St. Martin in Beuel Christoph Dobat und Dirk Kohlhauf: Zwei Männer in Rüstung

BEUEL · Er ist einer der bekanntesten Heiligen und wird verehrt in der katholischen, evangelischen, orthodoxen und anglikanischen Kirche. Mit seinem Namen fest verbunden ist ein roter Mantel. Und auf seinen Namenstag am 11. November freuen sich nicht nur die Kinder.

 Zwei, die gerne als Sankt Martin unterwegs sind: In Beuel-Mitte schlüpft Christoph Dobat (rechts) in die Rüstung des Soldaten, in Pützchen übernimmt das Dirk Kohlhauf (links).

Zwei, die gerne als Sankt Martin unterwegs sind: In Beuel-Mitte schlüpft Christoph Dobat (rechts) in die Rüstung des Soldaten, in Pützchen übernimmt das Dirk Kohlhauf (links).

Foto: Max Malsch

Denn rund um dieses Datum wird er mit Laternenumzügen gefeiert: der heilige Martin. In Beuel haben die Martinsumzüge eine lange Tradition. Allein zwölf davon gibt es hier auch in diesem Jahr. Dafür basteln die Kinder Laternen, und die Bäcker backen jede Menge Weckmänner.

Diesem besonderen Tag fiebert auch Christoph Dobat entgegen. Denn er ist zum fünften Mal der Sankt Martin beim Umzug in Beuel-Mitte. Bevor es am 7. November um 17.15 Uhr losgehen kann, zieht er seine Rüstung an und steigt auf sein Pferd: "Im ersten Jahr hatte ich schon Angst vor dem riesigen Pferd. Doch als ich dann darauf saß, war es ein erhabenes Gefühl."

Der 36-jährige Lehrer an der Beueler Gesamtschule genießt den Blick von oben auf die Lichter und Laternen: "Ich bin der einzige, der diesen Blick hat. Es ist einfach faszinierend. Am Straßenrand stehen so viele Leute - vom Baby bis zur Oma winken mir alle zu."

Auf seinem Ritt durch die Beueler Straßen bis ins Stadion wird er von Pagen aus der fünften Klasse der Integrierten Gesamtschule (IGS ) begleitet. Sie tragen Umhänge und haben Käppchen auf dem Kopf. Im Stadion haben sie ihren großen Auftritt, denn Höhepunkt des Umzugs ist die Szene, die jedes Jahr aufgeführt wird und den heiligen Martin unsterblich gemacht hat.

"Seine berühmteste Tat war die Mantelteilung. Sie steht für seine Bescheidenheit und den Gedanken des Teilens", sagt Dobat. Der Legende nach soll der junge Soldat Martin in einer sehr kalten Winternacht vor den Toren der Stadt Amiens einem Bettler geholfen haben.

Martin hatte nichts zu essen und auch kein Geld bei sich. So zog er sein Schwert, teilte seinen Mantel und gab eine Hälfte dem frierenden Bettler. Diese Szene wird in vielen Umzügen nachgespielt.

Den Bettler im Beueler Stadion spielt in diesem Jahr zum zweiten Mal Kay Kirschner. Zuvor hatte Dieter Dresen 15 Jahre lang den frierenden Bettler dargestellt. "Wir schreiben in jedem Jahr einen neuen Dialog zu der Szene und bauen immer etwas Aktuelles ein. Dabei ging es schon um das Thema Arbeitslosigkeit, diesmal kommt vielleicht etwas zur Schuldenkrise. Schauen wir mal", sagt Dobat.

Neben dem Umzug hat der Beueler heilige Martin noch weitere Auftritte. "Ich besuche Kindergärten, Grundschulen und Sponsoren", sagt Dobat. Dabei denkt er sich für jede Gruppe eine Ansprache und Geschichte aus. Im Mittelpunkt steht immer das Teilen.

"Den Kleinen erkläre ich, dass man Süßigkeiten mit anderen teilen kann. Bei Schulkindern geht es zum Beispiel darum, dass man auch Wissen teilen kann", sagt der Lehrer.

"Es geht aber auch um Toleranz, alle Menschen sind gleich, egal welches Einkommen sie haben, welcher Religion sie angehören, ob sie behindert sind oder einen Migrationshintergrund haben. Ich möchte die Kinder an die wichtigen Werte erinnern. Dafür steht der Heilige Martin als Symbol."

Der Soldat und spätere Mönch ist eine Paraderolle für den verheirateten Vater einer Tochter. "Ich liebe Kinder und habe immer von einem Beruf geträumt, bei dem ich eine Woche im Kindergarten, eine Woche in der Grundschule und eine Woche in der weiterführenden Schule immer abwechselnd arbeiten kann. Als Sankt Martin wird der Traum wahr", sagt er.

Und auch das Verkleiden macht ihm Spaß, obwohl es viel Kondition erfordert. Denn die gesamte Rüstung mit Helm, Kettenhose und Mantel wiegt rund zehn Kilo.

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