Hilfseinsatz in Dehli Der Beueler Max Baum vermisst "seine" herzlichen Kinder

BEUEL · "Ich wollte etwas tun, was noch keiner in der Familie gemacht hat", sagt Max Baum mit schüchternem Lächeln. "Und das ist gar nicht so leicht, wenn man der jüngste von vier Söhnen ist."

 Max Baum aus Beuel hat vier Wochen bei einem Freiwilligenprojekt Kinder und Jugendliche in Dehli betreut und sich mit ihnen beschäftigt. Das Foto zeigt eine Klasse beim Unterricht.

Max Baum aus Beuel hat vier Wochen bei einem Freiwilligenprojekt Kinder und Jugendliche in Dehli betreut und sich mit ihnen beschäftigt. Das Foto zeigt eine Klasse beim Unterricht.

Foto: Max Baum

Doch mit seinem Hilfseinsatz an einer Schule in Delhi, der zweitgrößten Stadt Indiens, hat der 23-jährige Beueler nicht nur seine Brüder beeindruckt, sondern auch Gutes getan.

Vier Wochen lang betreute er in einem VoluNation-Freiwilligenprojekt Kinder und Jugendliche bei ihren Hausaufgaben, malte und tanzte mit ihnen und vermittelte spielerisch ein wenig Deutsch. Dabei halfen ihm Hände und Füße ebenso weiter wie sein Schulenglisch.

Die prägendsten Eindrücke, die der Abiturient und gelernte biologisch-technische Assistent mit nach Hause zurücknahm, waren die Fröhlichkeit und die Zufriedenheit auch der Ärmsten. "Ich hatte für die Kinder Seifenblasen, Stifte und Hefte dabei, und die haben sich riesig darüber gefreut. Das unterscheidet sich schon sehr von dem Grad an Verwöhntheit, der bei uns vorherrscht."

Wer das behagliche kleine Haus mit der gut gestutzten Buchsbaumhecke sieht, in dem Baum bei seinen Eltern lebt, kann sich vorstellen, dass die Reise in die Elf-Millionen-Stadt trotz gründlicher Vorbereitung ein Riesenschritt für ihn war. "Ein paar schlaflose Nächte hat es mich vorher schon gekostet - zumal ich das erste Mal ganz alleine außerhalb Europas unterwegs war."

Im Freiwilligenwohnheim fand er dann aber schnell Anschluss an junge Leute aus Spanien, Schweden und Belgien. "Mein Englisch habe ich durch die Kontakte ganz schön verbessert", stellt Baum zufrieden fest. An den Wochenenden unternahm er mit den anderen Projekthelfern Ausflüge ins Umland. "Einmal sind wir drei Stunden mit dem Zug zum Taj Mahal gefahren. Zum Glück saßen wir drinnen, aber unser Waggon war so vollgestopft und menschenbehangen, wie ich es aus den Medien kannte."

Immer wieder seien während der Reisen neugierige Inder auf ihn zugekommen, um Fragen zu stellen und seine rotblonden Haare anzufassen. "Gewöhnungsbedürftig, aber nett gemeint", lächelt Baum, "deshalb habe ich das einfach ausgehalten."

"Seine" Kinder vermisst er auch sechs Wochen nach seiner Rückkehr noch manchmal, weil sie so herzlich waren und ihm Einblicke gewährten, die er als Tourist nie hätte sammeln können. "Manche haben mich mitgenommen, um mir ihr Zuhause in den Slums zu zeigen: Hütten ohne Fenster und Türen, gerade mal mit ein paar Vorhängen geschützt. Wer das sieht, blickt noch mal anders auf Deutschland und sein eigenes Leben".

Das von Max Baum steht ab sofort im Zeichen der Studienplatzsuche. An Realschulabschluss, Laboranten-Lehre, Abitur, Bundesfreiwilligendienst und Indienaufenthalt will der zielstrebige Viertgeborene nun die Universität anschließen, um Biologie- und Chemielehrer zu werden.

VoluNation

VoluNation ist eine Organisation für Freiwilligenarbeit in Afrika, Asien und Südamerika. Sie vermittelt Kinderhilfs- und Naturschutzprojekte an Jugendliche ab 17 Jahren und Erwachsene jeden Alters, die sich in Englisch oder Spanisch verständigen können. Außer im medizinischen Bereich sind Vorkenntnisse nicht vonnöten. Die Kosten für Anreise und Unterkunft müssen von den Freiwilligen selbst getragen werden. Mehr Informationen gibt es unter volunation.com oder unter der Telefonnummer 030/220117455.

Nähere Hinweise zu dem Projekt, an dem Max Baum teilgenommen hat, sind hier zu finden.

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