Musikinstrumente Der Hammer trifft nur noch eine Saite

BEUEL · Es sieht ganz und gar nicht aus wie ein normales Klavier. Und für das musikalisch geschulte Ohr klingt es auch nicht so. Unlängst war Klavierbaumeister David Klavins zu Gast an seiner früheren Wirkungsstätte im Bonner Klavierhaus Klavins, um dort mit dem Una Corda Piano seine neueste Konstruktion zu präsentieren.

 David Klavins gibt eine Klangkostprobe des von ihm konstruierten Tasteninstruments.

David Klavins gibt eine Klangkostprobe des von ihm konstruierten Tasteninstruments.

Foto: Max Malsch

"Im Vergleich zu herkömmlichen Klavieren klingen die einzelnen Töne beim Una Corda Piano sehr viel reiner", erklärte Klavins. Der Grund dafür ist seine besondere Bauweise bei der eine bedeutende Neuerung darin besteht, dass jeder Ton mit nur einer Saite auskommt.

Anders als bei herkömmlichen Klavieren treffen die Hämmer beim Una Corda stets nur eine anstatt der üblichen drei Saiten. "Dadurch wird ein besonders sauberer Gesamtklang erzeugt und das Risiko hörbarer Verstimmungen gemindert", so Klavins.

Durch die reduzierte Saitenspannung konnte beim Una Corda Piano zudem ein wesentlich dünnerer und flexiblerer Resonanzboden verwendet werden, was den Klang ebenfalls bedeutend verändert.

Besonders auffällig ist darüber hinaus die äußere Erscheinung des Klaviers. Anstelle der gewohnten Holzverkleidung konstruierte Klavins einen Rahmen aus Edelstahl, der das Una Corda Piano fast ein wenig futuristisch wirken lässt.

Sinn und Zweck seiner neuesten Erfindung sei es gewesen, ein Klavier zu konstruieren, bei dem die Funktion als Musikinstrument im Vordergrund stehe und das gleichzeitig eine besonders praktische Handhabung ermögliche, erklärte Klavins.

"Ich beobachte immer wieder, dass das Klavier in vielen Haushalten zu einem dekorativen Möbelstück verkommt. Für viele ist das Aussehen wichtiger als der Klang. Mir persönlich ging es darum, durch das Una Corda Piano den instrumentellen Charakter des Klaviers in den Vordergrund zu stellen", beschrieb der Klavierbaumeister seine Motivation.

Der gebürtige Bonner kann nur schwer akzeptieren, dass sich der zeitgenössische Klavierbau mit den konstruktiven Kompromissen des ausgehenden 19. Jahrhunderts zufrieden gibt. Er selbst begreift sich als Pionier mit dem Ziel, den Klavierbau zu revolutionieren.

Dies gelang ihm bereits vor 25 Jahren, als er mit dem berühmten Modell 370 das größte Konzertklavier der Welt erschuf und es damit sogar ins Guiness-Buch der Rekorde schaffte.

Ebenso freute es ihn, als ihn zu Beginn des Jahres der Pianist Nils Frahm zu seiner neuesten Erfindung inspirierte und ihn mit dem Bau des Una Corda Pianos beauftragte. Bereits am 10. Juni feierte das Una Corda als musikalische Weltneuheit Premiere in Berlin, bevor es dann am Samstag für seine NRW-Premiere auch nach Bonn kam.

Anlässlich seines 60. Geburtstags entschied sich der Klavierbaumeister, der sich mittlerweile in Balingen selbstständig gemacht hat, am Samstag seine alte Heimat Bonn zu besuchen. Dort nutzte er im Beisein seiner Familie die Gelegenheit, seine neuste Konstruktion in dem von ihm 1978 gegründeten Klavierhaus zu präsentieren.

Dabei stellte Klavins auch gleich sein Talent als Pianist unter Beweis und gewährte den Zuhörern kleinere Klangkostproben auf dem Una Corda. Für Interessierte plant der Klavierbauer, das knapp 10 000 Euro teure Piano künftig in einer kleinen Serie in seiner Klaviermanufaktur anfertigen zu lassen.

Mehr Informationen zum Una Corda Piano gibt es im Internet unter www.klavins-pianos.com

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort