchtete, dass die Terminverlegung das Ende des beliebten Marktes bedeuten würde und setzte sich mit Erfolg dafür ein, dass Markt und Termin erhalten blieben.

Das ist aber wohl nicht der einzige Grund dafür, dass die Beueler eine Straße nach ihm benannten. Erstmalig findet sich der Name Schnorrenbergstraße im Bonner Adressbuch 1932/33. Heute verbindet sie die Gerhard- und die Schevastestraße und führt durch ein Wohngebiet mit Einfamilienhäusern.

Zur Zeit des Konfliktes mit dem Landrat lebte Schnorrenberg, der erste hauptamtliche Bürgermeister Vilichs, schon fast zehn Jahre in der Gemeinde. 1847 kam der 1823 geborene Bauernsohn aus Sechtem als Sekretär des damaligen Bürgermeisters Gabriel Pfingsten nach Vilich. 1851 stieg er zum Beigeordneten auf, 1855 wurde er selbst Bürgermeister.

Zwei Jahre später heiratete er eine Verwandte seines Vorgängers. Die beiden kauften sich ein Herrenhaus in der Nähe des Schevastehofes (wo sein Amtsvorgänger residierte) - nach den alten Eschen im Garten bekam das Haus den Namen Eschenhof - und Schnorrenberg machte sein Wohnhaus zum Amtssitz. Viele Aufgaben warteten auf ihn, denn in seine Amtszeit fiel die beginnende Industrialisierung der Gemeinde. Neben der Armenfürsorge waren das unter anderem die Wasserversorgung sowie der Straßen-, Schul- und Eisenbahnbau.

Wegen eines schweren Augenleidens gab Schnorrenberg mit 68 Jahren sein Amt auf. Die Arbeit seines Nachfolgers Friedrich Breuer konnte er aber noch einige Jahre verfolgen. Der hatte die Zeichen der Zeit erkannt, nämlich dass die Zukunft der Gemeinde nicht in Vilich lag, sondern in Beuel-Combahn; schon im Dezember 1891 beantragte Breuer die Verlegung seines Amtssitzes nach Beuel. Ignaz Schnorrenberg starb 1900.

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