Volles Zeughaus Buch "Rheinische Redensarten" in Beuel vorgestellt

REGION · 280 Gäste amüsieren sich köstlich bei Buchvorstellung der „Rheinischen Redensarten“ von GA-Kolumnist Jörg Manhold. Mit dabei waren Willi Baukhage, Willi Armbröster, Georg Cornelissen, Echt Bönnsch und die Bottemelech's Jonge.

Wenn der Rheinländer jauchzt und lacht, singt und schunkelt, dann ist Karneval. Oder Buchvorstellung. Allerdings muss es schon ein spezielles rheinisches Werk sein, das diese Gefühle auslöst. Bei der Präsentation der „Rheinischen Redensarten“, die GA-Redakteur Jörg Manhold gesammelt und jetzt in Buchform veröffentlicht hat, war das Interesse am Donnerstagabend enorm.

„Es gibt kaum eine Serie im General-Anzeiger, die so viel Resonanz hat“, sagte Manhold, als er von Moderator Willi Baukhage auf der Bühne im Zeughaus der Beueler Stadtsoldaten interviewt wurde. Die Leser hatten in den vergangenen zwei Jahren typische rheinische Redensarten eingeschickt, die Bedeutungen versucht zu erklären und über deren Ursprung philosophiert. Manhold arbeitete das Material auf, recherchierte und sorgte dafür, dass die Serie in den Zeitungsspalten ein Dauerbrenner wurde. „Denn in den Redensarten des Dialekts ist so viel Herz und Rhythmus drin, und das kann man gar nicht ins Hochdeutsche übersetzen“, so erklärte er sich den Erfolg.

Damit fühlten sich 280 Gäste, die im Zeughaus dicht gedrängt saßen, in ihrer tiefsten rheinischen Seele mehr als verstanden. Die Eintrittskarten für die Buchpräsentation waren kostenlos, aber man musste sich telefonisch anmelden. In knapp zwei Stunden waren alle Karten vergriffen gewesen – ein Wahnsinn. Das mag vielleicht auch am Beiprogramm gelegen haben, denn zwischen den Talkrunden standen etliche Unterstützer auf der Bühne. Die Bottemelech's Jonge, Bonns älteste Boyband, gerade erst mit dem Närrischen Löwen ausgezeichnet, sangen heimatliches Liedgut und ließen sich dafür feiern. Der Altmeister der Büttenrede, Willi Armbröster, reimte in seiner Paraderolle als Lehrer Welsch mit seinen 85 Jahren wie ein Jungspund und genoss den großen Beifall. Und auch Moderator Baukhage traf den Nerv, als er zusammen mit Andreas Gassewicz „Bönnsche Tön“ ins Mikro schmetterte. Alle Akteure traten übrigens ohne jegliche Gage auf, der GA wird sich mit einer kleinen Spende an das Heimatmuseum Beuel revanchieren.

Als wahre Rampensau entpuppte sich Sprachwissenschaftler Georg Cornelissen, promovierter Dialektforscher beim Landschaftsverband und damit immer im Dienst der rheinischen Sprache. Sein bisheriges Lieblingswort „Fisematenten“ kommt übrigens nicht aus dem französischen „Visite ma tente“ („besuche mein Zelt“), wie immer behauptet wird, sondern nachweislich von der Bedeutung „visimetent“, gemeint ist „dummes Zeug, aus der Luft gegriffen“. Aber so ist das mit den Rheinländern, sie schaffen sich manchmal ihre eigene Wirklichkeit. Als Cornelissen dann noch die „rheinische Verlaufsform“ erklärte, klopften sich 280 Gäste vor Vergnügen auf die Schenkel. „Dä hät en Äez am wandere“ ist nicht mehr und nicht weniger als eine liebevolle Bezichtigung („Der hat eine Erbse am wandern“), erklärte er, die eigentlich einen kleinen Defekt im Oberstübchen ausdrücken soll. Das Wörtchen „am“ signalisiere dabei, dass dieser Vorgang ein Weilchen dauere und auch noch nicht beendet ist – also die Verlaufs-Form.

Auch das Kapitel „rheinische Beleidigungen“ durfte natürlich nicht fehlen, weder im Buch noch beim Talk über eben dasselbe. Wo sonst kann man „fiese Möpp“ (gemeiner Hund), „Sackjeseech“ (Sackgesicht) oder „Stronzbüggel“ (Angeber) so anwenden, dass das Gegenüber einem nicht böse sein kann? Manholds Lieblingsbeleidigung ist übrigens “Nöttelefönes“, was einen notorischen Nörgler beschreibt, der selbst das Haar in der Suppe findet, wenn gar keine Suppe da ist.

Das Buch „Rheinische Redensarten – der rheinische Glücksratgeber“ von Jörg Manhold, Edition Lempertz, ISBN 987-3-96058-211-3, kostet 9,90 Euro und gibt es in den GA-Zweigstellen oder online unter diesem Link zu bestellen.

Die bisherigen Serienteile der "Rheinischen Redensarten" gibt es in unserem Special unter www.ga.de/rheinisch

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