Stadt zeigt kein Interesse an Unterkunftsmöglichkeiten Das Hilfsangebot versandet

BEUEL · Wegen der anhaltenden Krisen kommen täglich neue Flüchtlinge nach Deutschland. Die Notunterkünfte sind überlaufen. Immer wieder wird, auch in Bonn, betont, dass eine dezentrale Unterbringung wünschenswert ist. Um weiteren Flüchtlingen eine Zuflucht bieten zu können, suche die Stadtverwaltung mit Nachdruck in der ganzen Stadt nach Unterkunftsmöglichkeiten, heißt es auf der städtischen Internetseite.

 Seine große, helle Wohnung in der Beueler Innenstadt wollte der Kölner Thorsten Kleinöder eigentlich zu einem verringerten Mietpreis Flüchtlingen zur Verfügung stellen. Doch daraus wurde nichts.

Seine große, helle Wohnung in der Beueler Innenstadt wollte der Kölner Thorsten Kleinöder eigentlich zu einem verringerten Mietpreis Flüchtlingen zur Verfügung stellen. Doch daraus wurde nichts.

Foto: Max Malsch

Thorsten Kleinöder wollte helfen. Der 52 Jahre alte Kölner bot der Stadt Bonn an, seine rund 125 Quadratmeter große Wohnung mitten in der Beueler Innenstadt an Flüchtlinge zu vermieten. Auf viel Interesse stieß er bei der Stadtverwaltung nicht.

Kleinöder arbeitet beim Erzbistum Köln. "Nicht zuletzt Kardinal Woelki hat immer wieder aufgerufen zu helfen. Ich dachte mir: Das kannst du nicht immer nur den anderen überlassen", sagt Kleinöder. Am 30. April wandte er sich an die Stadt Bonn. Zunächst habe es viel Zeit und Nerven gekostet, an den richtigen Ansprechpartner zu gelangen, berichtet Kleinöder. Als der endlich beim Städtischen Gebäudemanagement gefunden war, schickte Kleinöder Informationen zur Wohnung.

Anfang Mai wurden ein Besichtigungstermin für den 20. Mai ausgemacht. Dort habe es dann geheißen, die Wohnung sei zu groß. "Dabei hatte ich die Daten doch schon übermittelt. Weil die einzelnen Zimmer zu groß waren, kam dann der Vorschlag seitens der Stadt, ich solle doch Zwischenwände einziehen lassen."

Einen solch massiven Eingriff an seiner Wohnung lehnte Kleinöder aber ab. "Es wurde daraufhin vorgeschlagen, die Wohnung direkt an eine Flüchtlingsfamilie zu vermieten, die bereits Bleiberecht hat." Kleinöder willigte ein, war bereit, die Miete für die 125 Quadratmeter große, sanierte Wohnung samt Balkon und Kamin von 1309 auf 1059 Euro zu senken. "Die Stadt bat mich dann auch, die Familie im Alltagsleben zu betreuen. Das fand ich schon verwunderlich, erklärte mich aber auch dazu bereit."

Einen Tag nach der Besichtigung kam das Okay: Das Jobcenter habe den Konditionen zugestimmt. Nur noch über die Nebenkostenabrechnung müsse man sich einig werden. Die Stadt sagte zu, eine passende Familie aus den städtischen Unterbringungen zu suchen. Doch dann hörte Kleinöder wochenlang nichts mehr von der Stadt, auch nicht auf Nachfrage.

"Ich bin einfach sehr, sehr schockiert vom Vorgehen der Stadt Bonn. Es empört mich, wenn ich einerseits die Aufrufe der Stadt lese, private Vermieter mögen Wohnraum zur Verfügung stellen, andererseits die Erfahrung mache, dass bei der Stadt völlige Desinformation und Desinteresse vorherrschen", sagt Kleinöder.

Nachdem sich Kleinöder an die Medien gewandt hatte, kam sofort eine ausführliche Entschuldigung vom Amt für Soziales und Wohnen. Das Amt habe versucht, eine passende Familie für die Wohnung zu finden, was leider aufgrund der Wohnungsgegebenheiten nicht gelungen sei, sagte Stefanie Zießnitz vom städtischen Presseamt auf Anfrage.

Dass Thorsten Kleinöder darüber nicht zeitnahe informiert worden sei, sei bedauerlich. "Wenn die Wohnung nicht geeignet oder die zuständige Stelle überlastet ist, um sich um das Anliegen zu kümmern: meinetwegen. Aber das kann man doch ganz einfach sagen", so Kleinöder. Nach Wochen des Wartens hat er seine Wohnung anderweitig vermietet.

Zwar sei für die Wohnung von Thorsten Kleinöder keine passende Flüchtlingsfamilie gefunden worden, das bedeute aber keineswegs, dass die Stadt bei der Unterbringung nicht weiterhin auch auf private Vermieter angewiesen sei, so das Presseamt der Stadt.

Die richtige Ansprechpartnerin der Stadtverwaltung für solche Angebote sei Annkatrin Rothe vom Städtischen Gebäudemanagement, erreichbar unter Tel. 0228/77 22 71.

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