Beuel Das große Aufräumen nach dem Unwetter

BEUEL · Einen Tag nach dem schlimmen Unwetter weicht das Wasser im Beueler Stadtbezirk langsam aus den Kellern. So waren am Freitag viele Bürger damit beschäftigt, beschädigte Gegenstände vor die Türe zu räumen.

 Auf Fehlersuche im Keller: In der Beueler Gesamtschule schauen sich zwei Elektriker den Trafo an, der durch den Wassereinbruch durchgebrannt ist

Auf Fehlersuche im Keller: In der Beueler Gesamtschule schauen sich zwei Elektriker den Trafo an, der durch den Wassereinbruch durchgebrannt ist

Foto: Max Malsch

"Obwohl wir nicht nur am, sondern auch auf dem Alten Rheinarm wohnen, war es nicht das Grundwasser, was uns getroffen hat", sagte Kristina Schmid, die mit ihrer Familie am Sonnenhang in Küdinghoven wohnt. Vielmehr habe sich bei ihr und ihren Nachbarn das Wasser über den Anschluss der Waschmaschine und die Lichtschächte seinen Weg gebahnt.

Ausräumen mussten Schmid und Ehemann Mirko Kaps Spiel- und Abstellkeller. Das Büro blieb zum Glück verschont. "Man hat jetzt noch mehr ein Gefühl dafür, wie dramatisch es erst im Osten gewesen sein muss", meinte Schmid. Beide hatten noch einen Appell an "bonnorange": "Da die Telefonleitungen überlastet sind, wäre es toll, wenn auch der Sperrmüll von Häusern mitgenommen würde, deren Bewohner nicht durchgekommen sind."

Ein, wenn man es so nennen kann, positiver Nebenaffekt des Unwetters: "Die gute Nachbarschaft hier hat sich noch einmal gezeigt", so Schmid. Denn während die besonders schlimm betroffenen Eltern die Keller säuberten, hätten andere Eltern auf dem großen Spielplatz auf alle Kinder aufgepasst, während diese im Wasser spielten.

Nur rund 45 Minuten hatte gestern die Gesamtschule Beuel geöffnet. "Wir haben keinen Strom, deshalb mussten wir die 1400 Kinder aus Sicherheitsgründen wieder nach Hause schicken", sagte Schulleiter Stefan Ludwig dem GA. An vielen Stellen habe es im Keller Wassereinbrüche gegeben, was zum Durchbrennen der Trafostation geführt habe. "Wegen des Notkrankenhauses unter der Aula gibt es zwar einen Notstrom über Batterie, aber der reicht auch nur für fünf Stunden", sagte Ludwig.

Damit am Montag wieder Unterricht stattfinden kann, kam in der Nacht zu Freitag ein großes Notstromaggregat aus Gießen an. "Unter voller Auslastung verbraucht es 3500 Liter Diesel und kann 19200 Kilowatt-Stunden Strom pro Tag liefern", sagte ein Mitarbeiter der Firma EKC. Das entspreche dem Verbrauch von 40 Einfamilien-Häusern. Bis die Elektriker das neue Transformatorensystem installiert haben, wird das Aggregat seinen Dienst tun.

Was der Zwischenfall die Stadt kostet, war am Freitag noch unklar. Dank des Aggregates konnte Ludwig am Freitagabend auch wie geplant die Abizeugnisse übergeben. Der Schulleiter selbst wirkte im Trubel der vielen Handwerker sehr gelassen: "Je größer das Chaos, desto ruhiger werde ich."

Zur Ruhe kamen die Oberkasseler am Donnerstag auch Stunden nach dem Unwetter nicht. Wie Peter Brandt dem GA schrieb, sei gegen 19.15 Uhr ein mächtiges Grollen zu hören gewesen. Zunächst habe er an einen Donner gedacht. "Danach rappelte und schepperte es - ähnlich, wie wenn Glascontainer geleert werden", so Brandt. Als er rausgeschaut habe, habe er gesehen, dass ein mächtiges Stück aus der Felswand an der Rabenlay herausgebrochen sei.

"Durchsickerndes Wasser dürfte die Basaltsäulen vom Hauptmassiv abgelöst haben", meint Brandt, der das Geschehen auch in seinem Blog brandtlog.wordpress.com zeigt. Weitere Abbrüche stünden zu befürchten, nachdem der Fels nun oberhalb der Abrisskante wie ein Dach hervorrage. Entwarnung gibt der Oberkasseler für die angrenzende Bebauung: "Die Häuser in der Straße Am Stingenberg sind nicht unmittelbar gefährdet, da die abbrechenden Felsen in einer Mulde landen."

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